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Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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ganzen Film durch, nahm ihn aus der Kamera, gab ihn mir und legte sofort einen neuen ein.
    Ich verstaute den Film in meiner Tasche. Wir arbeiteten immer so, bei Problemen mit der Staatsgewalt an einem Tatort wurden immer zuerst die Knipser gefilzt.
    »Ich mach mal die Totale vom Haus«, kündigte Big Mäc an und tauchte in das Dunkel des Gartens ab.
    Ich blieb allein zurück. Die Terrassentür war nur angelehnt. Ich versicherte mich, dass mich die Polizisten im Garten nicht sehen konnten, und überlegte. Nein, das konnte ich nicht machen. Und dann tat ich es doch.
    Zögernd zog ich die Tür auf. Meine Hand hatte ich mit meiner Jacke umwickelt, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.
    Fast wäre ich über eine Orientbrücke gestolpert; ich konnte mich gerade noch an einer Gardine festhalten. Sie riss ab und einige Gardinenröllchen kullerten auf den Boden.
    Es war so still im Raum, die Luft war stickig, die Situation unwirklich. Der Mörder hatte den Tod seiner Opfer theatralisch in Szene gesetzt. Mir war, als würden die sieben gleich aufstehen, sich verbeugen und lächelnd den Applaus eines Publikums entgegennehmen.
    Mein Blick wanderte über die Körper, mein Hirn versuchte, sich möglichst viele Einzelheiten einzuprägen, meine Lippen begannen die Worte zu formen, mit denen ich die Lage hier später beschreiben würde.
    Die Toten waren schwarz gekleidet, elegant und schlicht, so, als habe sie jemand in Uniformen gesteckt, die sie im Jenseits würden tragen müssen. Alle waren nicht mehr jung, hatten ein Leben gelebt, das sich in die Gesichter eingegraben hatte.
    Big Mäc hatte von Gas gesprochen. Dann musste es sie alle etwa zur gleichen Zeit getroffen haben.
    Nein, hatte es wohl doch nicht. Die Miene der toten Frau mit dem blonden Haar war friedlich, während der Mann neben ihr wohl sehr mit dem Tod hatte kämpfen müssen, die Züge waren verzerrt und die Zunge hing seitlich aus dem Mund.
    Mein Blick fiel auf die Hand einer weiteren männlichen Leiche – sie hatte sich in die Tischdecke verkrallt und war erstarrt. Mich schauderte.
    »Schöne Schweinerei«, hörte ich eine Stimme in meinem Rücken fluchen. »Was machen Sie hier, zum Teufel?«
    Die Spurensicherer der Kripo waren angerückt und sie gehörten nicht eben zu meinen Freunden.
    »Kein Problem, Jungs! Ich bin schon weg«, beeilte ich mich zu versichern.
    »Nachdem Sie hier alles zertrampelt haben«, meinte Anton Brinkhoff.
    Der Hauptkommissar war eine der Konstanten während meiner Arbeit der letzten Jahre. Er leitete die Mordkommission der Bierstädter Kripo, ich schrieb über seine Kunden, er erhielt Tipps von mir und manchmal fiel auch für mich eine kleine Info ab, die sonst kein anderer Journalist bekam.
    Brinkhoff brauchte ich meine grundgesetzlich verankerte Pressefreiheit nicht immer wieder zu erklären, ich akzeptierte im Gegenzug seine Lizenz, mich notfalls von einem Tatort wegscheuchen zu dürfen. So waren wir immer gut miteinander klargekommen.
    »Ich habe mir nur einen Eindruck von der Lage verschafft«, sagte ich. »Und Sie wissen doch, Herr Brinkhoff, wie vorsichtig ich immer bin.«
    »Das sehe ich«, meinte der Kripomann trocken und deutete auf die abgerissene Gardine. »Die sah eben noch ganz anders aus!«
    »Kleiner Unfall«, gab ich zu. »Tut mir echt Leid.«
    »So, so«, entgegnete Brinkhoff. »Und? Welchen Eindruck haben Sie von der Lage?«
    »Der Mörder ist ein fantasievoller Mensch und er hat sich viel Mühe gegeben. Mord als Kunstwerk, als szenische Darbietung.«
    »Das klingt ja so, als würden Sie ihn bewundern.«
    »Ich bewundere Profis immer«, gab ich zu. »Profis auf allen Gebieten.«
    »Und den hier halten Sie für einen Profi?«, hakte der Hauptkommissar nach.
    »Ja. Und er ist erst dann ein echter Künstler, wenn er sich nicht erwischen lässt.«

Frische Brötchen
    Oberstaatsanwalt Guardini vertröstete die Journalisten auf den frühen Nachmittag – erst dann würde er sich einen Überblick verschafft haben. Egal. Es war sowieso zu spät, in der nächsten Ausgabe noch einen Artikel zu platzieren. In einer knappen Stunde würden die Zeitungsboten die druckfrischen Exemplare des Bierstädter Tageblattes in die Briefkästen der Abonnenten legen.
    Ich hatte genug gesehen und machte mich auf den Nachhauseweg. Big Mäc war schon gestartet, wir würden uns in ein paar Stunden in der Redaktion treffen.
    Unterwegs hielt ich vor einer Bäckerei, in der es die ersten frischen Brötchen und immer einen frisch gebrühten Kaffee

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