Lost Secrets - 2
I
Mit klammen Fingern zitterte Heather die DVD in den Player und kontrollierte dann mit klopfendem Herzen die verriegelte Tür.
Sie schloss noch einmal die Augen und versuchte sich zu sammeln, um sich auf das vorzubereiten, was ihr auf diesem Bildschirm gleich begegnen würde. Dann hob sie die Lider und drückte auf Play .
Sekundenlang blieb der Fernseher schwarz, während Heathers Finger sich um die Fernbedienung krallten, so fest, dass sie knackte. Noch immer ohne Bild, war plötzlich ein Stöhnen zu hören; ihr Stöhnen, lustvoll und viel zu laut.
Hastig drehte sie den Ton leiser, bis sie kaum noch etwas hörte. Dann flackerte das Bild und zeigte nackte Haut, über die sich ein Schweißfilm zog. Und als die Kamera zurückzoomte, erkannte sie voller Schrecken ihr Muttermal, das sich auf ihrer linken Pobacke befand. Es bewegte sich rhythmisch.
Keine zwei Sekunden später sah sie vor sich, was sie beinah mehr gefürchtet hatte, als einen der blutigen Morde mitzuerleben: Es war sie selbst, auf allen Vieren, Mills, der sie von hinten nahm und dabei mit der roten Pinselspitze auf ihren Rücken zusteuerte.
Scham und Schmerz nahmen ihr die Luft, und als sie im Video lustvoll aufschrie, während Mills in sie eindrang, traten ihr die Tränen in die Augen.
Heather hatte das Gefühl, dass die ganze Welt über ihr zusammenbrach. Und Eric hatte all das gesehen; hatte sie gesehen, ihren nackten, sich windenden Körper, ihre wippenden Brüste, ihr rotes Haar, das Mills mit einer fahrigen Geste von ihrem Rücken schob, um sie bemalen zu können, während er sie heftig ritt.
Als die Pinselspitze ihren Rücken berührte, lenkte sie den Blick auf die zittrigen Striche; und erstarrte.
Er schrieb.
Voller Fassungslosigkeit erkannte sie, dass er etwas auf ihren Rücken schrieb. Hastig wischte sie sich die Tränen aus den Augen und versuchte die Demütigung ihres eigenen Körpers auszublenden, sich nur auf die Buchstaben zu konzentrieren, die er mit blutroter Tusche auf ihre schneeweiße Haut malte.
Kalte Angst überlief sie, als das Geschriebene Gestalt annahm und als er den Pinsel zur Seite warf und seine Stöße beschleunigte, konnte sie ihren Rücken genau sehen, auf den in blutroten Lettern stand.
Sie alle!
Bezahlen!
Für
DICH!
Heather spürte die Übelkeit in sich aufsteigen, hörte ihr eigenes Stöhnen, war paralysiert, unfähig das Ausmaß und die Bedeutung dessen zu begreifen, was sie sah.
Er hatte all diese Frauen getötet, sie gefoltert und brutal ermordet; ihretwegen. Und er wollte es ihr zeigen, wollte ihr zeigen, dass es ihre Schuld war. Dass sie diese Frauen und Männer auf dem Gewissen hatte!
Immer schneller bewegte er sich in ihr. Sie erinnerte sich schmerzlich genau daran, wie es gewesen war. Ihr Stöhnen wurde lauter, kehliger, und als sie kam, wandte Mills den Kopf, sah direkt in die Kamera. Und lächelte!
*
Nachdem sich Heather durch die Schreibtische und an sich wundernden Kollegen vorbeigekämpft hatte, erreichte sie endlich die Toilette, eilte in eine der Kabinen und tat das, was in ihrer Situation das einzig Angebrachte war: Sie brach zusammen.
Die Hände vors Gesicht gepresst, sank sie mit tiefen Schluchzern an der Wand hinab, blieb mit angezogenen Knien auf dem Fußboden sitzen und wurde von einem Weinkrampf geschüttelt, der sie das letzte bisschen Kraft kostete, das ihr nach diesem schrecklichen Anblick, dieser unfassbaren Schuld, die von nun an auf ihr lastete, noch geblieben war.
Was für einen furchtbaren Fehler hatte sie nur gemacht? Was für ein irres, perverses Monster hatte sie in sich gehabt. Mein Gott, es war noch keine 24 Stunden her, dass sie mit Mills zusammen gewesen war. Sie spürte ihn noch auf sich, roch ihn an sich. Es war wie ein Mal, das sie niemals abwaschen, niemals würde loswerden können.
Es gab nur einen einzigen Moment in ihrem Leben, wo sie sich so restlos niedergeschlagen und verloren gefühlt hatte. Und das war der Tag von Jakes Tod gewesen.
In diesem Moment wusste sie wieder, wie allein sie war; und immer sein würde.
„Ich dachte mir schon, dass du hier bist, MacLean.“
Erics Stimme ließ sie zusammenzucken. Als sie den Blick hob, sah sie ihn nur verschwommen. Obwohl sie schniefte und blinzelte, gelang es ihr nicht sich zu fassen. Es war ihr so grenzenlos peinlich, dass er sie so gesehen hatte, und seine mitfühlende Stimme war noch eine Unze mehr an Demütigung.
„Das …“ Ihre
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