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Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Beverfjord
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so von verängstigten Leuten, selbst ihr müsstet in der Lage sein, ein paar zu finden.«
    Er wandte sich an den Ressortleiter und fügte hinzu: » Das bringt Einschaltquoten.«

Kapitel 6
    An diesem Montag schlief Joakim bis drei. Er stand auf, ging in die Küche, stellte die Kaffeemaschine an und duschte. Er liebte seine Wohnung und konnte sich nicht vorstellen, jemals auszuziehen. Es war eine geräumige Zweizimmerwohnung, die er gekauft hatte, als die Wohnungspreise langsam zu sinken begannen. Der frühere Eigentümer war drogensüchtig gewesen, und die Wohnung hatte dementsprechend ausgesehen, was den Preis noch weiter reduziert hatte. Joakim hatte einen ganzen Sommer gebraucht, um sie zu renovieren.
    Er setzte sich an den Küchentisch und ging Nyhetsavisen durch, die er natürlich abonniert hatte. Er war mit ihrer Arbeit zufrieden. Die Berichterstattung über den Mord war nahezu perfekt, mit Kommentaren, Infokästen, Karten und Grafiken. Joakim warf einen Blick auf die Uhr. Er war spät dran. Jeden Sonntag fuhr er mit der Fähre nach Nesodden zu seiner Mutter, um mit ihr zusammen zu essen. Da er am Wochenende gearbeitet hatte, hatte er ihr versprochen, am Montag zu kommen.
    Draußen hingen die Wolken gefährlich niedrig über den Dächern, bereit, jederzeit die Schleusen für den nächsten Guss zu öffnen. Er zog seine Stiefel an und einen schwarzen Pullover unter die Regenjacke. Auf dem Weg in die Stadt kaufte er die Boulevardzeitungen. Zufrieden stellte er fest, dass Nyhetsavisen an diesem Montag die Konkurrenz übertroffen hatte.
    Er ging zum Fähranleger Aker Brygge hinunter. Das Timing war perfekt, das Schiff füllte sich gerade. An Bord setzte er sich ans Fenster und blätterte in den Zeitungen. VG und Dagbladet brachten, wie zu erwarten gewesen war, zwar mehr Seiten über den Mord als Nyhetsavisen, doch der Inhalt war dürftig. Die Titelseiten verkündeten: »Tot in der eigenen Wohnung aufgefunden« und »Studentin der Handelshochschule ermordet«, doch sie brachten nichts darüber, wo in der Wohnung und in welchem Zustand das Opfer gefunden worden war.
    Von Tangen Brygge aus nahm er den Bus nach Fagerstrand.
    Das Haus seiner Mutter lag im Wald, nicht weit vom Meer entfernt. Das war das Bedauerliche daran, in Løkka zu wohnen – dass er das Meer nicht sehen konnte. Die Mutter wohnte in einer rot gestrichenen alten Villa, die ursprünglich einmal als Sommerhaus gedacht gewesen war. Im Garten erstreckte sich nackter Rasen bis zu dem Wäldchen, wo dicht an dicht schwarze Nadelbäume standen. Als Joakim die Tür zur Diele öffnete, schlug ihm der Geruch von Chili con carne entgegen. Er ließ seine Tasche auf den Boden fallen und ging ins Wohnzimmer.
    Das Erdgeschoss bestand aus zwei Zimmern und einer Küche mit einem langen Holztisch. Ellen Lund stand am Herd, als Joakim eintrat. Chili con carne gehörte zu Joakims Lieblingsgerichten. Er umarmte sie und ließ sich auf das Sofa fallen, das zwischen den gut gefüllten Bücherregalen eingebaut war.
    Ellen Lund war groß, ihr Körper ein wenig kantig. Das dunkle Haar hatte sie im Nacken zu einem Knoten gebunden, an den Schläfen wurde sie allmählich grau, stellte er fest. Sie ging auf die sechzig zu.
    Â»Kaputt?«
    Â»Ein bisschen, ist gestern etwas spät geworden«, erwiderte Joakim gähnend.
    Â»Ich habe mir schon gedacht, dass du an dem Mord dran bist.«
    Â»Mmm.«
    Â»Sie hatte ein Messer im Auge, habe ich gelesen.«
    Â»War nicht gerade ein schöner Anblick.«
    Seine Mutter nickte ausdruckslos. Sie arbeitete seit über zwanzig Jahren in einem Frauenhaus und hatte so viel gehört und gesehen, dass sie für Details immun war.
    Sie setzten sich zu Tisch und bedienten sich aus der großen Schüssel. Seine Mutter gab die Neuigkeiten aus Nesodden zum Besten. Sie erzählte vom Nachbarn im Haus an der Wegbiegung, der gerade von einem Militäreinsatz in Afghanistan zurückgekehrt war. Joakim hatte sowohl den Wehrdienst als auch den Zivildienst verweigert. Nicht weil er Pazifist war, sondern weil er die Entwicklung ablehnte, die das norwegische Militär gemacht hatte. Von einer nationalstaatlichen Verteidigungseinrichtung war es zu einem imperialistischen Instrument geworden, durch das junge Menschen ihr Leben in Ländern riskierten, in denen sie überhaupt nichts zu suchen hatten. Zivildienst zu leisten hatte

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