Grimes, Martha - Mordserfolg
sich lächelnd. »Allerdings finde ich Ihre Absage etwas voreilig, ohne dass Sie sich die Sache erst mal durch den Kopf gehen lassen. Kennen Sie eigentlich Ned Isalys Verkaufszahlen?«
Clive fühlte, wie sein Gesicht puterrot anlief. »Aber selbstverständlich.«
»Und meine? Aber selbstverständlich kennen Sie die. Von Ihrer eigenen Karriere wollen wir gar nicht reden – stimmt’s? Mich bei Mackenzie-Haack zu landen, könnte ihr wohl kaum schaden.«
Clive nickte stumm. Er konnte Giverney einfach nicht aus den Fängen lassen. Paul Giverney unter Vertrag zu nehmen bedeutete einfach zu viel für seine Karriere. Als könnte es ihn retten oder zumindest Zeit schinden, sagte er: »Da würde Tom Kidd nicht mitmachen. Er ist Neds Lektor und würde dann vermutlich kündigen.« Vermutlich? Mit Sicherheit. Clive kannte doch Tom.
Paul schürzte die Lippen und dachte nach. » Das wäre allerdings schlimm. Er ist einer von den drei Lektoren in New York, die etwas vom Lektorat verstehen –«
Clive fragte sich, wer wohl die beiden anderen waren.
»– und ich will ihn für meine Bücher.«
»Für Ihre ?« Du lieber Himmel, dachte Clive. Das wird ja immer schöner. Allerdings sollte er lieber nicht so erstaunt klingen bei der Vorstellung, Tom Kidd könnte Paul Giverneys Bücher lektorieren. »Ich dachte, lektorieren würde ich –«
Nun musste Paul lachen. »Sie? Was soll denn das, Clive? Sie sind doch für Akquisitionen zuständig. Ich wette, Sie haben seit Jahren nichts mehr lektoriert.«
»Sie brauchen aber eigentlich doch keinen Redakteur, Paul.« Was wollte er mit dieser Schmeichelei bezwecken? Selbst wenn sie Ned Isaly tatsächlich absägen könnten, würde Kidd einen Riesenaufstand machen. Er liebte Ned Isalys Zeug.
Clive versuchte, wieder etwas Boden zu gewinnen. Er beugte sich vor und schenkte Paul sein schönstes Lächeln. »Sehen Sie, Paul, wir haben keine Klausel, auf die wir uns berufen können, um diesen Vertrag aufzukündigen, der übrigens nur noch für ein Buch gültig ist.« Clive war sich sicher, dass er jetzt auf der richtigen Fährte war. »Ein Buch noch. Danach brauchen wir ihm natürlich keinen weiteren Vertrag anzubieten. Das würde Tom Kidd zwar auch nicht passen, aber wir hätten jede Menge Gründe, weshalb wir uns weigern, Ned wieder unter Vertrag zu nehmen. Ich bin mir sicher, Bobby wäre damit vollkommen einverstanden, und außerdem –«
»Sie haben mir nicht zugehört, Clive. Ich frage nicht, womit Bobby einverstanden wäre. Ich verhandle hier nicht.«
Mann! Clive versuchte es auf eine andere Tour. »Ned würde problemlos einen anderen Verlag finden –«
Paul zuckte die Schultern. »Nicht, wenn Sie es richtig anstellen.«
»Richtig? Was um alles in der Welt meinen Sie damit? Sollen wir etwa auch noch dafür sorgen, dass er von sämtlichen anderen Verlagen in New York boykottiert wird?« Clive plumpste auf seinen Stuhl zurück.
Wieder zuckte Paul die Schultern. Er lächelte. »Nun, darauf kommen wir noch, wenn es so weit ist.« Er stand auf und sah auf seine Uhr. »Ich gehe mit meinem Agenten Mittag essen. Der ist einverstanden mit der Sache, denkt, dann kriegt er wieder einen Sack Gold. Ehrlich gesagt, geht es mir eigentlich gar nicht ums Geld. Darüber wird es, denke ich, keine Querelen geben, obwohl ich sicher bin, dass Mort so lange schachert, bis Sie das Chrysler Building auch noch mit dreingeben. Informieren Sie mich, grübeln Sie aber nicht noch ewig drüber nach. Ich unterzeichne den Vertrag erst, wenn Sie sich von Ned Isaly getrennt haben, und dabei bleibt’s! Aber ich bin ja vernünftig, ich lasse euch Burschen genug Zeit, schließlich seid ihr Verleger, und Verleger haben eine merkwürdige Auffassung von Zeit.« Giverney deutete einen militärischen Gruß an und steuerte auf die Tür zu.
Clive sprang auf. »Paul –«
Paul war verschwunden.
4
Ned stellte den Kaffee auf dem Zeichentisch ab und zündete sich wieder eine Zigarette an. Sinnierend betrachtete er das glühende Ende. Hatte er nicht mit Rauchen aufgehört? Wieso hatte er dann eine brennende Zigarette in der Hand? Er drückte sie in dem kleinen Metallschälchen aus, in dem er immer Büroklammern aufbewahrte. Sämtliche Aschenbecher hatte er hinausgeworfen. Ein Tintenfässchen, zwei gespitzte Bleistifte, zwei Füllfederhalter, Notizbuch. Jeden Morgen arrangierte er diesen Schatz an kleinen Utensilien, und jeden Nachmittag füllte er den Federhalter auf und spitzte die Bleistifte frisch an. Er schrieb
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