Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)
bei ihrem Sohn, und nach des alten Königs Tod bekam er das Reich.
Der Dreschflegel vom Himmel
E s zog einmal ein Bauer mit einem Paar Ochsen zum Pflügen aus. Als er auf den Acker kam, da fingen den beiden Tieren die Hörner an zu wachsen, wuchsen fort, und als er nach Haus wollte, waren sie so groß, daß er nicht mit zum Tor hinein konnte. Zu gutem Glück kam gerade ein Metzger daher, dem überließ er sie, und schlossen sie den Handel dergestalt, daß er sollte dem Metzger ein Maß Rübsamen bringen, der wollte ihm dann für jedes Korn einen Brabanter Taler aufzählen. Das heiß ich gut verkauft!
Der Bauer ging nun heim und trug das Maß Rübsamen auf dem Rücken herbei; unterwegs verlor er aber aus dem Sack ein Körnchen. Der Metzger bezahlte ihn, wie gehandelt war, richtig aus; hätte der Bauer das Korn nicht verloren, so hätte er einen Brabanter Taler mehr gehabt. Indessen, wie er wieder des Weges zurückkam, war aus dem Korn ein Baum gewachsen, der reichte bis an den Himmel.
Da dachte der Bauer: Weil die Gelegenheit da ist, mußt du doch sehen, was die Engel da droben machen, und ihnen einmal unter die Augen gucken. Also stieg er hinauf und sah, daß die Engel oben Hafer droschen, und schaute das mit an; wie er so schaute, merkte er, daß der Baum, worauf er stand, anfing zu wackeln, guckte hinunter und sah, daß ihn eben einer umhauen wollte. Wenn du da herabstürzest, das wäre ein böses Ding, dachte er, und in der Not wußte er sich nicht besser zu helfen, als daß er die Spreu vom Hafer nahm, die haufenweis dalag, und daraus einen Strick drehte; auch griff er nach einer Hacke und einem Dreschflegel, die da herum im Himmel lagen, und ließ sich an dem Seil herunter. Er kam aber unten auf der Erde gerade in ein tiefes Loch, und da war es ein rechtes Glück, daß er die Hacke hatte, denn er hackte sich damit eine Treppe, stieg in die Höhe und brachte den Dreschflegel zum Wahrzeichen mit, so daß niemand an seiner Erzählung mehr zweifeln konnte.
De beiden Künigeskinner (Paderbörn)
E t was mol en Künig west, de hatte en kleinen Jungen kregen, in den sin Teiken (Zeichen) hadde stahn, he sull von einen Hirsch ümmebracht weren, wenn he sestein Johr alt wäre. Ase he nu so wit anewassen was, do gingen de Jägers mol mit ünne up de Jagd. In den Holte, da kümmt de Künigssohn bie de anneren denne, (von den andern weg) up ein mol süht he da ein grooten Hirsch, den wull he scheiten, he kunn en awerst nig dreppen; up’t lest is de Hirsch so lange für ünne herut laupen, bis gans ut den Holte; da steiht da up einmol so ein grot lank Mann stad des Hirsches, de segd: »nu dat is gut, dat ik dik hewe, schon 6 paar gleserne Schlitschau hinner die caput jaget, un hewe dik nig kriegen könnt.«
Da nümmet he ün mit sik un schlippet em dur ein grot Water bis für en grot Künigsschlott, da mut he mit an’n Disk un eten wat. Ase se tosammen wat geeten het, segd de Künig: »ik hewe drei Döchter, bie der ölesten mußt du en Nacht waken, von des Obends niegen Uhr bis Morgen sesse, un ik kumme jedesmol, wenn de Klocke schlätt sülwens un rope. Un wenne mie dan immer Antwort givst, so salst du se tor Fruen hewen.«
Ase do die jungen Lude up de Schlopkammer kämen, da stehnd der en steinern Christoffel, da segd de Künigsdochter to emme: »um niegen Uhr kummet min Teite (Vater), alle Stunne bis et dreie schlätt, wenn he froget, so giwet gi em Antwort statt des Künigsohns«, da nickede de steinerne Christoffel mit den Koppe gans schwinne und dann jümmer langsamer, bis he to leste wier stille stand. Den anneren Morgen, da segd de Künig to emme: »du hest dine Sacken gut macket, awerst mine Tochter kann ik nig hergiewen, du möstest dann tin Nachte bie de tweiten wacken, dann will ik mie mal drup bedenken, ob du mine ölleste Dochter tor Frugge hewen kannst; awerst ik kumme olle Stunne sülwenst, un wenn ik die rope, so antworte mie, un wenn ik die rope un du antwortest nig, so soll fleiten din Blaud für mie.«
Un da gengen de beiden up de Schlopkammer, da stahnd da noch en gröteren steineren Christoffel, dato seg de Künigsdochter: »wenn min Teite frögt, so antworte du«, da nickede de grote steinerne Christoffel wier mit den Koppe. Un de Künigssohn legte sik up den Dörsüll (Türschwelle), legte de Hand unner den Kopp un schläpt inne. Den anneren Morgen seh de Künig to ünne: »du hast dine Sacken twaren gut macket, awerst mine Dochter kann ik nig hergiewen,
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