Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
Scharfes durchbrach meine Lethargie, und ich sah mich in der Kabine um. »Wo ist Jeff? Geht es ihm gut?«
Doyen Allwyn nickte, als er den Tee in die Tasse goss. Das Sieb hielt die Blätter zurück. »Er wurde allerdings ein bisschen herumgeschleudert.« Er sah meinen Blick. »Nur ein bisschen Bettruhe, Hase, dann sollte er wieder ganz der Alte sein.« Er nahm die Tasse und trat zu mir, blieb jedoch stehen, als Schritte die Treppe herabpolterten. Er drehte sich zu dem Besucher herum.
»Ehm …«
Ohne hinzusehen reichte mir der Doyen die Tasse. Ich versuchte mich aufzurichten, damit ich trinken konnte, aber das Tuch rutschte mir über die Augen. Ich riss es gerade rechtzeitig herunter, sodass ich sah, wie Hauptmann Suiden in die Kabine trat, und auch, wie sich Doyen Allwyns Schultern entspannten. Ich lag da, das feuchte Tuch in der einen und den Tee in der anderen Hand, aber der Hauptmann befreite mich aus meinem Dilemma. »Bleiben Sie liegen, Leutnant.«
Der Doyen löste mein anderes Dilemma, indem er mir das Tuch aus der Hand nahm und es wieder in die Schüssel legte. Dann hob er mich an und stopfte mir Decken in den Rücken. Ich seufzte, trank einen Schluck – und hätte die Brühe beinahe wieder ausgespuckt. »Was zum Teufel …?« Hauptmann Suiden sah mich an, und ich unterdrückte meinen Fluch mitten im Satz. »Was ist das denn?«
Doyen Allwyn grinste. »Wie ich schon sagte, Lord Hase, Botschafter Laurel hat strikte Anweisungen hinterlassen.« Er trat zu der Schüssel, wrang den Lappen aus und legte ihn erneut auf meine Stirn. »Sie müssen den ganzen Topf trinken.«
Hauptmann Suiden ging zu dem Tisch, zog einen Stuhl hervor und setzte sich. »Wie fühlen Sie sich, Hase?«
»Wie ein Stück Schei … Ehm, nicht so gut, Sir.« Ich trank noch einen Schluck. Diesmal konnte ich zwar die Mentha-Blätter schmecken, aber sie halfen auch nicht sonderlich. Der zweite Schluck schmeckte genauso abscheulich wie der erste. »Was ist passiert?«
»Sie haben uns gerettet«, erklärte Suiden.
Ich entwickelte plötzlich starkes Interesse für meine Tasse Ekelbrühe.
Doyen Allwyn lachte leise. »Sie sind es nicht gewohnt, ein Held zu sein, oder?« Er streckte die Hand aus und hob mit dem Finger den Boden meiner Tasse an. »Sie sollten das schneller trinken, weil es kalt noch schlimmer schmeckt, sagte jedenfalls der Botschafter.«
Ich leerte die Tasse, schüttelte mich und reichte sie dem Doyen, während ich mich fragte, was man mir nicht erzählte. Hauptmann Suiden lächelte schwach, sagte aber nichts, während Doyen Allwyn die Tasse erneut füllte und diesmal zwei Löffel Honig hineingab. Die auch nichts ausrichten konnten.
Nachdem er mir den Tee gegeben hatte, setzte sich der Doyen in einen zweiten Stuhl. »Ich kam an Deck, als das Schiff anfing, zu schaukeln und zu krängen. Dachte mir, oben wäre ich besser dran als unten.« Er schob die Hände in die Ärmel seiner Kutte, und ich bemerkte zum ersten Mal, dass er sein Büßerhemd nicht mehr trug. »Ich kam gerade noch rechtzeitig, um Ihren … Kampf mit dem Dschinn zu beobachten. Jedenfalls nahm ich an, dass es der Kampf war.«
»Alles, was wir sehen konnten, Hase, war, dass der Sturm blockiert und anschließend aufgelöst wurde«, meinte Suiden. »Die Mannschaft des gekenterten Windgleiters wurde aus dem Meer gefischt und auf dem Deck der Perlenfischer abgesetzt.«
Ich starrte den Doyen und den Hauptmann an und war plötzlich sehr interessiert. »Ja, Sir. Und was sagen die anderen?«
»Die meisten sind sehr, sehr froh, dass Sie bei uns sind, Leutnant«, erwiderte Suiden.
Ich wollte gerade fragen, wer nicht froh darüber war, als erneut Schritte die Leiter herunterkamen. Der Kopf des Hauptmanns ruckte herum, dann standen er und Doyen Allwyn auf. Der Doyen trat an meine Hängematte, während der Hauptmann sich am Eingang der Kabine aufbaute. Er salutierte, als der Vizeadmiral hereinkam.
Vizeadmiral Havram nickte und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten, bis er mich fand. Er ging zu meiner Hängematte, blieb davor stehen und starrte mich an, während Doyen Allwyn ebenfalls zur Seite trat. »Wie ich sehe, Neffe, geht es dir besser.«
»Jawohl, Sir.« Meine Stimme klang recht dünn. Ich sah meinen Onkel, meinen Hauptmann und den Doyen aus Gresh an. »Bitte, was geht hier eigentlich vor?«
Sie wechselten vielsagende Blicke, bevor sie mich ansahen.
»Die Schutzzauber haben versagt«, erklärte Suiden und lächelte schwach. »Die Furchtlos ist ein
Weitere Kostenlose Bücher