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0374 - Ein Mörder rechnet zweimal ab

0374 - Ein Mörder rechnet zweimal ab

Titel: 0374 - Ein Mörder rechnet zweimal ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Mörder rechnet zweimal ab
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»… und als ich dann hörte, daß der Kerl einen Mörder sucht, da dachte ich mir: Louis, das muß Mr. Cotton erfahren! Der ist großzügig und gibt dir sicherlich ’nen. Zehner, wenn du ihm den heißen Tip bringst. Ja, das dachte ich. Und deswegen bin ich jetzt hier, Mr. Cotton.«
    Louis Aguda,der vor meinem Schreibtisch stand und sich erwartungsvoll die Lippen leckte, wurde »Kröte« genannt. Alles an dem Penner war grau — die Lumpen, in die er seinen fetten Körper gehüllt hatte; das fleckige, schweißglänzende Trinkergesicht und die hervorquellenden Froschaugen.
    »Auf zehn Dollar soll es mir nicht ankommen«, sagte ich. »Vorausgesetzt, an der Geschichte ist was dran. Aber jetzt mal genau! Der Mann ist also gestern abend in die ›Grüne Lady‹ gekommen, hat sich an deinen Tisch gesetzt und dir echten Scotch spendiert. Wiederhole mal, was er gesagt hat!«
    »Erst hat er mich gefragt, ob ich Geld brauche. ›Natürlich‹, habe ich gesagt. Dann hat er seine Brieftasche vorgeholt und sie so aufgeklappt, daß ich ’reingucken konnte. Eine Tausend-Dollar-Note war drin. Eine funkelnagelneue Tausend-Dollar-Note.. ›Willst du dir die verdienen?‹ hat der Kerl gefragt. ›Natürlich‹, habe ich gesagt, ›was soll ich denn dafür machen?‹ Und dann ist er ’rausgerückt mit seiner Sache. Ich brauchte nur ne Pistole zu nehmen, hat er gesagt, es wäre kein Risiko dabei. Ich brauchte nicht mal ein guter Schütze zu sein. Es wäre ’ne ganz einfache Sache. Ich habe gefragt, wer ihm denn im Wege sei. Aber darauf hat er mir keine Antwort gegeben. Und dann habe ich gesagt, daß ich nicht der richtige Mann für so ’ne Sache bin. Und da hat er genickt und ist aufgestanden und hat sich zu einem Kerl, den ich nicht kenne, an den Tisch gesetzt. Aber dort hat’s offenbar auch nicht geklappt. Ich glaube, der andere ist pampig geworden. Denn der Mann mit der Tausend-Dollar-Note hat sich kurz darauf aus dem Staube gemacht. Und das war gestern — vielleicht ’ne Stunde vor Mitternacht.«
    »Und du bist hinter ihm her und hast dir gemerkt, wohin er gegangen ist?«
    »Nee, Mr. Cotton. Habe ich nicht. Ging nicht. Denn ich war wieder mal völlig abgebrannt. Und die Hamburgers, die ich in der ,Grünen Ladv‘ verputzt hatte, die konnte ich nicht bezahlen. Der Wirt hat gesagt, daß ich dafür Geschirr spülen müßte. Und deswegen konnte ich nicht ’raus aus dem Laden.«
    Ich kannte die »Grüne Lady« nicht. Aber die Tatsache, daß man einen schmierigen Burschen wie Louis Aguda dort Teller waschen ließ, reichte meines Erachtens aus, um die Gesundheitspolizei auf den Plan zu rufen.
    »Beschreib mal den Mann, Louis!« Während dieser Worte zog ich einen Zehn-Dollar-Schein aus der Tasche und legte ihn vor mich auf den Schreibtisch. Beim Anblick der Banknote leuchteten Agudas Froschaugen auf.
    »Der Mann ist noch nicht alt, Mr. Cotton. Vielleicht so alt wie Sie. Höchstens 36 oder 37 Jahre. Er hat volles Haar, aber es ist weiß — weiß wie Schnee und völlig sauber. Der Kerl war gebadet und rasiert, und beim Friseur ist er sicherlich in dieser Woche auch schon gewesen. Das habe ich sofort gemerkt. Das Gesicht ist scharf geschnitten, das vorspringende Kinn in der Mitte gespalten. Graue Augen und ’ne sehr bleiche ungesunde Gesichtsfarbe. Der Mann ist ungefähr 1,80 groß, schlank und wirkt wie ein Leichtathlet. Aber er ging etwas gebückt. Kam mir so vor, als ob er ziemlich fertig wäre.«
    »Kleidung?«
    »Ganz billiges Zeug. Aber nagelneu. Ich wette, der Kerl hat es nur angezogen, um in der ›Grünen Lady‹ nicht aufzufallen. Sicherlich trägt der Kerl sonst Maßanzüge, die er sich in der Fifth Avenue bauen läßt.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Sagt mir mein Gefühl. Der Kerl ist was Besseres. Sieht nach Collegebildung aus. Und er hat auch so geredet.«
    »Okay, Louis. Hier hast du die zehn Dollar. Sprich zu niemandem über deine Beobachtung. Ich werde mich um die Sache kümmern. Und wenn du dem Mann heute abend oder irgendwann einmal begegnest, dann ruf bei uns an.«
    Auf unserer Fahndungsliste stand niemand, auf den Agudas Beschreibung gepaßt hätte. Auch im Archiv fand ich keinen Vorbestraften, der wie der Mann mit der Tausend-Dollar-Note aussah. Dennoch war ich überzeugt, daß mir »Kröte« Aguda keinen Bären aufgebunden hatte. Denn bislang hatte uns der Penner nur zuverlässige Tips geliefert. Zwar bestand die Möglichkeit, daß das Ganze harmlos war und sich der Weißhaarige einen makabren Spaß erlaubt

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