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Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olle Lönnaeus
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meine Spezialität.»
    Sie lehnte sich gegen den Türpfosten und schaute Joel ein wenig unsicher an, während er Teewasser aufsetzte.
    «Ich hatte ’nen Job in ’ner Klitsche in Nørrebro in Kopenhagen bekommen», fuhr er mit einem plötzlich in seiner Brust aufwallenden Eifer fort. «Geschirr stapeln und Kartoffeln schälen, du weißt schon. ’n richtig versiffter Schuppen. Aber eines Tages hatte der Koch, ein fetter Grönländer namens Jespersen, zu tief in eine Flasche Gammeldansk geschaut und war im Vorratsraum eingeschlafen. Ich wusste, dass er ’ne Scheißangst vor dem Inhaber hatte, und beschloss, ihn zu retten. Als Tagesgericht sollte es Spaghetti bolognese geben. Also hab ich ein paar Zutaten zu einer Soße zusammengerührt. Unter anderem ein Paket Hackfleisch, das ich ganz hinten im Kühlschrank fand. Doch es war offenbar verdorben. Was für eine Katastrophe, das hättest du sehen müssen! Ein ganzer Haufen Mittagsgäste erlitt eine Lebensmittelvergiftung. Der Inhaber war natürlich stinksauer, und der arme Jespersen wurde fast gefeuert.»
    «Wurde dir selbst denn nicht auch schlecht?»
    «Nee, das Hackfleisch hatte bereits unangenehm gerochen, als ich es briet, sodass ich mich nicht traute, es zu probieren …»
    Als Britt kicherte, klang es in seinen Ohren nur allzu bekannt.
    «Aber danach wurde ich ein Meister in Sachen Hacksoße. Dieser Jespersen war ’n feiner Kerl. Er brachte mir bei, dass das Geheimnis einer guten Bolognese im Chili liegt. ‹Es muss sich wie ein Brand im Arsch anfühlen, wenn du scheißt!›, sagte er.»
    Sie lachten gemeinsam, und als das Lachen abebbte, trocknete Britt sich eine glitzernde Träne im Augenwinkel und schnäuzte sich in ein Stück Haushaltspapier.
    «Ich kann leider nicht versprechen, dass meine Hacksoße denselben Effekt hat», sagte sie und zerknüllte das Papier in ihrer Jackentasche.
    Während Joel Wasser über den Teebeutel goss, hörte er sie in den Räumen umhergehen, als wäre sie eine Immobilienmaklerin.
    «Du hast dir ja nicht gerade viele Möbel angeschafft», rief sie.
    Joel stand an der Türschwelle und betrachtete sein Zuhause. Die geblümte Tapete hatte die Wohnzimmerwände bestimmt schon geziert, seit das Haus gebaut worden war. Das Bücherregal und die Sitzgruppe hatte er auf dem Flohmarkt gekauft. An den Wänden hingen mehrere Filmplakate. Der kümmerliche Ficus benjamina auf der Fensterbank ließ die trockenen Blätter hängen.
    «Du hättest ja wenigstens eines von Mårtens Bildern an die Wand hängen können», sagte Britt. «Eine von seinen molligen Damen.» Den letzten Worten folgte ein unsicheres Kichern.
    «Du weißt doch, dass ich keinen Kontakt zu ihm hatte.»
    «Überhaupt keinen?»
    Sie fuhr rasch herum und schaute ihn zweifelnd an. «Er war immerhin dein Vater.»
    Joel stellte den Becher mit Tee auf dem zerfurchten Wohnzimmertisch ab und sank mit einem Glas Wein in der Hand in den Sessel. Ihre Worte verursachten ihm ein Stechen unterhalb des Brustbeins. Er war immerhin dein Vater. Müsste er nicht eigentlich mehr … ja, mehr Trauer empfinden?
    «Erzähl mir, was du über Mårten weißt», forderte er sie auf. «Du hast schließlich dein ganzes Leben lang hier gewohnt. Du müsstest einiges mehr über ihn wissen als ich.»
    Sie schüttelte langsam den Kopf. «Mårten war schon immer ein Eigenbrötler. Es kam zwar vor, dass man ihm im Ort begegnete, aber nicht besonders oft. Doch es gingen diverse Gerüchte über seine Geschäfte um. Mitunter hörte man, dass er gestohlene Autos verkaufte und dann wieder, dass er Wodka aus Polen schmuggelte.»
    Joel bemerkte ihr kurzes Zögern.
    «Manche behaupteten, er hätte zusammen mit dem Prediger krumme Dinger gedreht.»
    «Mit dem Prediger?»
    Britt zuckte mit den Achseln und blickte in die Dunkelheit vor dem Fenster hinaus. «Was weiß ich. Reich ist er offenbar nicht geworden. Du weißt doch, dass er Gunnar Geld schuldete, oder?»
    Sie zog die Beine hoch und setzte sich im Schneidersitz aufs Sofa, während sie die Hände um den Becher mit Tee legte.
    «Viel?»
    «Weiß nicht. Über so etwas spricht Gunnar nicht. Aber ich glaube, dass er Mårten deswegen nicht mochte. Er fühlte sich reingelegt.»
    «Erzähl mehr!»
    «Tja, viel mehr weiß ich auch nicht. Nur, dass vor ein paar Jahren ein Wahnsinnsradau losbrach, als er die Bilder mit den Schweinen malte. Aber das weißt du ja selbst.»
    «Wie armselig!», seufzte Joel. «Der Alte hat offenbar alles gemacht, um an Geld zu kommen.»
    «Du

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