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Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olle Lönnaeus
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entschlossen. Er behauptete, dass er dort etwas zu erledigen hätte.»
    Sie schniefte und griff nach dem Becher, als wollte sie einen Schluck trinken, stellte ihn jedoch wieder ab.
    «Lassen Sie uns aufrichtig sein. Wir wissen doch beide, dass Mårten früher einmal ein anderes Leben geführt hat. Ein Leben in Sünde. Aber dann wollte er all dieses Schmutzige, alle Lügen, Enttäuschungen und Gewalt hinter sich lassen. Mårten wünschte sich, Vergebung zu erhalten für das, was er getan hatte, und von den Dingen reingewaschen zu werden, an denen er unschuldig war.»
    Dann trank sie doch einen Schluck Kaffee und räusperte sich.
    «Damals ging ein Gerücht», fuhr sie fort. «Ich weiß nicht, ob Sie davon gehört haben, Joel. Aber man sagt, dass Ihr Vater einen Mann ums Leben gebracht haben soll.»
    «Ja, er soll Gorans Bruder erschlagen und im Tunbyholmsee versenkt haben», entgegnete Joel brüsk.
    Helga nickte, nahm ihr Taschentuch erneut aus der Handtasche und trocknete sich die Nasenspitze.
    «Mårten hat mir von diesem Verdacht erzählt, nachdem wir uns eine Weile kannten. Er beteuerte, dass er unschuldig war, und ich habe ihm natürlich geglaubt. Warum sollte ich das auch nicht? Denn er hat nie geleugnet, in seinem früheren Leben eine Menge schlechter Dinge getan zu haben. Alkohol geschmuggelt, gestohlen und betrogen zu haben. Aber ein Mörder war er nicht, das hat er bei Gott geschworen, und ich habe in seinen Augen gesehen, dass es stimmte. Aber ich kann verstehen, dass ihm das wie ein Stachel im Herzen steckte.»
    Es war offensichtlich, dass Helga aufrichtig war. Joel bezweifelte es in keiner Hinsicht. Diese Frau, von der behauptet wurde, dass sie seinem Vater dazu verholfen hatte, das Licht zu erblicken, war vollkommen überzeugt davon, dass Mårten seine Hände niemals mit Blut besudelt hatte. Aber was sie glaubt, ist eine Sache, dachte er. Was wirklich geschehen ist, eine ganz andere.
    «Er hat mir noch mehr erzählt», sagte Helga plötzlich mit leiser Stimme und schaute ihn an, als wäre sie im Begriff, abfällig über ihn zu reden. «Es ist so furchtbar …»
    Joel konnte sein Misstrauen nur schwer verbergen.
    «Mårten hat mir von einer Frau erzählt», sagte sie. «Von einer schönen Russin namens Tatjana.
    «Ja, ich habe sie da draußen bei den Zwingern getroffen.»
    Helga nickte. «Offenbar hat Tatjana ihren Goran betrogen. Und nicht etwa mit irgendeinem Mann, sondern mit seinem eigenen Bruder. Dragan selbst hat gegenüber Mårten mit seiner Eroberung geprahlt, als sie zum Angeln draußen waren. Und dann ist er verschwunden, wie Sie wissen. Mårten war sich sicher, dass Goran die beiden auf frischer Tat ertappt und sich gerächt hat.» Sie beugte sich zu Joel vor und flüsterte: «Mårten meinte, dass Goran Dragan erschlagen und ihn seinen Hunden zum Fraß vorgeworfen hat!»
    Sobald sie den Satz ausgesprochen hatte, japste sie nach Luft und hielt sich die Hand vor den Mund.
    Einen Augenblick lang hatte Joel den Gestank der Fleischpampe in der Nase, die Tatjana den kläffenden Hunden hingeworfen hatte. Er sah vor sich, wie sie ihr weißes Haar über die Schulter zurückwarf, und musste an die Furcht in ihrem Blick denken, als Goran auftauchte. Seine Eifersucht hatte ihr eine Heidenangst eingejagt.
    «Aber wie konnte Mårten sich da so sicher sein?», fragte Joel.
    «Ich weiß es nicht. Aber er war sich sicher. Denn aus diesem Grund ist er dort hingefahren. Um nach Beweisen zu suchen.»
    «Zu mir sagte Goran, dass Mårten gekommen war, um sich einen Hund zu kaufen.»
    Helga lachte nervös auf und sah ihn dann mit einem Blick an, als wäre es das Dümmste, was sie jemals gehört hatte.
    «Das kann unmöglich stimmen. Mårten hatte schließlich eine Todesangst vor Hunden.»
    «Ja, aber wenn man Goran glauben will, hatte er noch mehr Angst vor etwas anderem.»
    «Sie meinen, dass …» Sie hielt mitten im Satz inne und schüttelte entschieden den Kopf. «Ich bin mir sicher, dass Mårten es mir erzählt hätte, wenn er aufgrund dieser Bilder neuerliche Drohungen erhalten hätte.»
    Joel zuckte mit den Achseln. «Vielleicht.»
    Wenig später verließen sie die Sakristei, löschten das Licht in der Kirche und schlossen die Kirchentür hinter sich ab. Dann drehte Helga sich in der winterlichen Dunkelheit zu ihm um.
    «Manchmal muss man sich entscheiden, wem man im Leben glauben möchte, Joel.» Sie ergriff seinen Arm und drückte ihn fest. «Für wen entscheiden Sie sich? Für einen Fremden? Oder für

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