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Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Kleine
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Das Treffen
    Sofia zog den Mantel dichter um ihren zitternden Körper. Sie bibberte nicht wegen des Schneesturms, der über sie hinwegfegte und die letzten, trockenen Blätter von den Baumgerippen blies, sondern aufgrund den brisanten Informationen, die sie in einer unscheinbaren Plastiktüte bei sich trug.
    Sie wartete auf Leon. Auf den Mann, dem sie diese Dokumente überreichen wollte, in der Hoffnung Marelando zu Fall bringen zu können.
    In ihren klammen Händen hielt sie die Beweise, die den Inselstaat, in dem Sklaverei und Straftaten an der Tagesordnung waren, in Bedrängnis bringen konnten. Der Sicherheitsrat konnte nicht länger seine Augen davor verschließen, nicht wenn sie ihnen ihre Dokumente und Fotos überreichte.
    Sie drückte die Tüte fest an ihren Körper und blinzelte gegen den fallenden Schnee an. Dort! Sie seufzte erleichtert auf, als sich eine große Silhouette abzeichnete, die Leons Körperbau glich. Groß, durchtrainiert mit fließenden Bewegungen. Sie kannte niemanden, der einen so selbstsicheren Gang wie Leon hatte.
    Trotzdem blieb sie in Alarmbereitschaft. Ihr Job als Journalistin hatte ihr die nötige Vorsicht gelehrt und so entspannte sie sich erst, als unverkennbar das Gesicht des Polizeichefs vor ihr auftauchte.
    Seine dunklen Augen musterten sie besorgt und er legte seinen Arm um ihren bebenden Körper.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er und in seiner rauen Stimme lag eine Fürsorge, die Sofias Herz erwärmte, während er sie an sich heran zog. »Ich bin sofort gekommen, als du mich angerufen hast. Was ist denn passiert? Du klangst furchtbar aufgeregt!«
    Unterbewusst schmiegte sie sich enger an seine Brust und er gewährte ihr den innigen Körperkontakt, ehe sie sich losriss und ihm die Plastiktüte unter die Nase hielt.
    »Hier«, keuchte sie aufgeregt und kleine Atemwolken stiegen auf. »Ich habe die Beweise!«
    Leon runzelte seine Stirn und er blickte irritiert auf das rote Päckchen hinab. »Von was redest du, Sofia?«
    Anstatt ihm zu antworten, drückte sie ihm die Tüte auffordernd gegen die Brust.
    »Öffne sie«, erwiderte sie bedeutungsvoll, »und du wirst es verstehen. Es ist unglaublich, was ich herausgefunden habe.«
    Ein Bauwagen hielt vor dem Park, aber diesen Umstand nahm sie nur am Rande war, so aufgeregt war sie, als er endlich in die Tüte griff und die Dokumente vorsichtig hervorzog. Sie wagte es kaum, zu atmen.
    Seine Hände durchblätterten beiläufig die unzähligen Fotos und Berichte.
    Sie sah ihn enttäuscht an, irgendwie hatte sie eine heftigere Reaktion als dieses stillschweigende Stirnrunzeln von ihm erwartet. Schließlich präsentierte sie ihm gerade die besten Beweisstücke gegen Tom van Darkson und seinen Inselstaat. Doch anstatt freudiger Erregung spiegelte sich lediglich eine undefinierbare Mischung aus Wut und Sorge auf seinem Antlitz. Als er beim letzten Beweisstück angekommen war, schaute er ernst und steckte die Unterlagen in seine Manteltasche.
    »Kleine Sofi«, sagte er sehr leise, aber umso deutlicher. »Ich habe dir doch gesagt, dass du dich nicht in meine Ermittlungen einmischen sollst. Das ist viel zu gefährlich! Hast du noch weitere, brisante Informationen, die dein Leben gefährden könnten?«
    »Nein«, erwiderte sie gekränkt. Normalerweise mochte sie es, wenn er ihren Kosenamen ‚ kleine Sofi ‘ benutzte, aber in der jetzigen Situation war das völlig unangebracht. Sie wischte seine Angst mit einer ärgerlichen Geste beiseite. »Mach dir keine Sorgen. Sag mir lieber, ob die Beweise ausreichend sind, Tom van Darkson in Bedrängnis zu bringen?«
    Ein Schatten huschte über sein markantes Gesicht. »Ja, sie sind ausreichend, um den Sicherheitsrat zu überzeugen, dass Tom van Darkson nicht nur eine Gefahr für seine eigene Bevölkerung darstellt, sondern auch für die Bewohner fremder Staaten.«
    »Meinst du?«, fragte sie atemlos und rieb ihre Hände aneinander. »Das wäre so fantastisch! Wann werden wir die Beweise weiterleiten?«
    Er schüttelte seinen Kopf und stemmte seine Handballen energisch in die Hüfte. »Wir? Es wird kein ‚ wir ‘ geben. Ich werde die Dokumente mit Rene zusammen auswerten und sie dann beim Rat abliefern.«
    Sie wollte Einspruch erheben, aber er fuhr ihr über den Mund. »Du hingegen wirst dich in dieser Zeit versteckt halten und mit niemandem darüber sprechen, denn ich habe keine Lust, die nächste Leiche aus dem Fluss zu fischen. Haben wir uns soweit verstanden?«
    »Aber«, setzte Sofia erneut an und

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