Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)
neunzehnten Jahrhundert entsprungen – zwängte sich Albert Denswoz durch seine Anhänger. Er hielt einen Säbel in der Hand.
Denswoz war der Einzige, der sich nicht verwandelt hatte. Noch nicht. Seine Augen leuchteten schwach. Nick war davon überzeugt, dass er die Münzen bei sich hatte.
Nun kam Denswoz näher und warf einen antiken Säbel auf den Boden zwischen sie. Der goldene Knauf war wie ein Falkenschädel geformt. Die Waffe war alt, glänzte jedoch im Morgenlicht.
„Säbel aus der Zeit Napoleons“, erklärte Denswoz und schwang seine Waffe geübt durch die Luft. „Nur leicht geschwungen, wie Sie sehen. Klingen aus Federstahl! Beides sind gut ausbalancierte Dragonersäbel. Ihrer ist nur etwas schöner … verziert. Erkennen Sie ihn, Burkhardt?“
„Nein.“
„Das sollte mich vermutlich nicht wundern. Ihre Waffe gehörte dem Mörder, Ihrem Ahnen Johann Kessler. Einer meiner Vorfahren hat sie einem von Kesslers Nachkommen abgenommen. Tatsächlich hat er ihn seiner Leiche aus den Händen gerissen. Und der Säbel in meiner Hand hat einst Alberle Denswoz gehört. Es ist doch überaus passend, dass ich Sie damit umbringen werde. Und danach werde ich damit auch Ihren Freund töten. Später schlitze ich Ihre Frau auf, wenn ich sie gefunden habe. Und Ihre Mutter – sie erweist sich als schwer auffindbar, aber ich zweifle nicht daran, dass es mir letzten Endes gelingen wird. Dann wird der lange Rachefeldzug endlich abgeschlossen sein! Dann haben wir über Sie triumphiert, und bald darauf über alle Grimms! Ich habe Ihnen versprochen, dass Sie Ihre Gelegenheit bekommen werden, und nun ist sie da. Allerdings gehe ich nicht davon aus, dass man Ihnen auf der Polizeischule den Umgang mit einem Schwert beigebracht hat. Heben Sie die Waffe Ihres Vorfahren auf und sterben Sie mit einer Klinge in der Hand!“
Nick schluckte schwer. Denswoz hatte recht. Er hatte noch nie mit einem Säbel oder überhaupt mit einem Schwert gekämpft. Tatsächlich hatte er auf einen Ringkampf oder ein Duell mit Pistolen gehofft, da er ein ziemlich guter Schütze war.
Er sah zum Himmel hinauf. Es war noch nicht ganz hell. Der Tag brach gerade erst an …
Denswoz steckte seine freie Hand in die Tasche, und seine Augen schienen auf einmal stärker zu leuchten. Er sah die sie umringenden
Wesen
an und schwenkte seinen Säbel, als würde er sie segnen.
„Brüder und Schwestern!“, rief er. „In der Tradition des Eisigen Hauchs haben wir uns im Morgengrauen im Blut der aufgehenden Sonne versammelt! Der Grimm jedoch bringt die Dunkelheit! Das Ritual der Morgendämmerung beginnt! Der Grimm wird durch meine Hand sterben! Und das wird ein Zeichen des Triumphs für alle kriegerischen
Wesen
der Welt sein! Endlich bricht die Regentschaft des Eisernen Hauchs an!“
Unter dem Bann der Münzen von Zakynthos – der wahren Quelle für die Macht ihres Anführers – brüllten, zischten und kreischten die
Wesen
in einer monströsen Litanei.
„Ihr seid nichts als Trottel, die unter dem Einfluss der Münzen stehen!“, schrie Nick. Dann nahm er Johann Kesslers Säbel und schwang ihn so, wie er es bei Denswoz gesehen hatte. Er lag gut in der Hand.
„Sie werden feststellen, dass er gut ausbalanciert ist“, sagte Denswoz mit einem teuflischen Grinsen und ging in Schwertkämpferstellung. „Dann zeigen Sie mal, was Sie damit anfangen können!“
Nick drehte sich ein wenig und stellte die Füße so, wie er es bei Fechtern gesehen hatte, während er den Säbel in die
Engarde
-Stellung brachte.
Die
Wesen
schwiegen und schienen dem bevorstehenden Kampf fasziniert entgegenzusehen. Nick konnte hören, wie im Wald die ersten Vögel zu zwitschern begannen. Vielleicht war das der letzte Morgen, den er erlebte …
„Denswoz“, sagte Nick, „meine Vorfahren haben einige Ihrer Vorfahren getötet. Aber sie haben die Sache nicht zu Ende gebracht. Ich bin in diesem Moment kein Polizist. Es gibt keinen Grund, warum ich Sie nicht töten sollte. Es fühlt sich für mich so an … als würde sich der Kreis schließen.“
„Genug geredet!“, rief ein
Steinadler
mit kreischender Stimme.
„Kommen sie her, Grimm, und schließen Sie sich Ihren Ahnen an“, sagte Denswoz und schwenkte seinen Säbel.
Nick holte tief Luft und sprang vor, weil er versuchen wollte, seinen Säbel in Denswoz’ rechten Unterarm zu bohren und ihn so zu verwunden.
Aber Denswoz ging ihm geschickt aus dem Weg, machte einen Schritt zur Seite und wehrte Nicks Säbel problemlos
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