Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)
einmal seinen Leib zu sättigen und begab sich, von dem Baum herunter zu steigen. Als er herunter kam, erblickte er unter dem Baum einen Tisch mit vielerlei Speise besetzt, da ward er vergnügt, nahte sich dem Tisch und aß sich satt. Und als er fertig gegessen hatte, nahm er die Serviette mit sich und ging weiter, und wenn ihn wieder Hunger und Durst ankam, so deckte er die Serviette auf und was er wünschte, das stund darauf.
Nach einer Tagreise kam er zu einem Köhler, der brannte Kohlen und kochte Kartoffeln. Der Köhler bat ihn zu Gast, er sagte aber: »ich will nicht bei dir essen, aber ich will dich zu Gast bitten«, der Köhler fragte: »wie ist das möglich, ich sehe ja nicht, dass du etwas bei dir hast.« – »Das tut nichts, setz’ dich nur her«, damit deckte er seine Serviette auf, da stand alles, was zu wünschen war.
Der Köhler ließ sichs gut schmecken und hatte großen Gefallen an der Serviette und als sie abgegessen hatten sagte er: »tausch mit mir, ich geb dir für die Serviette einen alten Soldatentornister wenn du mit der Hand darauf klopfst, kommt jedesmal ein Gefreiter und sechs Mann Soldaten mit Ober- und Untergewehr heraus, die können mir im Wald nichts helfen, aber die Serviette wär mir lieb.«
Der Tausch ging vor sich, der Köhler behielt die Serviette, der Schwarzenfelser nahm den Tornister mit. Kaum war er aber ein Stück Wegs gegangen, so schlug er darauf, da kamen die Kriegshelden heraus: »was verlangt mein Herr?« – »Ihr marschiert hin und holet bei dem Köhler meine Serviette, die ich dort gelassen.« Also gingen sie zurück und brachten ihm die Serviette wieder. Abends kam er zu einem andern Kohlenbrenner, der lud ihn wiederum zum Abendessen ein und hatte deßgleichen Kartoffeln ohne Fett. Der Schwarzenfelser aber deckte seine Serviette auf und bat ihn zu Gast, da war alles nach Wunsch.
Als die Mahlzeit vorbei war, hielt auch dieser Köhler um den Tausch an, er gab für die Serviette einen Hut, drehte man den auf dem Kopf herum, so gingen die Kanonen, als stünd eine Batterie auf dem Flecken. Als der Schwarzenfelser ein Stück Wegs fort war, klopfte er wieder auf seinen alten Ranzen, und der Gefreite mit sechs Mann musste ihm die Serviette wieder holen.
Nun ging es weiter fort in dem nämlichen Wald und er kam Abends zu dem dritten Köhler, der lud ihn, wie die andern auf ungeschmelzte Kartoffeln, erhielt aber von ihm ein Tractament 1 und vertauschte ihm die Serviette für ein Hörnchen, wenn man darauf blies, fielen alle Städte und Dorfschaften, wie auch alle Festungswerke übern Haufen. Der Köhler behielt aber die Serviette nicht länger als die andern, denn der Gefreite mit sechs Mann kam bald und holte sie ab.
Wie nun der Schwarzenfelser alles beisammen hatte, kehrte er um nach Haus, und wollt seine beiden Brüder besuchen. Diese waren reich von ihrem vielen Gold und Silber und wie er nun kam, einen alten zerrissenen Rock anhabend, da wollten sie ihn nicht für ihren Bruder erkennen. Alsobald schlug er auf seinen Tornister und ließ 150 Mann aufmarschieren, die mussten seinen Brüdern die Hucke (den Buckel) recht vollschlagen.
Das ganze Dorf kam zu Hilfe, aber sie richteten wenig aus bei der Sache; da ward es dem König gemeldet, der schickte ein militärisches Kommando ab, diese Soldaten gefangen zu nehmen; aber der Schwarzenfelser schlug in einem hin auf seinen Ranzen und ließ Infanterie und Kavallerie aufmarschierten, die schlugen das militärische Kommando wieder zurück an seinen Ort. Am andern Tag ließ der König noch viel mehr Volk ausmarschieren um den alten Kerl in Ruh zu setzen.
Der aber schlug auf seinen Ranzen so lang bis eine ganze Armee herausgekommen, dazu drehte er seinen Hut ein paar mal, da gingen die Kanonen und der Feind ward geschlagen und in die Flucht gejagt. Da ward Friede geschlossen und er zum Vizekönig gemacht, wie auch die Prinzessin ihm zur Gemahlin gegeben.
Der Prinzessin aber lag es beständig im Sinn, dass sie so einen alten Kerl zum Gemahl nehmen müssen und wünschte nichts mehr, als daß sie ihn wieder los werden könnte. Sie forschte täglich in welchen Vorteilen seine Macht bestehe, er war auch so treu und entdeckte ihr alles. Da schwäzte sie ihm seinen Ranzen ab und verstieß ihn, und als darauf Soldaten gegen ihn marschierten, war sein Volk verloren, aber noch hatte er sein Hütgen, da griff er daran und ließ die Kanonen gehen, so schlug er den Feind und ward wieder Friede
Weitere Kostenlose Bücher