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Grappa und die keusche Braut

Grappa und die keusche Braut

Titel: Grappa und die keusche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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für solche Typen zehn Minuten gebraucht und nicht über eine Stunde. Ich werde alt.«
    »Wollen die dich ins Gefängnis werfen, Chef?«, fragte Stella.
    »Wollen, ja. Aber dürfen, nein«, antwortete er. »Konferenz in einer halben Stunde. Und du, Grappa, kommst mal eben rein zu mir.«

     
    Die Advokaten hatten versucht, Jansen zu zwingen, die Quelle unserer Informationen zu nennen. Das konnte einen alten Hasen wie Peter natürlich nicht erschüttern. Noch immer galt der Informantenschutz nach dem Presserecht.
    »Aber die haben mir etwas Interessantes dagelassen«, berichtete Jansen. »Hier!«
    Er reichte mir einen Stapel Fotokopien. Ich blätterte sie durch. E-Mails, aber auch handgeschriebene Briefe. Sie waren an Lara Lindenthal gerichtet. Ihr Verfasser war Lerchenmüller.
    »Liebesgesülze und Drohbriefe«, erklärte Jansen. »Lerche war der Lindenthal hörig.«
    »Und warum geben uns die Anwälte diese Unterlagen?«
    »Vielleicht hat es damit zu tun.« Er reichte mir ein weiteres Blatt Papier. Es trug das Logo des Polizeipräsidiums und war eine Einladung zu einer Pressekonferenz.
    »Neue Erkenntnisse im Fall der Tötung von sechzehn Menschen«, las ich. Der Termin war in einer Stunde.

     
    Um mich herum sah ich bekannte Gesichter. Doch es war eher ein kleiner Kreis von Kollegen, der sich im Konferenzraum des Präsidiums eingefunden hatte. Das Interesse der überregionalen Medien an der Geschichte war abgeklungen. Selbst das Lokalfernsehen hatte kein komplettes Team geschickt, sondern begnügte sich mit einem einsamen Digi-Ritter. Auch Friedemann Kleist fehlte und hatte seinen Stellvertreter geschickt.
    »Dr. Lerchenmüller hat für den Fall seines unnatürlichen Todes ein Schreiben bei einem Notar hinterlegt«, erklärte Oberstaatsanwalt Abel Ritter. »In dem Dokument hat Lerchenmüller den Ablauf der Tat geschildert und ein Teilgeständnis abgelegt. Ich habe Ihnen den Sachverhalt in einer Presseinformation zusammengestellt. Die Tat ist aufgeklärt. Weiterhin möchte ich Ihnen mitteilen, dass gegen Frau Lindenthal Haftbefehl erlassen wurde. Die Anklage geht davon aus, dass Lara Lindenthal fünfzehn Menschen getötet hat.«
    »Wieso fünfzehn? Es sind doch sechzehn«, fragte ich.
    »Ich kann Ihnen den Inhalt der Pressemitteilung gern persönlich vermitteln, Frau Grappa.«
    »Ich hab nichts dagegen«, meinte ich.
    »Dürfen wir auch zuhören?«, fragte der Kollege der Deutschen Presseagentur.
    Ritter lächelte. »Ich fasse also zusammen. Es handelt sich um einen von zwei Angehörigen des Lehrerkollegiums gemeinschaftlich geplanten und begangenen sechzehnfachen Mord. An jenem Morgen nahm Frau Lindenthal die Schülerinnen und Schüler ihres Deutschkurses der Jahrgangsstufe 11 als Geiseln. Sie wollte sich für monatelange Demütigungen rächen und die Tat ihrem ehemaligen Geliebten, dem Schüler Patrick Sello, anlasten. Die Tat hatte sie zuvor mit dem Direktor des Gymnasiums, Lerchenmüller, abgesprochen. So steht es jedenfalls in dem nachgelassenen Dokument des Schulleiters. Lerchenmüllers Hauptmotiv, sich an dieser Tat zu beteiligen, war Hass. Er hasste seine Arbeit, er hasste insbesondere die Schüler. Und er fühlte sich frei, diesem Hass nachzugeben, weil er krank war. Er hatte nur noch wenige Wochen zu leben. Sein Beitrag zur Tat sollte sein, dass er einen Schuss auf Frau Lindenthal abgab. Beiden war klar, dass die Tat und ihre anschließende Verschleierung nur dann erfolgreich sein konnten, wenn Frau Lindenthal eine Verletzung aufweisen würde, die sie sich nicht selbst zugefügt haben konnte. Doch dann geschah etwas Unvorhergesehenes: Frau Lindenthal brachte es nicht fertig, Patrick Sello zu töten. Er lag auf den Knien vor ihr und bat sie um Verzeihung.«
    »Also erledigte Lerchenmüller ihn«, meinte Pöppelbaum. »Ganz schön perfide.«
    »Genau so hat es sich ereignet«, bestätigte der Oberstaatsanwalt. »Lerchenmüller hat Patrick Sello erschossen, durch einen Schuss in den Mund, wie er bei Selbsttötungen oft vorkommt. Danach verletzte er Lara Lindenthal. Lerchenmüller drückte Patrick die Waffe in die Hand und achtete darauf, dass dessen Fingerabdrücke überall auf der Waffe zurückblieben. Der Direktor verließ den Tatort durch den Nebenraum, der in ein kleines Treppenhaus führt. So vermied er die Begegnung mit den herankommenden Sicherheitskräften. Anschließend wechselte er die Kleidung und mischte sich unter die Menge der Schüler und Helfer.«
    »Und spielte den erschütterten

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