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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
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Nissan oder Toyota zu sehen war. Ausschließlich ältere Modelle, die meisten von ihnen groß, benzinhungrig, Detroit-Modelle. Und ›älter‹, erkannte er, bedeutete nicht einfach nur Sechziger-Jahre-Design. Eine Menge Scheusale mit Haifischflossen fuhren dort vorbei, die weit aus den Fünfzigern zurück datierten, aber 1963 würde es natürlich ebenso viele sechs- und achtjährige Wagen auf den Straßen geben wie 1988. Immer noch nichts Schlüssiges; er begann sich zu fragen, ob die kurze Begegnung mit Martin im Wohnheim nicht vielleicht doch nur ein ungewöhnlich realistischer Traum gewesen war, ein Traum, in dessen Verlauf er aufgewacht war. Es stand außer Zweifel, daß er inzwischen hellwach war und sich in Atlanta befand. Vielleicht war er zusammengeklappt beim Versuch, das trübselige Schlammassel, zu dem sein Leben geworden war, zu vergessen, und war in einer spontanen Anwandlung von Nostalgie hier herunter geflogen. Das Übergewicht alter Wagen konnte leicht Zufall sein. Jeden Moment würde einer in einem dieser kleinen japanischen Schuhkartons vorbeifahren, an deren permanenten Anblick er sich so gewöhnt hatte.
    Es gab eine einfache Möglichkeit, dies ein für allemal zu klären. Er ging mit federnden Schritten den Hügel zu dem Taxistand auf der Decatur Road hinunter und stieg in das erste der drei dort wartenden blau-weißen Taxis ein. Der Fahrer war jung, vielleicht ein Studienanfänger.
    »Wo soll’s denn hingehen?«
    »Peachtree Plaza Hotel«, sagte Jeff zu ihm.
    »Wie bitte?«
    »Das Peachtree Plaza, in der Innenstadt.«
    »Ich glaube, das kenne ich nicht. Haben Sie eine Adresse?«
    Gott, die Taxifahrer heutzutage. Mußten sie nicht eine Art Prüfung ablegen, Stadtpläne auswendig lernen und sich Orientierungspunkte einprägen?
    »Sie wissen, wo das Regency ist, oder? Das Hyatt House?« »Oh, ja klar. Dorthin wollen Sie?« »Ganz in die Nähe.« »Schon klar, Mann.«
    Der Fahrer fuhr ein paar Blocks weit nach Süden und wandte sich auf der Ponce DeLeon Avenue nach rechts. Jeff griff nach seiner Gesäßtasche, sich plötzlich der Tatsache bewußt, daß er in dieser fremden Hose nicht genug Geld bei sich haben könnte, aber es steckte eine abgenutzte braune Brieftasche darin, nicht seine.
    Wenigstens war Geld darin – zwei Zwanziger, ein Fünfer und ein paar Einser – also brauchte er sich wegen des Taxigelds keine Sorgen zu machen. Er würde es dem Besitzer, wer immer es war, zurückzahlen, wenn er die Brieftasche zurückgab, zusammen mit diesen alten Kleidern, die er hatte mitgehen lassen bei… – wem? Wo?
    Er öffnete eins der kleinen Fächer der Brieftasche, um eine Antwort auf diese Fragen zu erhalten. Er fand einen Studentenausweis der Emory-Universität, ausgestellt auf den Namen Jeffrey L. Winston. Einen Bibliotheksausweis von Emory, ebenfalls auf seinen Namen ausgestellt. Eine Quittung von einer chemischen Reinigung in Decatur. Eine gefaltete Cocktailserviette mit dem Namen eines Mädchens und einer Telefonnummer darauf. Eine Fotografie mit seinen Eltern vor dem alten Haus in Orlando, in dem sie gelebt hatten, bevor sein Vater so krank geworden war. Einen farbigen Schnappschuß mit einer lachenden, schneeballwerfenden Judy Garland, ihr schmerzhaft junges und überglückliches Gesicht von einem weißen Kragen eingerahmt, der gegen die Kälte hochgeschlagen war. Und einen Führerschein aus Florida, ausgestellt auf Jeffrey Lamar Winston, mit dem 27. Februar 1965 als Verfallstag.

    Jeff saß allein an einem Tisch für zwei in der ufoförmigen Polaris-Bar oben auf dem Hyatt Regency und sah zu, wie die entblößte Skyline von Atlanta alle fünfundvierzig Minuten an ihm vorbeirotierte. Der Taxifahrer war jedenfalls nicht beschränkt gewesen: Der siebzigstöckige Zylinder des Peachtree Plaza existierte nicht. Ebenfalls verschwunden waren die Türme des Omni International, der graue steinerne Klotz des Georgia Pacific Building und die riesige schwarze Schachtel des Equitable. Das hervorstechendste Gebäude in der Innenstadt von Atlanta war dieses hier mit seiner oft kopierten atriumartigen Lobby. Ein kurzes Gespräch mit der Bedienung hatte jedenfalls bestätigt, daß das Hotel neu und vorerst noch einzigartig war.
    Der schlimmste Moment war für ihn gewesen, als Jeff in den Spiegel hinter der Bar geblickt hatte. Er hatte dies mit Absicht getan, im vollen Bewußtsein dessen, was er dann sehen würde, aber trotzdem war er schockiert, als er sich seinem eigenen blassen, hageren, achtzehnjährigen

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