Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)
Lorbersack gebn und den Kreuzer.
Drauf is er nach Haus kuma und hat schon bei der Haustür eini gschrien: »juchesha liebs Weib! Hietzt is so viel, als obst gsund warst! Der Herr Pfarra hat heunt predigt, daß wer a krangs Kind, an krangen Mon, a krangs Weib, an krangen Vader, a krange Muader, a krange Schwester, Bruader, oda wers sunst nacha war, z’ Haus hat, und der macht a Wollfarth auf’m Göckerliberg in Wälischland, wo der Metzen Lorberbladeln an Kreuzer kost, dem wird ’s krange Kind, der krange Mon, ’s krange Weib, der krange Vader, d’ krange Muader, d’ krange Schwester, Bruader oda wer’s sunst nacha war, auf der Stell gsund, und hietzt hab i mir schon den Lorbersack ghohlt vom Herrn Pfarra und den Kreuzer, und wir glei mein Wanderschaft antreten, daß d’ desto ehender gsund wirst;« und drauf is er fort ganga.
Er war aber kam fort, so is die Bäurin schon auf gwesn und der Pfarra war a glei do. Hietzt lassen mir aber dö zwa indessen auf der Seiten, und gänga mir mit’n Baur. Der is halt alleweil drauf los ganga, damit er desto ehender auf’m Göckerliberg kummt, und wie halt so geht, begegnt ihm sein Gvatter. Sein Gvatter dös war an Armon (Eiermann), und der is just von Mark kuma, wo er seine Ar verkauft hat. »Globt seist«, sagt sein Gvatter, »wo gehst denn so trabi hin Gvatter?«
»In Ewigkeit, Gvatter«, sagt der Baur, »mein Weib is krang worn, und da hab’ i heund in Herrn Pfarra sein Predi ghört, und da hat er predigt, daß wann aner z’ Haus an krangs Kind, an krangen Mon, a krangs Weib, an krangen Vader, a krange Muader, a krange Schwester, Bruader, oda wers sunst nacha war, hat, und er macht a Wollfarth auf’m Göckerliberg in Wälischland, wo der Metzen Lorberbladeln an Kreuzer kost, dem wird ’s krange Kind, der krange Mon, ’s krange Weib, der krange Vader, d’ krange Muader, d’ krange Schwester, Bruader, oder wers sunst nacha war, auf der Stell gsund, und da hab i mir von Herrn Pfarra den Lorbersack und den Kreuzer g’hohlt, und hietzt trit i halt mein Wanderschaft an.«
»Aber hanz Gvatter, hat der Gvatter zum Baur gsagt, seits denn gar so dacket (einfältig), daß so was glauben könts. Wißt’s was is? Der Pfarra möcht gern mit engern Weib an ganzen Tag allan recht vergnügt zubringa, drum hab’n’s eng den Bärn anbunden, daß ihr’en aus’n Füßen kumts.«
»Mein, hat der Baur gsagt, so möcht i do wissen, ob das wahr is.«
»No, hat der Gvatter gsagt, wast was, setz di in mein Arkorb eini, so will i di nach Haus trag’n, und da wirst es selber segn.« No, das is also gschegn, und der Baur hat si in Gvatter sein Arkorb eini gsetzt, und der hat’n nach Haus trag’n. Wie’s nach Haus kuma san, holla, da is schon lusti zuganga. Da hat die Bäurin schon fast alles, was nur in ihren Hof war, abg’stochen ghabt, und Krapfen hats bachen, und der Pfarra war a schon da, und hat a sein Geige mitbracht g’habt. Und da hat halt der Gvatter anklopft und d’ Bäurin hat gfragt, wer draussen war. »I bin’s Gvatterin, hat der Gvatter gsagt, mei gebts mir heund Nacht a Herberg, i hab meini Ar auf’m Mark nit verkauft, und hietzt muß i’s wieder nach Haus trage, und sö san gar z’ schwar, i bring’s nit fort, es is a schon finster.«
»Ja mein Gvatter«, sagt d’ Bäurin drauf, »ös kumts mir recht zur unglegna Zeit. No, weils halt aber nit anders is, so kumts eina, und setzt’s eng dort auf d’ Ofenbank.« No, hat si der Gvatter also mit sein Buckelkorb auf d’ Ofenbank gsetzt. Der Pfarra aber und d’ Bäurin dö warn halt recht lusti. Endli fangt der Pfarra an und sagt: »hanz mein liebi Bäurin, ös könts ja so schön singa, singts mir do ans.«
»A«, sagt die Bäurin, »hietzt kann i nix mehr singa, ja in mein junge Jahren, da hab i ’s wohl könna, aber hietzt is schon vorbei.«
»Ei«, sagt wieder der Pfarra, »singts do, nur a bißl.« No, da fangt die Bäurin an und singt:
»I hab mein Mon wohl ausgesandt
Auf’m Göckerliberg in Wälischland!«
Drauf singt der Pfarra:
»I wollt er blieb da a ganzes Jahr
Was fragt i nach dem Lorbersack,
Halleluja!«
Hietzt fangt der Gvatter hinten an, und singt (da muß i aber derzöhln, daß der Baur Hildebrand ghassen hat), singt also der Gvatter:
»Ei du, mein lieber Hildebrand,
Was machst du auf der Ofenbank?
Halleluja!«
Und hietzt singt der Baur in Korb drinna:
»Hietzt kann i das Singa nimmermehr leiden
Hietzt muß i aus
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