Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)
an de Schuf, un do legt se de Ledder an un sticht to ’n Barg herut: un as se baven is, do lukt se de Schuf apen. Do geit se na är Vader hen un vertelt wo dat är all gan is. Do freut de König sick so un är Brögam is dar ok noch, un do gat se hen un gravt den Barg up un sinnt den ollen Rinkrank mit all sin Golt ün Sülver darin. Do let de König den ollen Rinkrank dot maken, un all sin Sülver un Golt nimt he mit. Do kricht de Königsdochter den ollen Brögam noch ton Mann, un se lävt recht vergnögt un herrlich un in Freuden.
Alt Rinkrank
E s war einmal ein König, und der hatte eine Tochter; der hatte er einen gläsernen Berg machen lassen und hatte gesagt: Wer darüberlaufen könne, ohne zu fallen, der sollte seine Tochter zur Frau haben.
Nun war da auch einer, der mochte die Königstochter von Herzen gern leiden. Der fragte den König, ob er seine Tochter nicht haben könnte? »Ja«, sagte der König; wenn er über den Berg laufen könnte, ohne zu fallen, dann könnte er sie haben. Da sagte die Königstochter, sie wollte mit ihm hinüberlaufen und ihn halten, wenn er fallen sollte. Da lief sie nun mit ihm hinüber; wie sie aber mitten drauf waren, glitt die Königstochter aus und fiel, und der Glasberg öffnete sich, und sie stürzte da hinein, und der Bräutigam konnte nicht sehen, wo sie geblieben war; denn der Berg hatte sich gleich wieder geschlossen. Da jammerte und weinte er so sehr; und der König war auch so sehr traurig und ließ den Berg wieder wegbrechen und meinte, er könnte sie wieder herauskriegen; aber sie konnten die Stelle nicht finden, wo sie hinuntergefallen war.
Unterdessen war die Königstochter ganz tief auf dem Grund in eine große Höhle gekommen. Da kam ihr so ein alter Kerl mit einem ganz langen grauen Bart entgegen; und er sagte, wenn sie seine Magd werden wollte und alles täte, was er ihr befehle, dann sollte sie am Leben bleiben; sonst würde er sie umbringen. Da tat sie alles, was er ihr sagte. Am Morgen nahm er seine Leiter aus der Tasche, legte sie an den Berg und stieg damit aus dem Berg heraus; und dann zog er die Leiter oben zu sich herauf. Und dann mußte sie sein Essen kochen und sein Bett machen und alle Arbeit tun; und dann, wenn er wieder nach Hause kam, brachte er immer einen Haufen Gold und Silber mit.
Als sie viele Jahre bei ihm gewesen und ganz alt geworden war, da nannte er sie: »Frau Mansrot«, und sie mußte ihn »Alt Rinkrank« nennen. Als er wieder einmal hinaus war, da machte sie ihm sein Bett und wusch seine Schüsseln. Und dann machte sie die Türen und Fenster alle dicht zu, und da war nur ein Schiebefenster, wo Licht hineinschien; das ließ sie offen. Als der alte Rinkrank nun wiederkam, da klopfte er an die Tür und rief: »Fro Mansrot, mach mir die Türe auf!« – »Nein«, sagte sie, »ich tu’ dir, oll Rinkrank, die Türe nicht auf.«
Da sagte er:
»Hier sta ik arme Rinkrank
Up min söventein Benen lank,
Up min en vergüllen Vot (vergoldeten Fuß),
Fro Mansrot, wask mi d’Schöttels!«
»Ich habe deine Schüsseln schon gewaschen!«, sagte sie. Da sagte er wieder:
»Hier sta ik arme Rinkrank
Up min söventein Benen lank,
Up min en vergüllen Vot,
Fro Mansrot, mak mi’t Bedd!«
»Ich habe dein Bett schon gemacht«, sagte sie. Da sagte er wieder:
»Hier sta ik arme Rinkrank
Up min söventein Benen lank,
Up min en vergüllen Vot,
Fro Mansrot, do mi d’Dör apen!«
Da lief er rund um sein Haus und sah, daß die kleine Luke offen war; da dachte er: Du mußt doch einmal nachgucken, was sie da wohl macht und warum sie dir die Türe nicht aufmachen will. Da will er nun durch die Luke hindurchgucken und kann den Kopf nicht durchkriegen wegen seines langen Bartes. Da steckt er seinen Bart erst durch die Luke, und als er ihn da hindurchgesteckt hatte, da kam die Frau Mansrot herbei und zog die Luke grade mit einem Band zu, das sie daran angebunden hatte, und so blieb der Bart fest darin sitzen. Da fing er jämmerlich an zu schreien, das täte ihm so weh. Und da bat er sie, sie möchte ihn doch wieder loslassen.
Da sagte sie: Eher nicht, als bis er ihr die Leiter gäbe, mit der er zum Berg herausstiege. Da mochte er nun wollen oder nicht, er mußte ihr sagen, wo die Leiter wäre. Da band sie ein ganz langes Band an das Schiebefenster, und dann legte sie die Leiter an und stieg aus dem Berg heraus; und wie sie oben ist, da zieht sie das Schiebefenster auf. Dann ging sie zu ihrem Vater und
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