Grim - Das Siegel des Feuers
Zähne in sein Fleisch. Grim wich zurück, er sah nichts mehr als schwarzes Feuer, das mit einem gewaltigen Knall erlosch. Dicke Rauchschwaden stiegen in geisterhaften Spiralen zur Decke auf. Grim holte tief Atem. Seine Klauen zitterten, denn er erwartete, die verkohlten Überreste seines Bruders zu sehen, als er näher herantrat. Das Zepter der Gargoyles lag funkelnd am Boden.
Doch Seraphin war verschwunden.
Kapitel 64
ia erwachte von einem störenden Pieksen in der Nase. Mühsam öffnete sie die Augen und fand sich in einem riesigen Bett wieder. Und auf ihrer Brust hockte Remis und stach ihr seine Haare ins Gesicht.
»Sie ist wach!«, rief er jetzt und warf die Arme in die Luft, sodass er ein ganzes Stück nach oben hüpfte. Plumpsend landete er auf Mias Brustkorb und ließ sie husten. Sofort schob sich eine steinerne Klaue vor Mias Gesicht, packte Remis und schnippte ihn ein Stück weit ins Zimmer. Sie wandte den Kopf und sah Grim an, der neben ihrem Bett saß. An seinen Armen glommen die beiden Zepter. Mia holte Atem, aber er nickte, bevor ein Wort über ihre Lippen gekommen wäre.
»Es ist vorbei«, sagte er. »Seraphin wurde besiegt.«
Remis schoss wie eine Rakete vor Mias Nase.
»Wurde
besiegt, ja, Monsieur Bescheidenheit!« Er sah Mia vielsagend an und deutete auf Grim. »Er war es — er ist gegen Seraphin angetreten, der mit allen möglichen Tricks versucht hat, den Kampf zu gewinnen. Zum Beispiel hat er sich vervielfältigt, mindestens ... hundertmal!« Er bekam rote Pusteln im Gesicht vor Aufregung. »Und am Ende hat er sich aus dem Staub gemacht! Ist einfach verschwunden — Peng — und das war's dann!«
Mia zog die Brauen zusammen. »Soll das heißen, dass er vielleicht noch ... lebt?«
Grim hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Er wurde von Schwarzem Feuer verschlungen. Sollte er das überlebt haben — auf die eine oder andere Weise —, wird er nicht so einfach zurückkehren können.«
Da schwirrte Remis in die Luft und drehte einen Looping. »Genau«, rief er freudestrahlend. »Er ist weg, das ist die Hauptsache, nicht wahr? Grim hat ihn besiegt und den verfluchten Rattenfängerzauber gebrochen, und jetzt sind alle Gargoyles wieder bei vollem Bewusstsein. Noch sind nicht alle Bewohner Ghrogonias in die Stadt zurückgekehrt, aber das kann nicht mehr lange dauern. Und dann werden sie ihren Retter hochleben lassen!«
Grim seufzte. »Es ist nicht allein mein Verdienst, dass wir Seraphin besiegen konnten«, sagte er ernst. In knappen Worten berichtete er von Pheradins Hilfe, von seinen Mutanten und den Gästen des
Zwielichts,
aber auch von Thoron und seinem Selbstmord. Und Mia erzählte ihm von ihren Erfahrungen mit Seraphin, die er seltsam einsilbig hinnahm. Erst, nachdem Remis ihm auffordernde Blicke zugeworfen hatte, erzählte er ihr von seinen Erlebnissen in der Hölle, von Pedro von Barkabant und der Tatsache, dass Seraphin sein Bruder war.
Nachdem sie eine Weile schweigend zusammengesessen hatten, holte Mia tief Atem. Seraphin war besiegt. Diese Tatsache kam ihr so unwirklich vor, dass sie sich kneifen musste, um festzustellen, dass sie nicht träumte. Und Grim war kein Gargoyle — er war ein Hybrid. Sie dachte daran, was er zu ihr gesagt hatte, nachdem er sie vor dem Tod bewahrt hatte.
Ob Gargoyle, Mensch oder Hybrid — es gibt Dinge, vor denen man nicht weglaufen kann.
Und dann hatte er sie geküsst. Sie musste lächeln, doch dann fiel ihr Blick auf das Zepter der Menschen, das noch immer an Grims Arm hing.
Ich werde es vernichten —
hatte er das nicht gesagt?
Grim folgte ihrem Blick. »Du willst noch immer den Zauber des Vergessens brechen, nicht wahr?«
Mia öffnete den Mund, aber sie fand keine neuen Worte, um diesen Wunsch zu erklären. Langsam nickte sie.
Grim schaute auf das Zepter, das seine Farben in sanften Spiegelungen gegen die Wände warf. »Du willst es für die Hartide tun — für Jakob und alle, die so sind wie er oder dein Vater. Aber denkst du, dass Jakob das gewollt hätte?«
Seine Frage kam Mia so absurd vor, dass sie lachen musste. Aber Grim hob den Kopf und sah sie mit einem Ernst an, dass ihr das Lachen im Hals stecken blieb.
»Jakob war mein Bruder«, sagte sie. »Er hat ebenso wie ich erlebt, wie mein Vater gelitten hat, und er ist für dieses verfluchte Zepter gestorben. Warum hätte er das tun sollen, wenn nicht, um die Welt zu verändern? Ja — er wollte den Zauber brechen, daran gibt es für mich keinen Zweifel.«
»Das glaube ich nicht«,
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