Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)
Augen selbst hinein und überzeugte sich von der Wahrheit. »Ihr habt unverschämt starke Waden«, rief er und verzog den Mund. »Meint Ihr«, erwiderte der Soldat, »ich hätte einen Pferdefuß wie Ihr? Seit wann seid Ihr so knauserig? Macht, daß Ihr mehr Gold herbeischafft, sonst wird aus unserem Handel nichts.«
Der Unhold trollte sich abermals fort. Diesmal blieb er länger aus, und als er endlich erschien, keuchte er unter der Last seines Sackes, der auf seiner Schulter lag. Er schüttete ihn in den Stiefel, der sich aber so wenig füllte als vorher. Er ward wütend und wollte dem Soldat den Stiefel aus der Hand reißen; aber in dem Augenblick drang der erste Strahl der aufgehenden Sonne am Himmel herauf, und der böse Geist entfloh mit lautem Geschrei. Die arme Seele war gerettet. – Der Bauer wollte das Gold teilen, aber der Soldat sprach: »Gib den Armen, was mir zufällt; ich ziehe zu dir in deine Hütte, und wir wollen mit dem übrigen in Ruhe und Frieden zusammenleben, solange es Gott gefällt.«
Oll Rinkrank (Niederdeutsch)
D ar war mal ’n König wän, un de har ’n Dochter hat: un de har ’n glasen Barg maken laten, un har segt de dar över lopen kun, an to vallen, de schull sin Dochter to ’n Fro hebben. Do is dar ok en, de mag de Königsdochter so gärn liden, de vragt den König of he sin Dochter nich hebben schal? »Ja«, segt de König, »wenn he dar över den Barg lopen kan, an dat he valt, den schal he är hebben.«
Do segt de Königsdochter den wil se dar mit hüm över lopen un wil hüm hollen, wen he war vallen schul. Do lopt se dar mit ’nanner över, un as se dar miden up sünt, do glit de Königsdochter ut un valt, un de Glasbarg de deit sick apen, un se schütt darin hendal: un de Brögam de kan nich sen war se herdör kamen is, den de Barg het sick glick wär to dan. Do jammert un went he so väl, un de König is ok so trorig un let den Barg dar wedder weg bräken un ment he wil är wedder ut krigen, man se könt de Stä ni sinnen wär se hendal vallen is. Ünnertüsken is de Königsdochter ganz dep in de Grunt in ’n grote Höl kamen. Do kumt är dar ’n ollen Kärl mit ’n ganzen langen grauen Bart to möt, un de segt wen se sin Magd wäsen wil un all don wat he bevelt, den schal se läven bliven, anners wil he är ümbringen. Do deit se all wat he är segt. ’S Morgens den kricht he sin Ledder ut de Task un legt de an den Barg un sticht darmit to ’n Barg henut: un den lukt he de Ledder na sick ümhoch mit sick henup. Un den mut se sin Äten kaken un sin Bedd maken un all sin Arbeit don, un den, wen he wedder in Hus kumt, den bringt he alltit ’n Hüpen Golt un Sülver mit. As se al väl jaren bi em wäsen is un al ganz olt wurden is, do het he är Fro Mansrot, un se möt hüm oll Rinkrank heten. Do is he ok ins enmal ut, do makt he hüm sin Bedd un waskt sin Schöttels, un do makt se de Dören un Vensters all dicht to, un do is dar so ’n Schuf wäsen, war ’t Lecht herin schint het, dat let se apen. As d’ oll Rinkrank do wedder kumt, do klopt he an sin Dör un röpt »Fro Mansrot, do mi d’ Dör apen.«
»Na«, segt se, »’k do di, oll Rinkrank, d’ Dör nich apen.«
Do segt he
»hir sta ik arme Rinkrank
up min söventein Benen lank,
up min en vergüllen Vot,
Fro Mansrot, wask mi d’ Schöttels.«
»’k heb din Schöttels al wusken«, segt se. Do segt he wedder
»hir sta ik arme Rinkrank
up min söventein Benen lank,
up min en vergüllen Vot,
Fro Mansrot, mak mi ’t Bedd.«
»’k heb din Bedd al makt«, segt se. Do segt he wedder
»hir sta ik arme Rinkrank
up min söventein Benen lank,up min en vergüllen Vot,
Fro Mansrot, do mi d’ Dör apen.«
Do löpt he all runt üm sin Hus to un süt dat de lütke Luk dar apen is, do denkt he »du schast doch ins tosen wat se dar wol makt, warüm dat se mi d’ Dör wol nich apen don wil.«
Do wil he dar dör kiken un kan den Kop dar ni dör krigen van sin langen Bart. Do stekt he sin Bart dar erst dör de Luk, un as he de dar hendör het, do geit Fro Mansrot bi un schuft de Luk grad to mit ’n Bant, de se dar an bunnen het, un de Bart blift darin rast sitten. Do fangt he so jammerlik an to kriten, dat deit üm so fär: un do bidd’t he är se mag üm wedder los laten. Do segt se er nich as bet he är de Ledder deit, war he mit to ’n Barg herut sticht. Do mag he willen oder nich, he mot är seggen war de Ledder is. Do bint se ’n ganzen langen Bant dar
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