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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Ich hatte irgendwie so das Gefühl, dass du nicht so begeistert davon bist, dass deine Ma und ich – na ja, dass wir’s miteinander treiben.«
    »Ich will bloß keine intimen Details hören, okay?« Sie beugte sich über den Tisch und boxte ihn freundschaftlich in den Arm. »Du bist wirklich okay, Vince. Und du machst sie glücklich. Das ist das Einzige, was mich interessiert.« Sie stand auf. »Ich muss langsam los. Geht’s dir jetzt besser?«
    »Ich liebe sie. Das weißt du.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Und ich mag dich auch.« Er zog ein finsteres Gesicht und fügte hinzu: »Aber nicht deinen Bruder.«
    »Das kann ich voll und ganz verstehen.«
    Sie ließ ihn mit dem kärglichen Rest seiner Meeresfrüchte allein und ging durch die voll besetzte Bar zum Ausgang. Als sie gerade dort angekommen war, hörte sie jemanden rufen: »Rizzoli?«
    Es war Hank Buckholz, der pensionierte Detective, der vor neunzehn Jahren im Fall Charlotte Dion ermittelt hatte. Er saß an seinem Stammplatz an der Theke, vor sich ein Glas Scotch. »Ich muss mit Ihnen reden«, sagte er.
    »Ich bin auf dem Sprung nach Hause.«
    »Dann komm ich mit Ihnen raus.«
    »Könnten wir uns nicht morgen unterhalten, Hank?«
    »Nein. Ich muss etwas loswerden, was mir einfach keine Ruhe lässt.« Er leerte sein Glas und knallte es auf den Tresen. »Gehen wir vor die Tür. Hier drin ist’s so verdammt laut.«
    Sie verließen das Lokal und schlenderten über den Parkplatz. Es war ein kühler Frühlingsabend, und die Luft roch nach feuchter Erde. Jane zog den Reißverschluss ihrer Jacke hoch und blickte zu ihrem Wagen. Sie fragte sich, wie lange das wohl dauern würde und ob ihr noch Zeit bliebe, auf dem Heimweg Milch zu kaufen.
    »Es geht um Ihre Ermittlungen gegen Patrick Dion und Mark Mallory. Sie liegen da in einem Punkt vollkommen falsch«, begann er.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Die Zeitungen waren voll davon. Zwei reiche Kerle, die seit fünfundzwanzig Jahren gemeinsam Mädchen jagen. Das ganze Land redet darüber, und alle fragen sich, wieso wir nichts gemerkt haben. Wieso wir den Typen nicht das Handwerk gelegt haben.«
    »Die beiden haben es eben schlau angestellt, Hank. Sie haben sich immer unter Kontrolle gehabt, und sie waren nie nachlässig. Sie hatten immer alles im Griff.«
    »Patrick Dion hatte Alibis für einige dieser Entführungen.«
    »Weil sie sich abgewechselt haben. Mal hat Mallory die Mädchen gekidnappt, mal war es Dion. Wir haben schon sechs Leichen auf Dions Grundstück gefunden, und ich bin sicher, wir werden noch mehr finden.«
    »Aber nicht die von Charlotte. Ich garantiere Ihnen, dass Sie sie dort nicht finden werden.«
    »Woher wissen Sie das so genau?«
    »Als ich an dem Fall gearbeitet habe, habe ich nicht geschlampt, okay? Es mag neunzehn Jahre her sein, aber ich erinnere mich noch an die Details. Gestern Abend habe ich meine Notizen von damals hervorgeholt, nur um sicher zu sein, dass ich nichts durcheinanderbringe. Ich weiß , dass Patrick Dion an dem Tag, als Charlotte verschwand, in London war. Er ist am selben Abend nach Hause geflogen, gleich nachdem er die Nachricht erhalten hatte.«
    »Okay, dann haben Sie also recht, was dieses Detail betrifft. Das lässt sich leicht nachprüfen.«
    »Und ich habe auch recht, was Mark Mallory betrifft. Er kann Charlotte auch nicht gekidnappt haben, weil er ebenfalls ein Alibi hatte. Er hat genau zu der Zeit seine Mutter besucht. Sie hatte ein Jahr zuvor einen Schlaganfall erlitten und war auf Reha.«
    Jane betrachtete Buckholz im schwindenden Tageslicht. Der Mann verteidigte seine Bilanz als Ermittler, er konnte also unmöglich objektiv sein. Nach seinem ausgemergelten Gesicht und seinem zerschlissenen Hemd zu urteilen, war es ihm im Ruhestand nicht sonderlich gut ergangen. Er wohnte praktisch im Doyle’s, als ob er sich nur dort, in der Gesellschaft seiner Exkollegen, wieder lebendig fühlte. Und nützlich.
    Lass dem alten Mann seinen Willen. Sie nickte ihm verständnisvoll zu. »Ich werde die Akte noch einmal durchgehen, und dann melde ich mich bei Ihnen.«
    »Sie denken, Sie können mich einfach so abwimmeln? Ich war ein guter Polizist, Rizzoli. Ich habe diesen Jungen überprüft. Wenn es um eine Entführung geht, schauen Sie sich immer zuerst die Familie an; also habe ich den Stiefbruder damals sehr gründlich unter die Lupe genommen. Jede Bewegung, die er an dem Tag gemacht hat. Es ist vollkommen unmöglich, dass Mark Mallory Charlotte entführt hat.«
    »Weil er ausgesagt hat,

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