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Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Titel: Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Parsons
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1
    Februar
    Der Geruch des Todes wehte zu der Journalistenmeute hinüber, die sich hinter dem Absperrband der Polizei drängte, und Cynthia wurde übel. Sie fröstelte in ihrem Wollmantel und warf einen Blick über den Schleusenrand, um zu sehen, ob sich inzwischen etwas getan hatte. Aber das ließ sich nur schwer sagen. Hinter dem Absperrband durchschnitten Suchscheinwerfer die Dunkelheit und glitten über die ölige Wasseroberfläche. Sie konnte keine Taucher sehen. Vielleicht waren sie gerade unter Wasser und suchten nach Spuren: nach einer verlorenen Handtasche oder einem fehlenden Schuh. Ein Polizeibeamter ging vorbei und sprach in sein Funkgerät. Cynthia versuchte angestrengt, auch die Antwort mitzuhören, doch sie wurde von statischem Rauschen verschluckt.
    Neben ihr scharrte ein Channel-Five-Reporter nervös mit den Füßen. »Wie lange kann das denn dauern, eine Wasserleiche zu bergen?«, knurrte er. »Ich habe meinen nächsten Live-Beitrag in …« – er hielt seine Armbanduhr in den Lichtkegel – »… sechzehn Minuten, und hier geht überhaupt nichts voran. Die Leiche ist doch ganz deutlich zu sehen. Wo ist das verdammte Problem?«
    Cynthia schlug den Blusenkragen hoch und atmete durch ihn hindurch. Der eklig süßliche Duft wurde schwächer, aber dafür bekam sie kaum noch Luft. Sie gab sich geschlagen und zog die Nase kraus.
    »Das liegt vermutlich daran, dass sie sich in der Schleuse verfangen hat. Man überlegt jetzt, ob man die Schleuse öffnen soll, damit ein Polizeiboot hineinkann. Oder ob man besser das Wasser ablässt, damit …«
    Laute Rufe ließen sie verstummen. Zwei Polizisten rannten an ihnen vorbei zum Wasser. Cynthia wühlte in ihrer Handtasche nach einem Notizblock und zückte einen Stift. Die Fernsehreporter stellten sich in Pose, während Kameras surrend hin- und herschwenkten. Ein Scheinwerfer wurde neu ausgerichtet und beleuchtete die Rücken der Polizisten, die sich jetzt über die Betonkante der Schleuse beugten.
    Ein Fotoapparat warf zuckende Blitze auf die Ziegelmauern, die zum Wasser hinunterführten – vermutlich jemand von der Spurensicherung. Weitere Rufe wurden laut, dann trat ein Grüppchen Polizisten vom Rand der Schleuse zurück und bewegte sich auf einen weißen Transporter zu. Zwischen ihnen erkannte Cynthia das orangefarbene Gestell einer Trage. Sie wappnete sich innerlich für den Anblick der Leiche, aber die war bereits in einem Leichensack verstaut worden. Eigentlich hätte Cynthia darüber erleichtert sein müssen, aber aus irgendeinem Grund machte ihr das noch mehr zu schaffen: Es war so, als wäre die Tote einfach ausradiert worden. Woran sie wohl gedacht hatte, als ihre letzte Nacht anbrach? An eine Laufmasche in ihrer Strumpfhose, einen Streit unter Kollegen? An eine Verabredung mit einem Mann? Sämtliche Hoffnungen und Träume waren ohne jede Vorwarnung zunichtegemacht worden.
    Traurigkeit senkte sich auf Cynthia herab wie ein Schleier, und sie bewegte ruckartig den Kopf, um sie abzuschütteln. Sie war bestimmt einfach müde. Normalerweise schaffte sie es, die Distanz zu wahren. Das gehörte schließlich zu ihrem Job. Im Großen und Ganzen hatte sie auch wirklich kein Problem mit Leichen. Die Hinterbliebenen waren ihr wunder Punkt als Journalistin. Die fremde Trauer ergriff immerwieder von ihr Besitz und rief Erinnerungen wach, die sie lieber im Dunkeln gelassen hätte: Tabletten, die wie Hagelkörner auf den Boden prasselten. Die Hand ihrer Mutter, die die ihre drückte, während ein Kiefernsarg in die Erde hinabgelassen wurde. Und der heiße, feuchte Baumwollbezug ihres Barbapapa-Kissens in den Nächten, in denen so viele Tränen geflossen waren, dass sie das Gefühl hatte, sich aufzulösen.
    Die Türen des Transporters knallten metallisch, und der Wagen fuhr an. Zwei schwarz uniformierte Marinepolizisten standen am Straßenrand und sprachen mit einem Gerichtsmediziner im weißen Overall. Cynthia beugte sich über ihren Block und machte sich Notizen. Als sie wieder aufsah, warf der Channel-Five-Reporter gerade einen prüfenden Blick in den Spiegel. »Hast du das?«, fragte er seinen Kameramann und strich sich eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. »Wenn wir das jetzt losschicken, sollten sie es noch zusammen mit meinem anderen Beitrag bringen können. Und ich hätte gern noch ein paar O-Töne …«
    Cynthia hörte nicht länger zu, denn etwas anderes zog ihre Aufmerksamkeit auf sich: Die drei Ermittler auf dem Bürgersteig standen beisammen wie eine

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