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Grappa und die Toten vom See

Grappa und die Toten vom See

Titel: Grappa und die Toten vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Wollenhaupt
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und nicht wie ein grünes Marsfrauchen.«
    »Okay. Nimm dir Kaffee. Ich beeile mich.«
    Ich verschwand im Bad und schälte mir die Maske ab. Sie war zu lange drauf geblieben und etwas zäh geworden. Mit feuchtwarmen Waschlappen weichte ich die Pampe auf, ein paar Momente später hätte ich Hammer und Meißel gebraucht.
    Mit rosiger Haut und mindestens zehn Minuten jünger betrat ich die Küche. Wayne hatte das Tonicwater im Kühlschrank entdeckt. Vor ihm auf dem Tisch lagen Fotos.
    »Erst Marsmensch, jetzt Rothaut«, frotzelte er. »Was kommt denn noch?«
    Ich haute ihm eins hinter die Löffel.
    »Autsch«, quietschte er.
    »Jetzt sag, warum du hier bist«, forderte ich. »Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.«
    »Guck dir die Fotos an, dann weißt du es.«
    »Das ist ja ein Ding!«, rief ich aus. »Wieso sehe ich das erst jetzt?«
    »Ich hab halt oben in der Galerie einfach drauflos geknipst – ein Foto nach dem anderen – ohne auf die Motive zu achten. Eigentlich wollte ich die Fotos löschen – bis mir dieser rote Fleck hier auffiel. Ich hab den Ausschnitt dann vergrößert.«
    Er deutete auf ein grellrotes Viereck – die Tüte von Max Motte. Die Hand, die die Tüte hielt, gehörte ihm. Allerdings war Motte nur von der Seite und leicht unscharf zu sehen. Neben ihm stand ein großer Mann, der auf ihn einzureden schien.
    »Das ist das zweite Bild aus der Serie«, sagte Wayne und schob mir das nächste hin.
    Die Szene hatte sich verändert. Motte steckte einen Umschlag in die rote Tüte. Ich sah mir den fremden Mann genauer an. Er trug eine schwarze Wollmütze, eine große Sonnenbrille und einen Vollbart.
    »Das ist Holger Bruns!«, staunte ich. »Das ist ja der Hammer.«
    »Was tun wir denn jetzt?«, fragte Wayne.
    »Ich muss das erst mal verdauen«, sagte ich. »Damit hätte ich zuallerletzt gerechnet. Bruns hat mir versichert, dass er David Cohn nicht persönlich gekannt hat. Wie kommt er an die Unterlagen aus dem Safe der Firma Motte?«
    »Vielleicht hat er Cohn doch getroffen oder er war der Einbrecher und hat die Dokumente beim Einbruch in die Mahler-Villa gefunden.«
    »Keine schlechte Idee«, kommentierte ich. »Obwohl es mir gegen den Strich geht, zu glauben, dass Bruns jetzt auch noch ein Einbrecher sein soll. Denk an die Naziparolen im Mahler-Haus. Nein, so was bringt keiner fertig, der sein Leben dem Kampf gegen Rechts gewidmet hat.«
    »Heldenverehrung ist immer falsch, Grappa«, widersprach Wayne. »Wie oft haben wir schon mit Leuten zu tun gehabt, die nicht das waren, was sie behauptet hatten. Wenn es um Geld geht, hat die Moral Pause.«
    »Lass uns zu Mottes Hotel fahren«, schlug ich vor. »Er muss doch irgendwann dort auftauchen. Ich will endlich wissen, was da abgeht.«
    Motte macht sich davon
    »Herr Motte hat ausgecheckt«, teilte uns das Mädel an der Rezeption mit. »Aber er hat eine Nachricht hinterlassen – für den Fall, dass Sie Frau Grappa sind.«
    »Bin ich.«
    Sie musterte mich, entschied sich trotzdem, mir zu glauben, und nahm einen Zettel aus dem Fach.
    Auf Hotelpapier ohne Umschlag stand geschrieben: Habe Sie nicht erreicht. Deal gelaufen. Muss dringend weg. Melde mich. Motte
    »Na, toll«, meinte ich, als wir wieder im Auto saßen. »Der verarscht uns doch!«
    »Klingt gar nicht so schlecht«, fand Wayne. »Immerhin lebt Motte noch und scheint um eine Million ärmer.«
    »Ich bin immer noch nicht darüber weg, dass Bruns der Erpresser sein soll. Warum hat er die Unterlagen nicht den Behörden übergeben, sondern Geld verlangt?«
    »Ich hab Hunger«, stellte Pöppelbaum fest.
    »Ich auch.«
    »Pizza holen und essen?«
    »Wo essen?«
    »Bei dir. Hast du Wein oder Bier im Haus?«
    »Niemals!«
    »Alles klar«, grinste er.
    Wir knusperten die Pizzen und überlegten, wie wir unsere Geschichte noch retten konnten. Leider gefiel uns keine der Lösungen.
    Wayne trank jetzt schon das dritte Bier und ich befand mich im Landeanflug auf eine Depression.
    »Ich kann nicht mehr fahren«, stellte Wayne fest.
    »Du darfst das Gästezimmer oder ein Taxi nehmen.«
    »Prima. Hast du noch Wein da?«
    »Aber immer. Auf der Terrasse. Dürfte kühl genug sein.«
    Er schleppte sich zur Tür. »Auch wenn er warm wäre, ich spür sowieso nix mehr.«
    »Schade. Der Chardonnay ist wirklich gut.«
    Er öffnete die Flasche. »Sag mal, steigt denn dein Bulle die Karriereleiter nun hoch und wird Terroristenjäger? Oder hat er sich noch nicht entschieden?«
    »Ach, Wayne, frag mich mal was Einfaches. Nach dem

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