Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
Vom Netzwerk:
dazu gekommen wäre.
    »Wenn ich mich recht entsinne«, sagte der Doyen stirnrunzelnd, »haben Sie auf unserer Reise von Gresh nach Iversly immer die Zeit dazu gefunden.«
    Ich murmelte erneut, diesmal, dass es damals etwas anderes gewesen wäre.
    »Verstehe«, erwiderte Doyen Allwyn gedehnt und wandte sich an Hauptmann Suiden und Vizeadmiral Havram. »Der Botschafter bekommt ihn erst, nachdem ich mit ihm fertig bin.« Er sah mich an. Offenbar war er nicht sonderlich erbaut darüber, dass ich abtrünnig geworden war. »Tägliche Gebete, unter meiner Aufsicht.«
    Onkel Havram blinzelte mir zu. »Aye, sicher.« Er grinste. »Das wird ebenfalls Wunder für das Seelenheil des Kaplans wirken.« Sein Grinsen verstärkte sich. »Mach dir keine Sorgen, Hase. Überlasse Seine blutrünstige Eminenz uns und vertraue darauf, dass wir für deine Sicherheit sorgen.«
    Ich sagte nichts, als ich mich an die drei Jahre erinnerte, in denen ich Slevoic »ihnen« überlassen hatte.
    »Falls du allerdings bedroht wirst, befehle ich dir, dich zu verteidigen, und zwar mit allen Mitteln, die dir zur Verfügung stehen. Ganz gleich, wer dich angreift. Verstanden?«
    Das gefiel mir schon besser. Ein bisschen besser, jedenfalls. »Jawohl, Sir.«
    »Gut.« Der Vizeadmiral warf der Ehrenwerten Esche einen misstrauischen Blick zu, und als er sah, dass sie sich nicht von der Stelle gerührt hatte, setzte er sich wieder hin. Er bedeutete Hauptmann Suiden und Doyen Allwyn, sich ebenfalls zu setzen. »Und jetzt, Neffe, erzähl mir alles, was gestern Nacht passiert ist. Fang vorne an und lass nichts aus.«

54
     
    »Gibt es noch Orangen?«, erkundigte ich mich, nachdem ich mein viertes eingelegtes Ei verspeist hatte.
    Doyen Allwyn schob mir die Schale mit dem Obst hin, ich nahm eine Orange heraus und schälte sie, so schnell ich konnte. Der Doyen sah zu, wie die Orange nach zwei Bissen verschwand. Ich nahm eine neue.
    Laurel stellte eine Tasse Tee vor mir auf den Tisch. »Hier, Hase, trinkt zuerst das.«
    Ich seufzte und stürzte den honiggesüßten Tee hinunter. Es war die beste Methode, ihn zu trinken. Je kürzer er auf der Zunge lag, desto besser. Dann schob ich mir so viel von der zweiten Orange in den Mund, wie hineinpasste, um den bitteren Geschmack zu vertreiben.
    Ich war nach dem Gespräch mit Onkel Havram, Hauptmann Suiden und Doyen Allwyn eingeschlafen, obwohl ich vorgehabt hatte, den Geist der Ehrenwerten Esche im Auge zu behalten, der mich ebenfalls beobachtete. Als ich am nächsten Morgen erwachte, war die Ehrenwerte Esche verschwunden. Meine Schmerzen waren gleichfalls weg, bis auf die in meinem Magen, der mich anknurrte, als befänden wir uns am Ende eines fünftägigen Läuterungsfastens.
    Zwar war die Geister-Faena verschwunden, doch Laurel wartete, als ich die Augen aufschlug. Er hatte den ganzen Morgen über mich gewacht wie eine Bruthenne, und seine Miene verriet seine Verwirrung, jedenfalls, wenn er glaubte, dass ich nicht hinsah. Jetzt fing er meinen Blick auf und lachte einmal fauchend. »Ihr seid geflogen, bevor Ihr überhaupt gelernt habt zu krabbeln, Hase.« Er stellte den Kessel wieder auf den Feuerkorb. Er hatte recht gehabt, der Tee schmeckte kalt noch scheußlicher. »Und doch sitzt Ihr da, als wäret Ihr nur Patrouille geritten. Als ich das erste Mal meine Gabe wirkte, war ich so schwach wie ein neugeborenes Katzenjunges.«
    »Soweit ich gehört habe, war es aber nicht sein erstes … Mal, habe ich recht, Botschafter?«, erkundigte sich Doyen Allwyn, während ich mich über einige madenverseuchte Zwiebacks hermachte. Mit der anderen Hand schnappte ich mir ein Stück Käse.
    »Nein, Ehrenwerter Ältester«, gab Laurel zu. »Das war es nicht.« Er schüttelte den Kopf, dass die Perlen klickten. »Und dabei war er nicht einmal richtig ausgebildet.«
    Ich war viel zu sehr daran interessiert, das Loch in meinem Magen zu füllen, als mich darum zu kümmern, warum ich mich so rasch erholt hatte. Ich schluckte den Käse und den Zwieback herunter, nahm einen Apfel aus der Obstschale und reduzierte ihn mit wenigen Bissen auf Kerne und Gehäusereste.
    »Richtig.« Allwyn blinzelte. »Nun, Hauptmann Suiden hat gesagt, dass Sie an Deck gehen sollen, sobald Sie in der Lage dazu wären.«
    Ich knurrte, rührte mich aber nicht, weil ich einige ziemlich vertrocknete Trauben entdeckt hatte und mich an die Aufgabe machte, sie verschwinden zu lassen. Doyen Allwyn streckte die Hand aus und entriss mir mutig die Obstschale. »Sie bekommen Sie

Weitere Kostenlose Bücher