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Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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einer Klapsmühle auch. Ich konnte mir diesen intelligenten und hochsensiblen Mann weder im Knast noch in der Anstalt vorstellen.
    Mir fiel unser erster Abend in der Tapakneipe wieder ein. Dort hatte er mir von seinem Traum berichtet, sich in ein Prämonstratenser-Kloster in Italien zurückzuziehen. Der richtige Ort für einen Massenmörder, wie ich fand. Mahler alias Daniel würde damit eine alte Tradition der Kirche fortführen, die oft jenen Zuflucht gewährt hatte, die im Namen Gottes Völkerstämme ausgerottet und Andersdenkende ermordet hatten.
    Ich räumte meinen Schreibtisch auf, baute die Plakatwand ab und stopfte sämtliche Rechercheunterlagen und Fotos in einen Karton.
    Die Geschichte war abgeschlossen – wenn auch nicht durch die Verhaftung des Mörders.
    Ich entschied, nach Hause zu gehen und mich auszuruhen.
    Jansen gab mir sein Okay und eine halbe Stunde später war ich zu Hause und schloss die Wohnungstür hinter mir zu. So, dachte ich, jetzt will ich niemanden mehr sehen und hören.
    Eberhard trottete mir entgegen, ebenfalls erschöpft – vom Nichtstun. Der Kater hatte zu wenig Bewegung, war immer noch nicht kastriert, völlig verfressen und behandelte mich neuerdings mit einer schwer erträglichen Arroganz. Er ließ den Kater raushängen – und zwar kräftig.

Ab in die Freiheit
    Der Bauernhof lag nicht weit von Bierstadt entfernt, zwischen einem kleinen Wald und zahlreichen Kleingärten. Anneliese Scholz, die Bäckersfrau, hatte den Kontakt hergestellt. Die Menschen, die hier lebten, hatten viele Tiere: Hunde, Katzen, ein vietnamesisches Hängebauchschwein und mehrere Gänse.
    »Du wirst dich dort sehr wohl fühlen, mein Junglöwe«, sagte ich entschlossen.
    Wir waren auf der Fahrt zu Eberhards neuer Heimat, der Kater saß eingeschlossen in einem Katzenkorb, der auf dem Beifahrersitz stand.
    Wir erreichten den Hof. Ich atmete tief durch, stieg aus und griff nach dem Korb. Er war schwer wie der Mühlstein um meinen Hals.
    Eberhard musterte mich durch die Gitterstäbe hindurch. So einfach stellst du dir das also vor, sagte er.
    »Was soll ich denn machen?«, fragte ich. »Es ist doch nur zu deinem Besten.«
    Und woher willst du wissen, was das Beste für mich ist?
    »Es gibt bestimmte Grundbedürfnisse für Haustiere wie dich«, erklärte ich. »Und dazu gehört Freigang, sonst werden sie aggressiv und komisch. Das kannst du in jedem Buch nachlesen.«
    Du bist eine verdammte Verräterin! Ich werde nie wieder ein Wort mit dir reden!
    »Das ist jetzt sowieso egal«, entgegnete ich.
    Die Bauersleute erwarteten uns schon, sahen einmal kurz in Eberhards Richtung. »Das isser also.«
    »Werden Sie sich auch gut um ihn kümmern?«, vergewisserte ich mich.
    »Aber klar«, meinte der Bauer. »Lassen Sie ihn erst mal aus dem Korb raus.«
    Eberhard entstieg seinem Gefängnis, peilte die Lage und stolzierte – ohne jemanden eines Blickes zu würdigen – davon.
    »Noch nicht mal ein Abschiedsblick?«, rief ich dem schwarzen Bündel nach. »Undankbares Vieh!«

Gejagte Wiener Klassik
    Schon in der ersten Nacht, in der ich allein war, fehlten mir die kitzelnden Schnurrhaare im Gesicht, die sechs Pfund auf meinen Füßen und das morgendliche Gemaunze, wenn ich es nicht zur gewohnten Zeit aus dem Bett schaffte.
    Und mir fehlten die Katerstreiche: Niemand verstreute mehr Wäsche in der Wohnung, niemand klaute das Spiegelei aus der Pfanne und schleifte es durch die ganze Wohnung, niemand saß abends vor dem Fernseher und schlug zornig mit der Pfote zu, wenn Politiker leere Worthülsen von sich gaben, niemand jagte, wie vom Teufel verfolgt, durch die Wohnung, wenn aus dem Radio Wiener Klassik perlte.
    Es führte kein Weg daran vorbei: Ich war einsam.
    An den Abenden zog es mich immer häufiger zu Yunus Aydin, der gern türkische Spezialitäten, die er erfunden hatte, an mir ausprobierte.
    Irgendwann hatte ich mich dann auch mal getraut – beseelt durch Wein und Raki –, ihn zu fragen, warum er meine kompletten Daten in seinem Telefonbuch notiert hatte. Der Rechtsanwalt war rot geworden und hatte ein frühes, persönliches Interesse an mir zugegeben.
    Die Polizei bemühte sich mehrere Wochen lang vergeblich, eine Spur von Georg Mahler alias Marius Daniel zu finden – es war, als habe er sich in Luft aufgelöst.
    Beim Bierstädter Tageblatt änderte sich einiges. Nikoll und Kosmo hatten sich aus der Redaktion verabschiedet und waren gemeinsam in eine andere Stadt gezogen. Dr. Elvira Bollhagen-Mergelteich hatte

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