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Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Titel: Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Carl Grimm , Jacob Ludwig Carl Grimm
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verlassen. Der Weg nach dem Wald führte ihn zu dem Galgen. Von Zorn, Wut und der Hitze des Tages ermüdet, warf er sich nieder. Als er die Augen zumachte und schlafen wollte, stürzten die beiden Krähen von den Köpfen der Gehenkten mit lautem Geschrei herab und hackten ihm die Augen aus. Unsinnig rannte er in den Wald und muß darin verschmachtet sein; denn es hat ihn niemand wieder gesehen oder etwas von ihm gehört.
     

Die Krähen
     
    E s hatte ein rechtschaffener Soldat etwas Geld verdient und zusammengespart, weil er fleißig war, und es nicht, wie die andern, in den Wirtshäusern durchbrachte. Nun waren zwei von seinen Kameraden, die hatten eigentlich ein falsches Herz, und wollten ihn um sein Geld bringen, sie stellten sich aber äußerlich ganz freundschaftlich an.
     
    Auf eine Zeit sprachen sie zu ihm »hör, was sollen wir hier in der Stadt liegen, wir sind ja eingeschlossen darin, als wären wir Gefangene, und gar einer wie du, der könnte sich daheim was ordentliches verdienen, und vergnügt leben.« Mit solchen Reden setzten sie ihm auch so lange zu, bis er endlich einwilligte, und mit ihnen ausreißen wollte; die zwei andern hatten aber nichts anders im Sinn, als ihm draußen sein Geld abzunehmen. Wie sie nun ein Stück Wegs fortgegangen waren, sagten die zwei »wir müssen uns da rechts einschlagen, wenn wir an die Gränze kommen wollen.«
     
    »Nein«, antwortete er, »da gehts gerade wieder in die Stadt zurück, links müssen wir uns halten.«
     
    »Was, du willst dich mausig machen?«, riefen die zwei, drangen auf ihn ein, schlugen ihn bis er niederfiel, und nahmen ihm sein Geld aus den Taschen; das war aber noch nicht genug, sie stachen ihm die Augen aus, schleppten ihn zum Galgen, und banden ihn daran fest. Da ließen sie ihn, und gingen mit dem gestohlenen Geld in die Stadt zurück.
     
    Der arme Blinde wusste nicht an welchem schlechten Ort er war, fühlte um sich, und merkte daß er unter einem Balken Holz saß. Da meinte er es wäre ein Kreutz, sprach: »es ist doch gut von ihnen, dass sie mich wenigstens unter ein Kreuz gebunden haben, Gott ist bei mir«, und fing an recht zu Gott zu beten. Wie es ungefähr Nacht werden mochte, hörte er etwas flattern; das waren aber drei Krähen, die ließen sich auf dem Balken nieder. Danach hörte er wie eine sprach: »Schwester, was bringt ihr Gutes? Ja, wenn die Menschen wüssten, was wir wissen! Die Königstochter ist krank, und der alte König hat sie demjenigen versprochen, der sie heilt; das kann aber keiner, denn sie wird nur gesund, wenn die Kröte in dem Teich dort zu Asche verbrannt wird, und sie die Asche mit Wasser trinkt.«
     
    Da sprach die zweite »ja, wenn die Menschen wüssten, was wir wissen! Heute Nacht fällt ein Tau vom Himmel, so wunderbar und heilsam, wer blind ist, und bestreicht seine Augen damit, der erhält sein Gesicht wieder.« Da sprach auch die dritte »ja, wenn die Menschen wüssten, was wir wissen! Die Kröte hilft nur einem, und der Tau hilft nur wenigen, aber in der Stadt ist große Not, da sind alle Brunnen vertrocknet, und niemand weiß daß der große viereckige Stein auf dem Markt muss weggenommen und darunter gegraben werden, dort quillt das schönste Wasser.«
     
    Wie die drei Krähen das gesagt hatten, hörte er es wieder flattern, und sie flogen da fort. Er machte sich allmählich von seinen Banden los, und dann bückte er sich, und brach ein paar Gräserchen ab, und bestrich seine Augen mit dem Tau, der darauf gefallen war. Alsbald ward er wieder sehend, und waren Mond und Sterne am Himmel, und sah er daß er neben dem Galgen stand. Danach suchte er Scherben, und sammelte von dem köstlichen Tau, so viel er zusammen bringen konnte, und wie das geschehen war, ging er zum Teich, grub das Wasser davon ab, holte die Kröte heraus, und verbrannte sie zu Asche. Mit der Asche ging er an des Königs Hof, und ließ die Königstochter davon einnehmen, und als sie gesund war, verlangte er sie, wie es versprochen war, zur Gemahlin.
     
    Dem König aber gefiel er nicht, weil er so schlechte Kleider an hatte, und er sprach wer seine Tochter haben wollte, der müsste der Stadt erst Wasser verschaffen, und hoffte ihn damit los zu werden. Er aber ging hin, hieß die Leute den viereckigen Stein auf dem Markt wegheben, und darunter nach Wasser graben. Kaum hatten sie angefangen zu graben, so kamen sie schon zu einer Quelle, aus der ein mächtiger Wasserstrahl hervor sprang. Der König konnte ihm nun seine Tochter nicht

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