Grappa dreht durch
ist?«
»Dann vergessen wir die Sache.«
»Versprochen?«
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Sie nickte.
»Du hast bestimmt schon einen Plan, wie du ins Leichenschauhaus reinkommst«, fragte ich , »oder muß ich mir da etwas einfallen lassen?«
Sie lächelte, und die dritten Zähne blitzten. »Während du in der Toskana italienisch gegessen hast, habe ich einen Plan entwickelt. Hör mir genau zu!«
Begegnung mit meinem »Traum-Mann«
Der Tote hieß John Masul und arbeitete als Fernsehjournalist bei einer privaten Fernsehproduktionsgesellschaft - das hatte mir der Staatsanwalt mitgeteilt, der den Fall bereits in der Ablage fürs Archiv deponiert hatte. Er hatte keinen Zweifel an der Selbstmordtheorie der Polizei.
Bertha und ich waren auf dem Weg zur Leichenhalle des Hauptfriedhofes. Bertha spielte die Mutter des Toten. Sie war ganz in schwarz gekleidet. Wir schlenderten zum Parkplatz, auf dem sich mein Wagen ausruhte.
»Was tun wir, wenn der Sarg bereits verschlossen ist?« wagte ich zu fragen.
»Ich habe einen Schraubenzieher in meiner Handtasche!« Sie war wild entschlossen.
»Bertha! Du bist verrückt! Wenn wir erwischt werden, kommen wir wegen Störung der Totenruhe oder Grabräuberei dran!«
Sie setzte ihren Praline-Hut mit dem schwarzen Schleier ab. Ihre Augen blitzten vor Abenteuerlust.
»Wir müssen die Sache zu Ende bringen!« forderte sie und nahm meinen Arm. »Bitte, Grappa! Du allein kennst den Mann! Du hast mir deinen Traum geschenkt. Bitte, mach jetzt nicht schlapp. Danach lasse ich dich mit der Sache in Frieden, ich verspreche es!«
Ich fügte mich in mein Schicksal und startete meinen Japa-
25ner in Richtung Hauptfriedhof. Die Bundesstraße war mal wieder übervoll, wir kamen nur zentimeterweise vorwärts. Und Zentimeter um Zentimeter wuchs meine Abneigung gegen die Aktion.
»Wenn wir erwischt werden«, grummelte ich, »ist mein Ruf in Bierstadt ruiniert. Überleg dir mal die Schlagzeile: »Journalistin schändet Leiche. Mir wird ganz schlecht bei dem Gedanken!«
Bertha reagierte nicht. Schließlich sagte sie klar und bestimmt: »Wenn wir erwischt werden, nehme ich die Schuld auf mich. Die Schlagzeile wird dann »Verwirrte alte Frau in Leichenhalle aufgegriffen* heißen. Außerdem - wer sollte uns erwischen?«
»Das weiß ich erst, wenn wir in der Leichenhalle stehen!« entgegnete ich und bog von der Straße ab.
Gemächlich schlenderten Bertha Biber und ich wenige Minuten später den gepflasterten Hauptweg hinunter.
Die Leichenhalle stammte noch aus der wilhelminischen Zeit. Nachempfundene ionische Säulen trugen ein schweres Dach. Das Gebäude war aus dunklem Backstein und hatte einen großen Vorteil: Das hölzerne Hauptportal war verschlossen.
»Siehst du«, feixte ich, »die Toten wollen ungestört bleiben. Also laß uns wieder fahren.«
Doch so leicht gab Bertha nicht auf. Sie stiefelte schnurstracks auf das weiße Verwaltungsgebäude des Friedhofes zu. Auf dem Weg dorthin stülpte sie sich wieder ihren Schleierhut aufs Haupt und übte ein betroffenes Gesicht.
Ich trabte brav hinter ihr her. Bertha griff die Klinke und drückte sie energisch nach unten. Hinter einem Schreibtisch langweilte sich ein Friedhofsbeamter. Auf der Schreibunterlage tummelten sich Comics und Berge von gelösten Kreuzworträtseln.
»Ich hoffe, ich bin bei Ihnen richtig, junger Mann!« säuselte Bertha Biber. »Ich bin die Mutter von John Masul, und das ist meine Tochter.«
Ich lächelte gequält, als Bertha auf mich deutete, und machte ein trauriges Gesicht.
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»Ja und?« fragte der Mann.
»Ich möchte Abschied nehmen von meinem einzigen Sohn«, gab Bertha matt zur Antwort und stützte sich auf die Schreibtischkante, »mein liebster Sohn liegt in der Friedhofshalle, doch die Tür ist abgeschlossen. Würden Sie sie bitte öffnen?«
»Ist das der Selbstmörder?« Der Mann war sichtlich verwirrt durch unsere Attacke.
Bertha schluchzte bei seinen Worten hysterisch auf und schlug die Hände vors Gesicht.
»Meine Mutter kommt von außerhalb«, erklärte ich, »sie lebt dort in einem Heim für psychisch Kranke. Sie hat erst jetzt Ausgang erhalten. Tun Sie ihr doch bitte den Gefallen, sonst bekommt sie wieder einen ihrer Anfälle!«
»Anfälle?« stammelte der Beamte und sah Schwierigkeiten auf sich zukommen. »Eigentlich darf ich das ja nicht, aber ...«
Er schaute Bertha an, die aufgehört hatte zu weinen und ihm nun ein diabolisches Grinsen schenkte.
»Ich passe auf Mutter auf«, versprach ich, »nur ein paar Minuten
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