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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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umher unterbricht, unsere Aufmerksamkeit. Es fand sich, daß es der Mast eines Schiffes war, das gänzlichen Schiffbruch erlitten haben mußte; denn man sah da die Ueberbleibsel von Taschentüchern, womit einige von der Schiffsmannschaft sich an dieß Holz festgebunden hatten, um nicht von den Wellen hinweggerissen zu werden. Keine Spur war zu finden, durch welche man den Namen des Schiffes hätte entdecken können. Das Wrack hatte offenbar manchen Monat umhergetrieben; Haufen von Muscheln hatten sich um dasselbe gehängt und langes Seegras flatterte daran herab. Aber wo, dachte ich, ist die Mannschaft? Ihr Kampf ist längst vorüber – sie gingen im Brüllen des Sturmes unter, – ihre Gebeine liegen bleichend in den Höhlen der Tiefe. Stillschweigen, Vergessenheit haben sie verhüllt, wie die Wellen, und Niemand kann die Geschichte ihres Unterganges erzählen! Welche Seufzer sind diesem Schiffe gefolgt, welche Gebete wurden an dem verlassenen Herde zu Haus für dasselbe zum Himmel empor gesendet! Wie oft hat die Geliebte, das Weib, die Mutter, die Zeitungen durchsucht, um irgend eine gelegentliche Nachricht von den Wanderern auf dem Meere zu finden! Wie verdunkelte die Erwartung in Besorgniß – die Besorgniß in Angst – die Angst in Verzweiflung! Ach! kein Andenken wird je zum Vorschein kommen, die Liebe zu erfreuen. Alles, was man je erfahren wird, ist: »das Schiff segelte aus dem Hafen, und man hat nie wieder von ihm gehört!«
    Der Anblick dieses Wracks gab, wie gewöhnlich, Veranlassung zur Erzählung mancher traurigen Geschichten. Besonders war dieß am Abend der Fall, wo das Wetter, das bisher schön gewesen, sich auf einmal wild und drohend zu gestalten begann und einen der plötzlichen Stürme verkündigte, welche zuweilen in die Heiterkeit einer Sommerreise hereinbrechen. Während wir bei dem trüben Licht der Lampe in der Kajüte umher saßen, wußte Jeder eine Geschichte von Schiffbruch und Unglück. Besonders ergriff mich eine kurze Erzählung des Capitäns.
    »Als ich einst,« sagte er, »auf einem schönen, starken Schiffe über die Bucht von Neufundland segelte, machte es einer der starken Nebel, welche in jenen Gegenden gewöhnlich sind, unmöglich, selbst am Tage weit vor uns zu sehen; in der Nacht ward aber die Luft so dicht, daß wir auf das Doppelte der Schiffslänge durchaus keinen Gegenstand unterscheiden konnten. Ich ließ Lichter an den Mastbaum hängen und stellte stets eine Wache aus, um nach den Fischerbooten auszuschauen, die gewöhnlich an dem Strande vor Anker liegen. Der Wind blies fühlbar scharf und wir segelten sehr schnell. Plötzlich machte die Wache Lärm mit: »ein Segel vor uns!« – Dieses Wort war kaum ausgesprochen, so fuhren wir schon darüber hin. Es war ein kleiner Zweimaster, der, mit der Seite nach uns hin, vor Anker trieb. Die ganze Mannschaft schlief und hatte versäumt ein Licht auszustecken. Wir stießen gerade auf die Mitte des Fahrzeuges. Die Stärke, Größe und das Gewicht unseres Schiffes drückte jenes unter die Wellen; wir segelten darüber hin und wurden auf unserer Bahn weiter getrieben. Als das krachende Wrack unter uns sank, sah ich zwei oder drei halbnackte Unglückliche aus der Kajüte stürzen; sie kamen gerade aus ihren Betten, um aufschreiend von den Wellen verschlungen zu werden. Ich hörte ihr halb ersticktes Geschrei, das sich mit dem Winde vermischte. Der Windstoß, der es zu unseren Ohren trug, trieb uns zugleich so weit, daß wir es ferner nicht mehr hören konnten. Ich werde dieß Geschrei nie vergessen! Es währte einige Zeit, ehe wir das Schiff wenden konnten, so rasch ging es vorwärts. Wir kehrten so nahe, als wir uns erinnern konnten, an die Stelle zurück, wo die Schmacke vor Anker gelegen hatte. Wir kreuzten mehrere Stunden lang in dem dicken Nebel umher. Wir thaten Signalschüsse und horchten, ob wir nicht das Halloh irgend eines Ueberlebenden vernähmen; aber Alles war still – wir sahen und hörten nichts mehr von ihnen.«
    Ich gestehe, diese Erzählungen machten auf einige Zeit allen meinen schönen Phantasien ein Ende. Der Sturm stieg mit der Nacht. Das Meer war in fürchterlichem Aufruhr. Der Klang der tobenden Wogen, der brechenden Brandungen kam ungestüm, furchtbar. Die Tiefen des Meeres gähnten. Zuweilen schienen die schwarzen Wolkendecken über uns zu zerreißen vor den Blitzen, welche auf den schäumenden Wellen dahinzuckten und die darauf folgende Dunkelheit doppelt schrecklich machten. Der Donner brüllte über

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