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Grappa und die keusche Braut

Grappa und die keusche Braut

Titel: Grappa und die keusche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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und präsentierte meine nackten Schultern und das Dekolleté. »Sehen Sie? Nirgendwo ein Kabel oder ein Mikrofon. Ich bin völlig ungefährlich für Sie.«

    »Das waren Sie immer«, meinte sie arrogant.
    »Dann muss ich mich wohl gewaltig überschätzen.«
    Sie antwortete nicht. Ein altes Ehepaar spazierte an uns vorbei. Die beiden gingen Hand in Hand. Ihre Körperhaltung drückte totale Vertrautheit aus.
    »Schön, wenn die Liebe im Alter funktioniert«, sinnierte ich.
    »Sie haben es ja nicht mehr lange bis dahin.«
    Ich ging auf die Provokation nicht ein. Sie brannte darauf, mir die ganze schreckliche Wahrheit zu erzählen – das spürte ich in jeder Beleidigung, die sie von sich gab.
    »Wie haben Sie das nur über sich gebracht, diese vielen Schüsse abzugeben? Zuzusehen, wie Ihre Schülerinnen und Schüler zusammenbrechen , sterben?«
    »Das ist gar nicht so schwer. Die Maschinenpistole auf Dauerfeuer stellen und abdrücken. Die Waffe macht alles fast von allein.«
    »Woher kommt dieser Hass?«
    »Das wissen Sie doch.«
    Sie hatte recht. Das Video, die Demütigungen, das tägliche Mobbing.
    »Und bei Patrick hatte die Waffe plötzlich Ladehemmung?«

    »Nein. Die Hemmung lag bei mir. Ich konnte ihn nicht erschießen.«
    »Genau, wie Lerchenmüller es geschrieben hat«, murmelte ich. »Wie haben Sie den armen Trottel dazu bekommen, mitzumachen?«
    »Er liebte mich. Und Liebe ist eine starke Triebfeder.«
    »Ja, genau wie Hass.«
    Sie nickte.
    »Sie haben gerade ein Geständnis abgelegt«, erinnerte ich sie.
    »Sie kennen das Spielchen doch«, lächelte Lara Lindenthal. »Aussage gegen Aussage. Und dass Sie mich auf dem Kieker haben und deshalb lügen, glaubt jeder Richter. Also lassen Sie mich ab jetzt zufrieden.«
    »Das kann ich Ihnen nicht versprechen.«

     
    Das war es also. Niemandem schien es zu gelingen, diese mehrfache Mörderin zu überführen und der gerechten Strafe zuzuführen.
    Ich meldete mich in der Redaktion ab und fuhr nach Hause. Von dort informierte ich Kleist über das Gespräch mit der Lindenthal.
    »Ich kann deine Aussage aufnehmen«, bot er mir an. »Dann bleibt der Fall zunächst offen.«
    »Macht das noch Sinn?«, zweifelte ich. »Sie hat auf ganzer Linie gewonnen.«
    »Scheint so. Möchtest du, dass ich zu dir komme?«
    »Nein. Ich will mich nur verkriechen. Und nichts hören oder sehen.«
    »Verstehe.« Er legte auf.

     
    Das Verkriechen war schlecht zu bewerkstelligen, denn Caro war zu Hause. Und sie hatte einen Hund mitgebracht. Er war ein Ausbund von Hässlichkeit.
    »Eine Englische Bulldogge«, erklärte sie. »Ist er nicht süß?«

    »Was macht dieses Tier in meinem Haus?«
    »Ich hab ihn nur mal mitgebracht.« Mein Tonfall schüchterte sie ein. »Er war früher in einem Privathaushalt und leidet jetzt furchtbar. Sein Frauchen ist gestorben.«
    Das Hundetier trampelte auf mich zu – hechelnd und keuchend. Sein Speichel tropfte auf meinen Holzboden. Mir wurde übel.
    Aber damit nicht genug. Der Hund hüpfte auf meinen Schoß. Seine fleischige Zunge kletterte meinen Arm hinauf.
    »Igitt!«, schrie ich und fegte das Teil von meinen Oberschenkeln. Er war so unbeweglich, dass er voll auf die Schnauze fiel.
    »Armer Mobby!«, säuselte Caro.
    »Mobby?«, kreischte ich.

Eine Poularde und ein Vögelheim

    Sorgfältig verschloss ich meine Schlafzimmertür. Dieses Mobby-Monster in meinem Haus, das war zu viel. Caro hatte einen Knall. Ich hatte verlangt, dass sie das Tier am nächsten Tag ins Tierheim zurückbrachte. Und das war mir bitterernst.
    Beim Frühstück sprachen wir kaum miteinander. Mobby starrte mich aus hervorstehenden Augen an, sabberte den Küchenboden voll und schnaufte ohne Ende.
    »Wann schaffst du ihn weg?«, fragte ich.
    »Er mag dich«, wich sie meiner Frage aus.
    »Das ist aber absolut einseitig«, stellte ich fest.
    Eine speckige Pfote mit schwarzen Krallen legte sich auf meinen Oberschenkel. Ich pflückte sie ab und bugsierte sie nach unten.
    »Mobby ist der Hund unserer toten Kämmerin«, verriet ich. »Die Frau, die für das millionentiefe Haushaltsloch in dieser Stadt verantwortlich ist.«
    »Dafür kann Mobby doch nichts. Sie wird das Geld ja kaum für sein Futter ausgegeben haben.«
    »So fett, wie der ist, ist das nicht auszuschließen.«
    »Das ist die Rasse. Die müssen so aussehen!« Grüne Augen blitzten mich empört an.
    »Caro! Ich will diesen Hund nicht. Und jetzt Ende.«
    Sie stand auf, leinte Mobby an und verließ wortlos das Haus.

     
    Ich

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