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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Geisterschiff geworden.«
    Ich hörte, wie Doyen Allwyn keuchte, drehte meinen Kopf in die Richtung, in die er starrte, und sah, wie der Geist der Ehrenwerten Esche Faena die Leiter herunterschwebte. »Heho!«, stieß ich hervor.
    Vizeadmiral Havram, Hauptmann Suiden und Doyen Allwyn rührten sich nicht, als der Geist der Baumelfe sich näherte. Sie blieb vor ihnen stehen und blickte einem nach dem anderen ins Gesicht. Ich wollte mich aufrichten, obwohl mein Körper heftig protestierte, aber die Ehrenwerte Esche drehte sich herum und legte ihre Hand auf die Hängematte. Ich gab mich damit zufrieden, liegen zu bleiben.
    »Nach dem Sturm hat man Sie im Krähennest auf dem Besanmast gefunden, Hase«, erklärte Suiden. Er deutete mit einem Nicken auf die Baumelfe. »Und Sie wurden nur deshalb so schnell gefunden, weil sie ein Mannschaftsmitglied den Mast hinaufgehetzt hat.«
    »Wer ist sie, Junge?«, erkundigte sich Onkel Havram, der den Geist nicht aus den Augen ließ.
    »Sie ist die Ehrenwerte Esche, Sir«, antwortete ich, während ich den Geist der Baumelfe beobachtete. »Sie war die Faena, die durch den Weiler rund um unseren Hof wandelte.« Die Ehrenwerte Esche lehnte sich an die Wand der Kabine, das Gesicht der Leiter zugewandt.
    Der Vizeadmiral zog einen Stuhl heran, verbeugte sich kurz vor der Eschenelfe und setzte sich. »Also gut. Erklär mir jetzt genau, was ein Faena ist und wieso sich ein weiterer Geist an dich gehängt hat.«
    Ich sah meinen Onkel überrascht an. Wieso wollte er nicht wissen, was mit dem Sturm passiert war?
    »Wir kommen gleich zu Ihnen und dem Dschinn, Leutnant«, mischte sich Hauptmann Suiden ein. »Antworten Sie erst dem Vizeadmiral.«
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Hoheit«, erwiderte Havram trocken.
    Ich trank hastig einen Schluck Tee, wurde aber sofort daran erinnert, warum ich ihn bisher verschmäht hatte. Ich leerte die Tasse, verzog das Gesicht und ließ zu, dass Doyen Allwyn mir die Tasse aus der Hand nahm. Allerdings seufzte ich leidgeprüft, als er sie mir prompt zurückgab, gefüllt, versteht sich.
    »Ich kenne die Ehrenwerte Esche seit meiner Kindheit, Sir«, antwortete ich. Ich warf einen Blick auf ihren Geist, aber sie blieb mit dem Gesicht zur Leiter an der Wand stehen.
    »Also hat sie beschlossen, dich wegen eurer langjährigen Beziehung zu verfolgen?«, erkundigte sich der Vizeadmiral.
    »Nein, Sir. Die Mondperiode …«, begann ich.
    »Man hat mich bereits über die Mondperiode aufgeklärt«, unterbrach er mich. »Ich will wissen, warum sie«, Havram deutete mit dem Daumen auf die Ehrenwerte Esche, »dich«, sein Zeigefinger richtete sich auf mich, »verfolgt.«
    »Weil sie mich auserwählt hat, sie zu rächen, Sir.«
    »Warum dich?«
    »Das weiß ich nicht, Sir.« Ich warf einen Blick auf die Ehrenwerte Esche. »Pockenverseuchte Hölle!« Ich schoss förmlich hoch, als ich sie statt an der Wand neben meiner Hängematte stehen sah. Ihr Geist starrte mir ins Gesicht. Ich wäre fast aus der Hängematte gefallen, als ich vor Schreck die Balance verlor, mein Lappen flog mir von der Stirn, und der Tee spritzte durch den ganzen Raum.
    »Verdammt, wann hat sie sich bewegt?«, schrie Onkel Havram, der hochsprang und seinen Stuhl gegen den Tisch rammte. Suiden und Doyen Allwyn stießen etwas gedämpftere Schreie aus.
    Mein Herz hämmerte gegen meine Rippen, als ich mit meiner Hängematte kämpfte. Schließlich gelang es mir, sie zu überzeugen, mich nicht auf den Boden zu werfen. Anschließend betrachtete ich den Geist der Baumelfe, der sich während meines Kampfes nicht von der Stelle gerührt hatte. Als sie sah, dass sie meine ganze Aufmerksamkeit hatte, deutete sie auf meine Hand. Ich sah auf meine Hand, dann wieder zu ihr hoch, verständnislos. Sie deutete erneut darauf. Ich drehte meine Hand, um nach der Rune zu sehen. Vielleicht stimmte ja etwas nicht. Sie griff danach, berührte sie jedoch nicht. Nachdem mein Herzschlag sich wieder etwas beruhigt hatte, spreizte ich meine Hand und sah zu, wie sie die Rune nachzog. Ihr Finger schwebte unmittelbar über meinem Handteller. Ich blinzelte verwirrt, als die Rune warm wurde und die Linien in dem Dämmerlicht der Kabine glühten.
    »Die Wahrheitsrune«, sagte der Vizeadmiral. Er hatte sich meiner Hängematte vorsichtig genähert, stand jetzt eine Armlänge von der Ehrenwerten Esche entfernt und blickte ebenfalls auf meine Hand. »Seine Majestät hat es in Seiner Nachricht an mich erwähnt.« Er warf mir einen kurzen Seitenblick

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