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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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den Bergen denn nicht getroffen?«, fragte der Mönch in das Schweigen hinein und hob die Öllampe, um ihre Gesichter besser sehen zu können.
    Grimpow wollte gerade den Kopf schütteln, als Durlib sich räusperte und fragte: »Habt Ihr darüber mit dem Abt gesprochen, Bruder Brasco?«
    »Wenn ich das getan hätte, würde der Abt sicher denken, ich sei betrunken gewesen und diese gespenstische Erscheinung sei dem Wein zuzuschreiben«, antwortete der Mönch verächdich.
    »Wart Ihr denn betrunken?«, bohrte Durlib nach, als wäre er der Beichtvater des Mannes.
    »Ich schwöre dir bei den Gebeinen des heiligen Tristan de Guillory, dass ich gestern den ganzen Tag nur Wasser getrunken habe.«
    »Dann könnt Ihr Euren Augen sicher trauen, denn auch wir haben den geheimnisvollen Reiter heute Vormittag in der Nähe unserer Hütte durch den Wald reiten sehen, als wäre er eine Erscheinung.« Durlibs Worte ließen Grimpow zu Eis erstarren wie den Leichnam, den sie am Morgen im Schnee gefunden hatten.
    »Ist das wirklich wahr?«, fragte der Mönch nach, als wären ihm Durlibs Worte ein Trost oder bestätigten eine Überzeugung, an der er selbst zweifelte.
    »Meine Hände sollen in den Flammen Eures Herdes lodern, wenn ich Euch anlüge!«, zischte Durlib leise, streckte die Arme aus und hielt dem Mönch die Handflächen entgegen, um seine Aufrichtigkeit zu beweisen.
    Einen Moment lang dachte Grimpow, sein Freund wolle ihr Geheimnis preisgeben.
    »Es stimmt«, bestätigte der Junge daher schnell Durlibs Worte und berichtete weiter. »Als wir den unbekannten Edelmann vor der Hütte gesehen haben, bin ich auf ihn zugegangen, aber als ich ihn begrüßen und sein Pferd streicheln wollte, haben sich beide in Luft aufgelöst wie ein Traum.«
    »Ein unglaublicher, grässlicher Alptraum, würde ich sagen!«, setzte Bruder Brasco aufgeregt hinzu.
    »Da haben wir einen solchen Schreck bekommen, dass wir sofort unsere Hütte verlassen und uns zur Abtei geflüchtet haben, wo weder Gespenster noch der Teufel Unterschlupf finden«, erklärte Durlib. Rasch bekreuzigte er sich mit derselben Frömmigkeit wie unmittelbar nach dem Verschwinden des toten Edelmannes.
    Der Mönch bekreuzigte sich ebenfalls und sagte leise: »Ich habe schon viele heidnische Legenden über Geister und Dämonen gehört, in denen es um schreckliche Heldentaten von Riesen, Drachen, Nixen, Feen, Hexen, Magiern, Zwergen und Elfen geht. Aber ich habe noch nie ein derart echtes Gespenst gesehen. Das Gesicht des Mannes sah alles andere als menschlich aus, sondern kam mir vor wie das Antlitz eines Teufels, eine dieser Ausgeburten der Hölle, die unsichtbar sind und mutterseelenallein durch die Welt irren, um nach ihrem Tod die Vergehen und Fehler ihres frevelhaften Lebens zu sühnen.«
    Durlib betrachtete seinen Plan als gelungen, Bruder Brasco mit seiner Geschichte hinters Licht zu führen - im Übrigen glaubte er auch selbst felsenfest daran -, und fragte erwartungsvoll: »Habt Ihr mit einem Eurer Klosterbrüder über diese heikle Angelegenheit gesprochen?«
    »Hältst du mich für verrückt?«, warf ihm Bruder Brasco stirnrunzelnd an den Kopf. »Wenn diese unwirklichen, schrecklichen Ereignisse dem Abt, den Mönchen oder den Bewohnern hier in der Gegend zu Ohren kommen, halten sie dieses Tal mitsamt den Bergen für verflucht. Dann wird kein Mönch, Pilger oder Gläubiger je wieder die Abtei betreten, aus Furcht, dem Gespenst dieses unbekannten Edelmannes zu begegnen und seinen Zorn und Groll auf sich zu ziehen.«
    »Vielleicht hat das Gespenst seinen Weg längst fortgesetzt und befindet sich zu dieser nächtlichen Stunde schon auf der anderen Seite der Berge«, mutmaßte Grimpow, um Bruder Brascos Befürchtungen zu zerstreuen.
    »Vertrauen wir darauf, dass es so ist«, erwiderte der Mönch.
    »Um zu verhindern, dass sich sein unreiner Geist in unseren Seelen einnistet, wollen wir in die Kirche gehen und für unser Seelenheil beten, so wie wir es uns auf dem Weg hierher vorgenommen haben«, schlug Durlib vor.
    Zur Klosterkirche führte vom anderen Ende des Pilgersaals eine breite Treppe, die in einen großen Innenhof mündete. Als die drei ins Freie traten, spürten sie die beißende Kälte, während kleine Schneeflocken weiß glitzernd in der Dunkelheit vor ihnen niederschwebten. Sie überquerten den Hof im Laufschritt bis zu einer eisenbeschlagenen Tür, die direkt ins Seitenschiff der Kirche führte, dem einzigen für Reisende und Pilger vorgesehenen Eingang. Im Inneren

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