Gottes Zorn (German Edition)
wenigen Schritten auf die Verandatreppe zu.
Ein lautes Klopfen ertönte, dann wurde auch schon die Haustür aufgerissen.
«Hallo, Joel! Bist du zu Hause?»
Im nächsten Augenblick stieg er über die Türschwelle und warf einen Blick in die Küche.
«Aah, du hast Kaffee aufgesetzt.»
Ächzend zog er sich die Stiefel aus und stand dann in Wollsocken da und grinste.
«Kalt draußen. Aber wenn man im Führerhaus ordentlich einheizt, wird es warm wie in ’ner Niggerhölle.»
Joel betrachtete sein wettergegerbtes Gesicht. Dieser stechende Blick bereitete ihm jedes Mal Unbehagen.
«Willst du ’nen Becher?», fragte er widerwillig.
Gunnar strich sich mit der Hand über seinen Dreitagebart und den sehnigen Hals.
«Eigentlich hab ich keine Zeit. Aber was soll’s, ’nen kurzen Augenblick kann man ja immer totschlagen …»
Er zog sich einen Küchenstuhl heran und setzte sich. Draußen vor dem Fenster brummte der Traktor noch immer im Leerlauf. Warum zum Teufel kann er nicht den Motor abstellen?, dachte Joel. Doch anstatt etwas zu sagen, goss er Kaffee in einen Becher und stellte ihn vor seinem Gast auf den Tisch. Gunnar pfriemelte mit öligen Fingern ein Stück Würfelzucker aus der Packung.
«Wohl noch zu früh für ’nen Kurzen, oder?»
«Viel zu früh», entgegnete Joel.
Gunnar nickte, als hätte er auch keine andere Antwort erwartet. Er sah sich um. Rührte frenetisch in seinem Becher, sodass der Löffel gegen den Rand schabte. Dann zog er die Oberlippe hoch und schlürfte den Kaffee zwischen zwei entblößten schmalen gelben Schneidezähnen. Plötzlich wies er mit dem Daumen auf Joels Laptop.
«Damit wirst du aber nicht reich.»
«Wahrscheinlich nicht …»
«Du solltest dir ’ne vernünftige Arbeit suchen.»
Er ließ seinen Worten ein zufriedenes Glucksen folgen. «Jeder Idiot glaubt, so vermögend zu werden wie dieser Mankell …»
Joel spürte, wie sich ihm der Magen zusammenzog.
«Wolltest du eigentlich irgendwas Bestimmtes, Gunnar? Wo du dir schon die Mühe gemacht hast herzukommen.»
«Nee, wollte mich nur vergewissern, dass alles in Ordnung ist. Und mein Beileid bekunden, denn das muss man ja wohl. Mårten und ich sind zwar nicht beste Kumpels gewesen, aber das wart ihr beiden ja auch nicht, wenn ich es recht verstehe, oder?»
«Wohl nicht», antwortete Joel etwas unsicher.
«Aber wenn ich schon mal hier bin, kann ich ja gleich die Miete einkassieren», fuhr Gunnar fort. «Ist ja schon drei Tage überfällig. Fünftausend Kröten, wie immer. In bar. Das ist billig für so ein großes Haus.»
Sein selbstgerechter Tonfall ging Joel auf die Nerven.
«Warum sagst du nicht, was du denkst?», zischte er. «Du hast doch erwartet, mich hier wie ’n Häufchen Elend am Boden vorzufinden!»
Der Vermieter setzte eine beleidigte Miene auf. Er kniff die Augen zusammen, ohne etwas zu erwidern.
«Der Kasten hat jahrelang leer gestanden», fuhr Joel aufgebracht fort. «Fünftausend ist der reinste Wucher. Für ’ne schimmelige verdammte Hütte! Und außerdem konnte ich bei diesem verfluchten Unwetter nicht zum Geldautomaten durchkommen. Das weißt du ja wohl …»
Mitten im Satz bedauerte Joel, dass er aufgebraust war. Er setzte sich mit einem Seufzer auf die Arbeitsplatte.
«Tut mir leid, war nicht so gemeint … Du bekommst dein Geld schon.»
Gunnar verzog den Mund und zeigte dabei erneut seine gelben Zähne.
«Wenn du nicht ’n ehemaliger Klassenkamerad von Britt wärst, hätte ich dich schon längst rausgeschmissen», entgegnete er leise.
Ohne Eile trank er den letzten Rest seines Kaffees aus und schob seinen Stuhl zurück. Als er schon halb auf dem Weg zur Haustür war, hielt er inne.
«Hast du etwa mitten am Tag die Glotze an?»
«Was?»
«Du hast den Fernseher laufen …»
Ohne auf eine Antwort zu warten, marschierte er quer durch den Flur ins Wohnzimmer. Joel folgte ihm widerstrebend. Auf dem Bildschirm war der Premierminister zu sehen. Sein rundes Gesicht war todernst.
«Wir machen uns stark für ein Schweden, das wir lieben. Ein Schweden, das für Offenheit, Demokratie und Gleichberechtigung steht. Wir werden unter keinen Umständen denen nachgeben, die diese unsere höchsten Werte bedrohen.»
Gunnar schob seine Hände in die Hosentaschen und stellte sich breitbeinig vor den Fernseher.
«Mann, wie diesem Idioten der Kamm schwillt», brummte er. «Was lamentiert er denn rum, wo er doch all die verdammten Nigger reingelassen hat? Bald werden sie wohl noch das Schloss und
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