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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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sagte Grim leise. »Ich habe seine Augen gesehen, als er starb. Er kannte die Menschen. Er wusste, dass sie ...« Er hielt inne, als würde ihm auf einmal bewusst werden, dass seine Worte sinnlos waren, und sah sie an. In seinem Blick lag etwas, das sie noch nie mit solcher Deutlichkeit darin gesehen hatte — etwas wie Sehnsucht. Er holte tief Atem und nahm ihre Hand. Auf einmal hatte sie ein merkwürdig feierliches Gefühl. Selbst Remis schaute andächtig von einem zum anderen.
    »Früher«, sagte Grim, »als Menschen und Gargoyles noch zusammengelebt haben ... vor all der Feindschaft, vor den Kriegen und den Morden ... da haben Gargoyles den Menschen als Seelenspiegel gedient. Sie trugen die Menschen durch die Dämmerwelt, die Sterbliche nur durch den Verlust ihres Lebens durchqueren können — oder auf den Armen eines Zwischenweltlers. Sie brachten die Menschen in andere Welten, um sie gesund zu machen, um ihre Sehnsucht zu stillen ... um ihnen beizustehen ...« Er hielt inne. »Ich kann dich durch die Dämmerwelt führen — wenn du dich von mir tragen lässt.«
    Mias Mund war staubtrocken. »Und die Welt, zu der du mich führst, ist ...« Sie konnte es nicht aussprechen, aber sie wusste, dass Grim sie zu Jakob bringen konnte — er konnte sie durch die Dämmerwelt zum Reich der Toten führen.
    »Lange habe ich nicht gewusst, was es bedeutet, ein Seelenspiegel zu sein«, sagte er leise. »Bei unserem letzten Gespräch sagte Moira zu mir:
Du weißt nicht mehr, wie es ist, für einen Menschen ein Seelenspiegel zu sein, ihn auf den Grund seines Ichs zu tragen, auf deinen eigenen Händen. Du weißt nicht, wie es ist, die Dämmerwelt mit diesem fremden Wesen auf deinen Armen zu durchwandern, bis an den Rand der Totenwelt. Du bist nie mit einem von ihnen in die Welt der Träume gereist. Wir können nicht nur mit unseren Schwingen fliegen, hast du das vergessen? Wir können auch fliegen auf ihren Träumen. Wir konnten die Menschen hinbringen, wohin sie allein niemals gelangen konnten. Wir konnten ihnen helfen — wie sie uns helfen konnten.«
Er hielt inne. »Jetzt weiß ich, dass sie recht hatte. Erinnerst du dich, als du mich fragtest, ob ich schon einmal gefallen wäre, ohne aufzukommen?«
    Mia lächelte. »Du sagtest, du würdest nicht fallen — du würdest fliegen.«
    Grim nickte langsam. »Das war gelogen. Ich bin gefallen, ohne es zu merken. Aber ich habe Fliegen gelernt, auf meinen Träumen — und auf deinen. Ist es da nicht nur gerecht, wenn ich nun dir helfe? Ich habe das noch nie getan. Aber vielleicht können wir die Dämmerwelt durchwandern — zusammen.«
    Mia legte ihre Hand auf seine Klaue. »Ja«, sagte sie mit einem Lächeln. »Gemeinsam.«
    Wieder schwiegen sie eine Weile. Dann nahm Grim ihre Hand. »Schließe die Augen.«
    Sie tat es und fühlte, wie er sie hochhob. Ein leises Säuseln erklang wie das Wispern des Windes in den trockenen Blättern eines Herbstwaldes. Grim flüsterte verschlungene Worte vor sich hin. Er setzte sich in Bewegung, und seine Schritte klangen seltsam dumpf an ihr Ohr. Etwas streifte ihre Wangen, sie brauchte eine Weile, bis sie merkte, dass es Nebel war. Sie hörte auf Grims Stimme, und obwohl sie seine Worte nicht verstand, schien es ihr, als erzählte er ihr eine Geschichte. Bilder tauchten vor ihr auf, als würde sie mit offenen Augen durch die Welt gehen, durch die er sie trug, Bilder aus ihrer Kindheit, aber auch Bilder aus Grims Leben und schließlich Wesen, die mal von ferne, mal ganz aus der Nähe zu ihnen herübersahen und Mia erschienen wie vergessene Träume oder Erinnerungen. Nach einer Weile lichtete sich der Nebel. Grim setzte sie ab, und Mia öffnete die Augen. Sie fand sich vor einem tiefen Abgrund wieder, und auf der anderen Seite — stand Jakob.
    Mia stockte der Atem. Die Ebene um ihn herum war trostlos und von verkrüppelten Bäumen besetzt. Ab und zu flogen Nebelfetzen darüber hin wie zerrissene Tücher, und über der fruchtlosen Erde prangte ein roter Mond. Mia hatte dieses Bild schon einmal gesehen. Sie erinnerte sich an Theryons Augen. Diese Ebene hatte sie darin gefunden. Jakob war nicht in der Welt der Toten. Er befand sich im Reich der Feen. Seine Haut war grau und seine Augen stumpf und blutunterlaufen. Sie sah die Wunde an seiner Schläfe, seine spröden, aufgerissenen Lippen und den Brustkorb, der sich weder hob noch senkte.
    »Du bist tot«, sagte sie, aber es klang wie eine Frage.
    Jakob lächelte ein wenig. Auf einmal schien Mia der

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