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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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ihn zu Boden und trat mit vollem Gewicht auf seine linke Hand. Morl schrie auf, aber noch immer sah er Mia an.
    »Lauf weg!«, keuchte er, doch Mia blieb, wo sie war. Die Gedanken rasten durch ihren Kopf, aber sie konnte keinen von ihnen greifen. Sie sah nur Morl, sein vor Schmerz entstelltes Gesicht, und Seraphin, der ihn an den Haaren emporriss und ihm glühende Finger an die Schläfen presste. Mia sog die Luft ein. Was sollte sie tun? Da hörte sie die Stimme Theryons.
Deine Kraft ist groß, aber sie ist nicht unendlich. Daher merke dir: Wenn du deine Gefühle nicht zügelst, werden sie, nachdem das Meer verbraucht ist, die Energie aus dir selbst ziehen. Sie werden nicht aufhören, bis du tot bist.
    Der Entschluss kroch ihr mit eisigen Zungen über den Nacken. Sie zwang sich, den Blick von Morl abzuwenden, und sah Seraphin in die Augen. Mit geballter Faust hob sie den Arm mit dem Zepter.
    »Du hast recht«, sagte sie. »Er wird mich nicht töten. Denn er will das hier, nicht wahr? Und wenn ich sterbe ...« Sie tat einen Schritt nach vorn und überzog ihre linke Hand mit Kristallen aus Eis. »Wenn ich sterbe, ist es verloren — für immer!«
    Seraphin stand da wie erstarrt. Seine Lider zuckten, als er sah, wie das Eis über Mias Arm kroch, aber seine Hand, mit der er Morl hielt, lockerte sich nicht.
    »Das wagst du nicht«, sagte er leise, aber Mia hörte den Anflug von Unsicherheit, der in seiner Stimme mitschwang.
    Sie lachte so höhnisch, dass sie selbst erschrak. Die Kälte des Zaubers kroch ihr in den Leib, ihre Lippen fühlten sich fremd und eisig an in ihrem Gesicht. »Es ist ... dein ... Risiko«, sagte sie mit schwerer Zunge. Ihr Blick ruhte fest auf Seraphin, der Morl ein Stück weiter an die Flammen hielt. »Töte ihn, töte meine Mutter — im selben Augenblick werde ich sterben — und das Zepter mit mir!«
    Schwarze Schleier zogen an Seraphin vorüber. Mia brauchte einen Moment, ehe sie begriff, dass sie das Bewusstsein verlor. Ihr Meer war verbraucht, der Eiszauber durchdrang jede Faser ihres Körpers. Jetzt nährte er sich von dem Leben, das sie in sich trug. Keine Wasserpferde erstanden aus den Wellen ihres Meeres, denn das Meer war versiegt. Stattdessen erhoben sich Pferde aus Blut, und sie rasten durcheinander und fraßen sich wie wahnsinnig durch ihren Körper. Mia spürte, wie Blut aus ihrer Nase rann, aber sie rührte sich nicht. Sie sah, wie Seraphin Morl fallen ließ, doch sie wandte den Blick nicht ab. Wenn sie jetzt aufgab, hatte er gewonnen. Sie schwankte und zwang sich, die Augen offen zu halten.
Es darf niemals in falsche Hände geraten, hörst du, niemals.
Jakobs Stimme war ihr so nah, dass sie glaubte, er stünde neben ihr. Sie lächelte, als sie sich dieser Illusion hingab.
Sie jagen mich schon seit Tagen, aber sie werden mich nicht bekommen. Niemals.
Mia lachte über die Wut in Seraphins Augen und wiederholte lautlos das Wort:
Niemals.
    Im nächsten Moment fühlte sie sich fallen. Ihr Kopf schlug auf dem Boden auf, sie fiel in ihr eigenes Blut. Ihr war so kalt, dass ihr ganzer Körper wehtat — und dann auf einmal hörte jeder Schmerz auf. Dunkelheit umgab sie. Stimmen riefen sie aus weiter Ferne, und da, wo die Stimmen waren, war auch Licht. Sie dachte und fühlte nichts mehr, und doch konnte sie sich bewegen und auf das Licht zutreten. Ein seltsamer Frieden legte sich um ihre Schultern. Die Dunkelheit hinter ihr ging sie nichts mehr an. Sie wollte ein Teil des Lichts werden, das mit goldenen Strahlen nach ihr rief, ganz gleich, was dabei mit ihr geschehen mochte.
    Da drang etwas durch die Finsternis, die sich fremd und feindlich hinter ihr auftürmte, ein Ton, der sie innehalten ließ. Etwas näherte sich, nein, nicht etwas — jemand. Ein Brüllen von unmenschlicher Tiefe zerriss die Luft, es klang wie berstender Fels. Mia wandte den Kopf halb zurück, etwas wie Erinnerung flog sie an, und sie hörte die Frage, die der goldene Glanz des Lichtes ihr stellte, wie durch wehende Tücher. Für einen Moment stand sie regungslos. Sie betrachtete die flüsternden Strahlen, hörte ihre zärtlichen Stimmen und fühlte noch einmal den Frieden, der in ihrem Licht auf sie wartete. Dann senkte sie den Blick wie bei einer Verbeugung und schüttelte kaum merklich den Kopf.
    Im nächsten Moment umflutete sie Wärme. Sie spürte, wie sie in ihren Körper zurückkehrte. Raue Hände berührten ihre Wange, und noch ehe sie die Augen öffnete, stieg ein Name in ihr auf und erhellte die

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