Bella Italia: alte Liebe - neues Glück
Damals
Holger saß aufgeregt auf seinem Bett und überlegte was noch alles für den Urlaub eingepackt werden musste. Schließlich sollte es sein erster Auslandsurlaub überhaupt werden. Zwar durfte er noch nicht allein fahren – die Eltern waren natürlich mit dabei - aber was machte das schon? Hauptsache war doch, dass er endlich Italien sehen sollte, die Toskana. Florenz und Mailand besichtigen, den schiefen Turm von Pisa. Wunderbar, zwei Wochen nur Freiheit genießen.
'Italien, ich komme’
, schoss es ihm durch den Kopf.
Endlich keine Schule mehr, keine nervigen Lehrer und Klassenarbeiten. Die Mittlere Reife hatte er mit Auszeichnung bestanden und eine Ausbildungsstelle als Bankkaufmann war ihm sicher. Die Zukunft konnte also kommen, er erwartete sie.
Doch die nächsten zwei Wochen wollte er erst mal nur Spaß haben und sich amüsieren. Andere junge Menschen treffen und nach Möglichkeit auch etwas italienisch lernen. Und natürlich leckere Sachen essen. Die italienische Küche war so recht nach seinem Geschmack. Vor allem Pizza in allen Variationen. Die einzige Pizzeria in seiner Heimatstadt war ein beliebter Treffpunkt für ihn und seine Freundesclique, doch sehr oft konnten sie sich das nicht leisten, dafür war es dann doch zu teuer. Er würde es gnadenlos ausnutzen im Land der Pizzabäcker zu sein und sich durch jede Speisekarte futtern.
Am nächsten Tag ging es schon in aller Herrgottsfrühe zum Flughafen. Das Brodeln um ihn herum nahm Holger kaum wahr, er war noch viel zu müde, aber als der Flieger abhob erwachten auch seine Lebensgeister. Viel zu schnell ging der Flug vorbei, der Transfer zum Hotel durch die toskanische Landschaft mit ihren sanften Hügeln und Zypressen war nur kurz, dann erreichten seine Eltern und er auch schon ihr Ziel.
Schnell bezogen sie ihre Zimmer - glücklicherweise bekam Holger eines ganz für sich allein – packten ihre Koffer aus und dann ging der Urlaub endlich richtig los. Alle zusammen erkundeten sie die nähere Umgebung des Hotels, die Poolanlage, den angrenzenden kleinen Park und natürlich das Restaurant. Leider gab es an diesem Tag keine Pizza, was Holger mit einiger Enttäuschung zur Kenntnis nahm. Auch zum Abendessen nicht, stattdessen gab es Nudeln in allen Variationen. Später zogen sich alle frühzeitig in ihre Zimmer zurück, denn durch das frühe Aufstehen und den Flug waren sie rechtschaffen müde.
Am nächsten Tag wollte er die Gegend allein erkunden. Einwände von seinen Eltern gab es nicht, denn bei ihrem für heute geplanten Ruhetag würde er sich wahrscheinlich sowieso nur langweilen. So zog er denn alleine los um die nähere und weitere Umgebung des Hotels genauer zu erkunden. Große Felder zogen sich rings um den Ort, auch hier war die Landschaft von sanften Hügeln geprägt, und natürlich standen überall Zypressen.
Vor allem lag ein intensiver Duft über der Landschaft. Irgendwo musste hier der Rosmarin wild wachsen. In der Schule war das mal behandelt worden, im Kochunterricht, den auch die Jungs mitmachen mussten. Die Lehrerin kannte da kein Pardon. Er allerdings kochte eigentlich ganz gerne, was dazu führte, dass seine Freunde ihn manchmal scherzhaft „Mädchen“ nannten. Das war zwar nicht böse gemeint, aber dass er lieber kochte, statt Fußball zu spielen, damit zogen sie ihn dann doch gerne mal ein bisschen auf. Er nahm es ihnen aber nicht übel, denn wenn es um das Essen ging, das er selber gekocht hatte, dann kamen sie doch alle, und er freute sich wenn es seinen Freunden schmeckte.
Holger ging zwischen den Feldern einen kleinen Feldweg entlang. Irgendwo in einiger Entfernung konnte er ein kleines Gebäude ausmachen. Die Neugier trieb ihn näher. Es war ein kleines Gasthaus, eine Trattoria oder Pizzeria. Und da es kurz vor der Mittagszeit war duftete es köstlich nach allem was man essen konnte. Der Hunger meldete sich, so wie bei jedem jungen Mann in seinem Alter – er war ja schließlich erst sechzehn. Schnell sah er nach seiner Barschaft, betrat das Lokal, und sofort zog der Duft von Pizza so intensiv in seine Nase, dass sein Magen vernehmlich zu knurren begann.
Drinnen war es leicht schummrig, aber gemütlich. Kleine Tische mit blank gescheuerten Tischplatten standen kreuz und quer im Raum und es spielte leise Musik. Er suchte sich einen Platz in der Ecke und versuchte mit der italienischen Speisekarte klarzukommen. Aber er verstand eigentlich kein Wort. Na ja, Pizza – das konnte er schon lesen. Aber woher zum Teufel
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