Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)
Ende zu machen, falls er es konnte.
Doch dann erinnerte er sich an die armen Mädchen, die der Eisige Hauch unter Drogen gesetzt und entführt hatte. Und an Smittys entsetzlichen Tod.
Er schüttelte den Kopf. Mit dem Säbel in der Hand entfernte er sich vom Kampfgeschehen und überließ das Aufräumen dem
Gegengewicht
.
Hank lehnte an der Rückseite der Villa und hielt sich die verletzte Schulter.
„Tut es sehr weh, Hank?“
„Schon, aber es ist nichts Ernstes. Und bei dir?“
„Dasselbe.“
Renard kam mit einer rauchenden Pistole in der Hand zu ihnen und nahm beim Näherkommen wieder menschliche Gestalt an.
„Burkhardt. Was diese Münzen angeht …“
„Tut mir leid, Captain. Da müssen Sie mich schon erschießen, damit ich Ihnen die Münzen übergebe. Ich werde dafür sorgen, dass meine Mutter sie bekommt.“
„Sie hatte sie auch beim letzten Mal und hat sie verloren.“
„Diesen Fehler wird sie nicht noch einmal machen. Sie wird einen Weg finden, sie sicher aufzubewahren.“
Renard sah ihn wütend an und schien drauf und dran zu sein, Nick anzugreifen.
„Captain“, meinte Nick, „sehen Sie doch nur, was hier los ist. Denken Sie, das wäre auch ohne die Münzen passiert? Denswoz hat sie benutzt, um den Eisigen Hauch zu kontrollieren. Vermutlich hat er in einigen Fällen sogar anständige
Wesen
in Psychopathen verwandelt. Es war ein Kult. Und er ist aus diesem Grund gestorben. Sie wollen die Münzen nicht haben. Sie sind Gift.“
Renard biss die Zähne aufeinander. Dann zuckten alle drei Männer zusammen, als vom Schlachtfeld ein besonders mitleiderregender Schrei herüberhallte.
„Vielleicht haben Sie recht.“ Renard holte tief Luft und ging davon.
Hank verzog das Gesicht, als er die bestialischen Schreie hörte und das
Gegengewicht
damit fortfuhr, die Gangster des Eisigen Hauchs auszuschalten.
„Lass uns von hier verschwinden. Was sagst du?“
„Gute Idee.“
Aufeinander gestützt gingen sie weg und ließen das Gemetzel hinter sich.
In seiner linken Hand hielt Nick noch immer den Säbel seines Vorfahren, von dem das Blut heruntertropfte.
K APITEL Z WEIUNDDREISSIG
Zwei Wochen später … Ein windiger Oktobermorgen …
Nick trat vom offenen Waffenschrank im Wohnwagen seiner Tante zurück, in den er den Säbel gehängt hatte. Er sah gut aus, wie er horizontal über den traditionelleren Grimmwaffen baumelte. Er hatte mehr Stil, fand er, als die Enthauptungsklinge, die Dornenkeule, die spezielle Donnerbüchse, die Armbrust oder die seltsamen Haken. Der Säbel, der gereinigt worden war und glänzte, besaß eine gewisse Eleganz. Nick hoffte, dass seine Vorfahren, wo immer sie jetzt auch waren, spürten, dass die Rache vollzogen worden war, dass es vorbei war.
Doch die Arbeit eines Grimms ging nie zu Ende. Nicht, solange es
Wesen
wie Denswoz auf der Welt gab.
Hank hatte recht, dachte Nick, als er den Waffenschrank schloss. Es war nicht gerade leicht, gleichzeitig ein Detective und ein Grimm zu sein.
Vielleicht konnte er nicht beides gleichzeitig sein.
Er hatte es nicht geschafft, sich an die korrekte Vorgehensweise eines Polizisten zu halten, als er den
Geier
verhört hatte, und als Konsequenz daraus seine Dienstmarke verloren.
Und es war gegen das Gesetz, den Behörden relevante Informationen vorzuenthalten – die Wahrheit über
Wesen
, die in Verbrechen verwickelt waren. Doch konnte er als Grimm anders handeln?
Er konnte nicht aufhören, ein Grimm zu sein. Insbesondere nicht nach dem, was mit dem Eisigen Hauch passiert war. Es ging nicht nur darum, böse
Wesen
zu vernichten, sondern auch darum, gute zu beschützen. Die Polizei konnte diese Aufgabe nicht übernehmen, zumindest nicht alleine. Daher musste er ein Grimm sein.
Aber konnte er noch Polizist bleiben?
Vielleicht nicht. Vielleicht musste er seinen Job aufgeben, selbst wenn er seine Dienstmarke zurückbekam.
Er drehte sich zum Tisch um und überlegte, ob er einen Eintrag über den Eisigen Hauch machen sollte – er hatte ein eigenes Grimmbuch begonnen. Doch da klopfte es an der Tür.
Nick nahm die Smith and Wesson in die Hand, die auf dem Tisch lag, überprüfte, ob sie geladen war, und rief: „Wer ist da?“
„Der verdammte Narr, der dir immer den Rücken freihält. Wer soll es denn sonst sein?“
Nick legte die Waffe hin und öffnete Hank die Tür.
„Regnet es noch?“, fragte er.
„Wenn ich behaupte, dass es nicht regnet“, meinte Hank, sobald er den Wohnwagen betreten hatte, und knöpfte sich den Mantel
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