Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)
Ehr allei.«
Da nahm sich der Herr Schulz ein Herz und sprach gravitätisch:
»So zieht denn herzhaft in den Streit,
Hieran erkennt man tapfre Leut.«
Da gingen sie insgesamt auf den Drachen los. Der Herr Schulz segnete sich und rief Gott um Beistand an, wie aber das alles nicht helfen wollte und er dem Feind immer näherkam, schrie er in großer Angst: »Hau, hurlehau! Hau! Hauhau!«
Davon erwachte der Hase, erschrak und sprang eilig davon. Als ihn der Herr Schulz so feldflüchtig sah, da rief er voll Freude:
»Potz, Veitli, lueg, lueg, was fisch das?
Das Ungehüer ficht a Has.«
Der Schwabenbund suchte aber weiter Abenteuer und kam an die Mosel, ein so moosiges, stilles und tiefes Wasser, darüber nicht viel Brücken sind, sondern man an mehreren Orten sich muß in Schiffen überfahren lassen. Weil die sieben Schwaben dessen unberichtet waren, riefen sie einem Mann, der jenseits des Wassers seine Arbeit vollbrachte, zu, wie man doch hinüberkommen könnte? Der Mann verstand wegen der Weite und wegen ihrer Sprache nicht, was sie wollten, und fragte auf sein Trierisch: »Wat? Wat?«
Da meinte der Herr Schulz, er spräche nicht anders als »wate, wate durchs Wasser«, und hub an, weil er der Vorderste war, sich auf den Weg zu machen und in die Mosel hineinzugehen. Nicht lang, so versank er in den Schlamm und in die antreibenden tiefen Wellen, seinen Hut aber jagte der Wind hinüber an das jenseitige Ufer, und ein Frosch setzte sich dabei und quakte »wat, wat, wat«. Die sechs andern hörten das drüben und sprachen: »Unser Gesell, der Herr Schulz, ruft uns. Kann er hinüberwaten, warum wir nicht auch?«
Sprangen darum eilig alle zusammen in das Wasser und ertranken, also daß ein Frosch ihrer sechse ums Leben brachte und niemand von dem Schwabenbund wieder nach Haus kam.
Der Faule und der Fleißige
E s waren einmal zwei Handwerkspursche, die wanderten zusammen und gelobten bei einander zu halten. Als sie aber in eine große Stadt kamen, ward der eine ein Bruder Liederlich, vergaß sein Wort, verließ den andern und zog allein fort, hin und her; wo’s am tollsten zuging war’s ihm am liebsten.
Der andere hielt seine Zeit aus, arbeitete fleißig und wanderte hernach weiter. Da kam er in der Nacht am Galgen vorbei, ohne daß er’s wusste, aber auf der Erde sah er unten einen liegen und schlafen, der war dürftig und bloß, und weil es sternenhell war, erkannte er seinen ehemaligen Gesellen. Da legte er sich neben ihn, deckte seinen Mantel über ihn und schlief ein. Es dauerte aber nicht lang, so wurde er von zwei Stimmen aufgeweckt, sie sprachen mit einander, das waren zwei Raben, die saßen oben auf dem Galgen.
Der eine sprach: »Gott ernährt!«, der andere: »tu danach!« und einer fiel nach den Worten matt herab zur Erde, der andere blieb bei ihm sitzen und wartete bis es Tag war, da holte er etwas Gewürm und Wasser, erfrischte ihn damit und erweckte ihn vom Tod. Wie die beiden Handwerksburschen das sahen, verwunderten sie sich und fragten den einen Raben, warum der andere so elend und krank wäre, da sprach der kranke: »weil ich nichts tun wollte und glaubte, die Nahrung käm doch vom Himmel.«
Die beiden nahmen die Raben mit sich in den nächsten Ort, der eine war munter und suchte sich sein Futter, alle Morgen badete er sich und putzte sich mit dem Schnabel, der andere aber hockte in den Ecken herum, war verdrießlich und sah immerfort struppig aus. Nach einer Zeit hatte die Tochter des Hausherrn, die ein schönes Mädchen war, den fleißigen Raben gar lieb, nahm ihn von dem Boden auf, streichelte ihn mit der Hand, endlich drückte sie ihn einmal an’s Gesicht und küsste ihn vor Vergnügen. Der Vogel fiel zur Erde, wälzte sich und flatterte und ward zu einem schönen jungen Mann. Da erzählte er, der andere Rabe wär’ sein Bruder und sie hätten beide ihren Vater beleidigt, der hätte sie dafür verwünscht und gesagt: »fliegt als Raben umher, so lang, bis ein schönes Mädchen euch freiwillig küsst.«
Also war der eine erlöst, aber den andern trägen wollte niemand küssen und er starb als Rabe. – Bruder Liederlich nahm sich das zur Lehre, ward fleißig und ordentlich und hielt sich bei seinem Gesellen.
Die drei Handwerksburschen
E s waren drei Handwerksburschen, die hatten es verabredet, auf ihrer Wanderung beisammenzubleiben und immer in einer Stadt zu arbeiten. Auf eine Zeit aber fanden sie bei ihren Meistern kein
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