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Grappas Gespuer Fuer Schnee

Titel: Grappas Gespuer Fuer Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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einen Schritt nach vorn tun soll. Ist Pöppelbaum schon eingetrudelt?«
    »Ja. Die Fotos sind auf deinem Rechner. Dein Freund ist bestens getroffen. Echt fotogen, der Typ. So eine Mischung aus James Bond, Albert Einstein und Alfred Biolek.«
    »Den Biolek verbitte ich mir!«, muffelte ich.
    »Ach ja, der ist ja schwul.«
    »Nicht deshalb«, stellte ich klar. »Kleist kann nicht kochen.«
    »Das kann Biolek auch nicht. Was glaubst du, warum er sich Gäste einlädt.«
    »Darf ich jetzt arbeiten?«, fragte ich. »Oder gibt es noch weitere Kommentare zu meinem Privatleben? Oder sonst welche Themen, mit denen du dich als geistreich profilieren möchtest?«
    Gab es nicht, also zog ich mich zurück. Neugierig sah ich mir zuerst die Fotos an. Friedemann Kleist machte wirklich eine gute Figur. Er besaß eine natürliche Eleganz, ohne affig oder manieriert zu wirken. Verdammt, ich dachte viel zu oft an ihn. Mir wurde warm. Erschrocken klickte ich die Fotos weg.
    Zuerst einen Kaffee, damit du wieder runterkommst, Grappa, dachte ich. In der Küche gab es keinen einzigen sauberen Becher mehr. Ich suchte den heraus, der am wenigsten dunkle Spuren hatte, und weichte ihn ein. Auf einem Dessertteller hatte jemand Zigaretten ausgedrückt. Das Kaffeepulver würde gerade noch für einen Becher reichen, wenn ich Glück hatte.
    Als ich die Küche verlassen wollte, stand plötzlich Rudi Gies vor mir. Seltsamerweise trug er einen hellen Trenchcoat. Er sah aus wie Hans Albers für Arme.
    »Der Kaffee ist leider alle, Herr Kollege«, sagte ich.
    »Ich hab Sie gesucht, Frau Kollegin«, teilte er mir mit. Seine rote Nase glühte.
    »Ach ja? Kann ich was für Sie tun?«
    »Ich wollte mich für meine Reaktion in der gestrigen Konferenz entschuldigen. Wissen Sie, es ist nicht einfach für mich, mich in das Team einzufinden. Ich hab zu lange als freier Journalist gearbeitet. Ohne Chef. Darum ist es ungewohnt für mich, Anweisungen entgegenzunehmen.«
    »Aber unser Peter Jansen ist doch kein Einpeitscher«, wunderte ich mich.
    Gies lächelte gequält. »Wir hatten einen schlechten Start, der Herr Jansen und ich. Ich bin ja sozusagen über seinen Kopf hinweg in die Redaktion gesetzt worden.«
    »Ungewöhnlich war das allerdings. Wie kam es eigentlich dazu?«
    Gies seufzte. Die Sache schien ihm peinlich zu sein. »Der Markt für freie Journalisten, die sich mit ernsthaften politischen Themen befassen, wird immer enger. Und mit bald sechzig Jahren sich auf andere Themen zu spezialisieren, ist geradezu unmöglich. Also habe ich einen alten Freund um Hilfe gebeten.«
    »Und der alte Freund ist bestimmt unser Verleger«, lächelte ich. »Rotarier oder Lions?«
    »Weder noch. Phönix-Forum.«
    »Aha. Die schwerreichen Klugscheißer.«
    »Das sehen Sie falsch, Frau Grappa. Das Phönix-Forum versucht, Anregungen zu geben, damit das Leben in dieser schönen Stadt mehr Qualität bekommt. Jemand muss sich ja kümmern.«
    »Ich dachte, dafür wählen wir die Politiker«, entgegnete ich. »Phönix ist ein Zusammenschluss von konservativen Industriebossen, skrupellosen Managern und herzlosen Arbeitgebern.«
    »Haben Sie wirklich den Eindruck, dass diese Stadt bei den Politikern in guten Händen ist?«
    Nun seufzte ich. »Wo Sie recht haben, haben Sie recht, Herr Gies«, gab ich zu.
    »Im Rathaus herrschen Zustände wie früher in Sodom und Gomorrha. Und an der Spitze steht dieser unfähige Nagel. Ein Oberbürgermeister, der seine Mannschaft nicht im Griff hat. Sie wissen doch von der Unterschlagungsaffäre?«
    »Ja, ich recherchiere gerade. Aber woher wissen Sie davon?« Ich war erstaunt.
    »Ich habe gute Kontakte ins Rathaus und zu den örtlichen Politikern. Wenn ich Ihnen behilflich sein kann, sagen Sie mir bitte Bescheid.«
    »Danke, Herr Gies. Ich werde vielleicht darauf zurückkommen. Was hat Jansen eigentlich zu Ihrem Exposé der Wahlprüfsteine gesagt?«, fragte ich.
    »Er hatte bisher keine Zeit, das Papier mit mir zu diskutieren.«
    »Das wird er bestimmt noch. Herr Jansen ist fair. Überzeugen Sie ihn durch gute Arbeit. Ich werde Ihnen dabei behilflich sein, wenn ich kann.«
    Rudi Gies lächelte wieder. Doch irgendwie gelangte das Lächeln nicht bis zu den Augen. Sein Blick wirkte abschätzig. Er überlegte und entschloss sich dann, weiterzureden. »Ein Detail möchte ich noch erwähnen, über die Unterschlagungen – man sagt, dass es eine ausdrückliche, wenngleich nur mündliche Anweisung an die Kasse gab: Den Forderungen von Frau Brühl sollte stets

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