Gran Canaria
Schnee gefallen war. Während sich in den Koffern der Urlauber T-Shirts und Shorts stapeln, legen die Bergbewohner zwischen Dezember und Februar stets Wollmütze und dicke Jacke bereit.
Es ist eine raue Welt, die sich hier auftut. Unwirtlich wirkt die Cumbre dort, wo sie kahl ist, zackig und drohend. Und wenn dunkle, schnell ziehende Wolken den Felsen und Graten ein wildes Gesicht geben, versteht man gut, dass all dies dem Dichter Miguel de Unamuno wie eine tempestad petrificada vorkam, wie ein „versteinerter Sturm”.
Abseits der Touristenströme, die das Leben im Süden der Insel prägen, geht es im Landesinneren noch sehr traditionell zu. Der Anbau von Gemüse, Obst und Getreide ernährt vor allem auf der Nordseite der Cumbre, wo es wegen des Passats feuchter ist als im Süden, noch viele Menschen. Kunstvoll haben Generationen von Bewohnern seit Jahrhunderten Terrassenfelder in die Steilhänge gebaut, auf denen vor allem die leckeren kleinen Kartoffeln gut gedeihen.
Das Dorfleben spielt sich zwischen Acker, Bar und Familie ab, die Leute sind schweigsamer als an der Küste. Sicher prägt auch hier das Land den Menschen; und das Faszinierendste im Landesinnern ist eben die Stille.
Artenara
Höhlenort in schwindelerregender Höhe
Pinar de Tamadaba
Sanft streicht der Passat durch den größten Nadelwald der Insel
Pico de las Nieves
Großartige Fernsicht vom höchsten Inselberg
Tejeda
Das bezaubernde Bergdorf und der massige Felsen Roque Bentaiga liegen einander gegenüber
Roque Nublo
Herrliche Aussichten auf einer Wanderung zum Wolkenfels
ARTENARA
Reiseatlas [129 E4]
In Artenara leben die etwa 1500 Ew. noch heute größtenteils in Höhlen. 30 Jahre alt sind die jüngsten, einige hundert Jahre alt die ältesten Höhlenwohnungen.
Die Altkanarier wussten schon, was sie taten: „Alte, Edle und Könige wohnen in Höhlen, um im Winter die in den Poren der Erde zurückgezogene Wärme zu genießen und sich im Sommer an der Frische zu erquicken, die sich dorthin vor den heißen Strahlen der Sonne flüchtet”, stellte 1590 der italienische Architekt Leonardo Torriani fest, als er die Wohnungen der Insulaner besichtigte. Das Mikroklima einer Höhle ist einzigartig: im Sommer kühl, im Winter warm. Das ist in Artenara besonders praktisch, denn mit 1270 m über dem Meer ist es der höchstgelegene Ort Gran Canarias. Da kann es im Winter mächtig kalt werden.
Am besten studieren Sie die Architektur von der Straße nach Tejeda aus. Dort finden sich auch einige Höhlenställe für Ziegen. Es führen Fußwege in Form von Serpentinen die Wand hinauf. Ein einmaliger Blick zurück ins breite Barranco de Tejeda mit dem Roque Bentaiga und dem Roque Nublo dahinter ist Ihnen sicher. Das Zentrum Artenaras liegt bei der Kirche auf der Bergkuppe. Hier ist relativ viel Raum, daher wurden Straßen und Plätze großzügig gestaltet. Artenara hat bis heute kaum hässliche Neubauten.
Die Höhlenkapelle „Virgen de la Cuevita” wurde komplett in den Stein gemeißelt
SEHENSWERTES
IGLESIA SAN MATÍAS
Die Kolonialkirche steht mitten in der Fußgängerzone. Ungewöhnlich für Gran Canaria ist das große Tonnengewölbe des Mittelschiffs mit seinen feinen Holzkassetten aus kanarischer Kiefer. Tgl. geöffnet
VIRGEN DE LA CUEVITA
Die Höhlenkapelle – ein ca. 80 m 2 großer Raum, der in einen vertikalen Abbruch gemeißelt wurde – ist der Schutzpatronin der Volksmusikanten und Radfahrer gewidmet. Aus dem Fels wurden bankartige Nischen geschabt, ein erhöht liegender Erker war den Honoratioren des Dorfes vorbehalten. Auch der originelle Beichtstuhl, der Altar und die Kanzel wurden aus dem Tuffstein gearbeitet. Zu Fuß oder mit dem Auto von der Plaza über das steil bergauf führende Gässchen erreichbar. Die Kapelle ist stets offen. Nach dem Besuch bitte das Gitter schließen!
ESSEN & TRINKEN
LA ESQUINA
Sehr schöne Lage im Ortszentrum. Auf der Terrasse mit Fernsicht ins Tal wird solide kanarische Kost serviert. Gelegentlich ist das Restaurant durch Touristengruppen überlaufen. So geschl. | beim Mirador | Tel. 9 28 66 63 81 | €€
MESÓN MIRADOR LA CILLA
Viele Jahre war Artenaras schönstes Lokal geschlossen, 2011 wurde es wieder eröffnet. Sie erreichen es durch einen 50 m langen Tunnel oberhalb der Kirche. An seinem Ende öffnet sich eine Terrasse, von der Sie grandiose Bergsicht genießen. Das Essen, kanarische Küche mit viel Fleisch, ist fast Nebensache. tgl. geöffnet | Camino de la Cilla 8 | Tel. 9 28 66 62 27 |
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