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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Atem sah Grim zu, wie er sich Moira näherte. Vermutlich wunderte sich der Kerl, wie diese Statue in die Arena gekommen war. Aber er würde schon eine Erklärung finden, die Menschen konnten immer alles erklären, was sie nicht verstanden. Es war nicht einfach, absolut still zu stehen, wenn man das Blut in seinen Adern spürte, das wusste Grim, und er fühlte Mitleid mit Moira, als der Junge dicht vor ihr stehen blieb. Noch immer verharrte sie regungslos. Der junge Mann hingegen stand eine Weile einfach da. Dann lächelte er und berührte Moira an der Schulter. Grim presste die Zähne zusammen. Was sollte das? War das einer von diesen Verrückten, die nachts mit Steinfiguren sprachen und sie behandelten, als wären sie ihre Freunde? Angestrengt fixierte er Moiras Gesicht. Sie schien den Jungen anzusehen, der konzentriert vor sich hin nickte, als würde ihm jemand etwas sehr Bedeutendes erzählen. Grim wurde blass unter seiner Obsidianhaut. Konnte das sein? Er beugte sich weiter vor und lauschte durch den Regen, doch er hörte nichts als das vermaledeite Aufschlagen der Tropfen auf Sand und Steinen. Verwirrt starrte er Moira an, und da — ganz deutlich — passierte es: Sie lächelte.
    Der Schreck traf Grim so plötzlich, dass er wie von einem Schlag getroffen zurückfuhr. Fassungslos sah er zu, wie Moira die Hand hob und dem Jungen über die Wange strich. Was, zur Hölle noch eins, tat sie da? Außer sich musste Grim sich am Fensterrahmen festhalten, um nicht zu schwanken. Sie zeigte sich einem Menschen, einem Sterblichen, sie brach den jahrhundertealten Pakt, sie riskierte alles, alles! Niemals war es vorgekommen, dass ein anständiger Gargoyle sich absichtlich einem menschlichen Auge gezeigt hatte, niemals seit der Alten Zeit, und das hatte seine Gründe! Wie konnte sie es wagen, alles zu verraten, was die Sicherheit ihres Volkes begründete? War es ihr gleichgültig, was geschehen mochte, wenn das herauskam?
    Grim fühlte, wie ihm kleine Kiesel von der Stirn rieselten, so sehr hatte er die Brauen zusammengezogen. Nein, er würde sie nicht verraten, aber was, wenn er nicht der Einzige war, der etwas wusste? Er musste mit ihr sprechen, soviel war klar, doch erst einmal sollte er herausfinden, was dort unten vor sich ging. Sie sprachen Grhonisch, das wusste er, die uralte Gedankensprache der Gargoyles. Was für ein Verrat! Grim schüttelte sich bei dem Gedanken, einen Menschen Grhonisch sprechen zu hören.
    Wieder streckte Moira die Hand aus, sie hielt etwas zwischen den Fingern. Grim kniff die Augen zusammen und erkannte ein in dunkles Leder verschnürtes Päckchen. Der junge Mann nahm es entgegen, seine Hände strichen über das Leder, und seine Augen leuchteten, als hätte er einen Schatz gefunden. Der Regen hatte aufgehört, und als Grim angestrengt lauschte, hörte er drei Worte auf Grhonisch:
    »Ich danke dir.«
    Doch es war nicht der Mensch gewesen, der diese Worte gesprochen hatte, nein, Moiras Stimme war es, die in Grims Schädel widerhallte.
    Noch einmal sahen sich die beiden an. Dann wandte der Junge sich ab und ging über den Platz. Moira blieb stehen, wo sie war. Kaum war der Mensch verschwunden, schob Grim das Fenster auf. Es knarrte kaum hörbar, doch Moira wandte sich um und schaute ihn an. Ein Flackern ging durch ihren Blick, eine Schwärze, die Grim frösteln ließ.
    Moira,
dachte er, als er seine Schwingen ausbreitete.
Was hast du getan?

Kapitel 4

    ie wütende Hummeln rasten die Autos an ihr vorbei. Die eiserne Brücke der Rue Caulaincourt vibrierte unter ihren Füßen, es schüttete wie aus Eimern, und außerdem war es kalt. Unter ihr lag der Cimetiere de Montmartre mit seinen verwitterten Gräbern und den alten, knorrigen Bäumen, deren Blätterrauschen durch den Regen drang wie eine nie enden wollende Totenklage.
    Angespannt schaute Mia zu dem Damenquintett hinüber, das sich in der Nähe der Friedhofstür versammelt hatte und redete, als gäbe es kein Morgen. Aber den gab es, und Mia blieb nicht mehr viel Zeit. In ziemlich genau einer Stunde würde der alte Maurice sich seinen Hut aufsetzen und seine Runde machen, und da er nicht mehr der Jüngste war, konnte das einige Zeit dauern. Sie musste diese Sache vorher erledigen und rechtzeitig wieder verschwinden, wenn sie nicht zweimal in einer Nacht beim Wurstgesicht und seinem Stempelkissen landen wollte. Aber diese dämlichen Tratschtanten mussten sich natürlich ausgerechnet jetzt in strömendem Regen vor diese Tür stellen!
    In diesem Moment

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