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Grischa: Die Hexe von Duwa: Ein Märchen aus Rawka (German Edition)

Grischa: Die Hexe von Duwa: Ein Märchen aus Rawka (German Edition)

Titel: Grischa: Die Hexe von Duwa: Ein Märchen aus Rawka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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Wiesen.«
    »Ja. Aber wie sind sie?«, wiederholte die Frau.
    Ana Kuja spitzte die faltigen Lippen. »Wie sie sind? Sie sind undiszipliniert und dickköpfig und kleben aneinander wie die Kletten. Sie …«
    »Sie hören jedes Wort«, sagte der junge Mann mit der karmesinroten Kefta.
    Junge und Mädchen schraken auf. Sein Blick war direkt auf ihr Versteck gerichtet. Sie kauerten sich hinter die Säule, aber es war zu spät.
    Ana Kujas Stimme war so schneidend wie ein Peitschenhieb. »Alina Starkowa! Maljen Oretsew! Runter mit euch! Aber sofort!«
    Alina und Maljen stiegen zögernd die schmale Wendeltreppe am Ende der Empore hinab. Sobald sie unten standen, erhob sich die Frau in purpurner Kefta von ihrem Stuhl und winkte sie zu sich.
    »Wisst ihr, wer wir sind?«, fragte die Frau. Ihr Haar war stahlgrau, ihr Gesicht faltig, aber wunderschön.
    »Ihr seid Hexer!«, brach es aus Maljen heraus.
    »Hexer?«, fauchte sie und fuhr zu Ana Kuja herum. »Lehren Sie so etwas an dieser Schule? Aberglauben und Lügen?«
    Ana Kuja war dies so peinlich, dass sie errötete. Die Frau in Purpur drehte sich wieder zu Maljen und Alina um, ihre dunklen Augen blitzten. »Wir sind keine Hexer. Wir üben die Kleinen Künste aus. Wir sorgen für die Sicherheit dieses Landes.«
    »Genau wie die Erste Armee«, sagte Ana Kuja leise, aber mit unmissverständlicher Schärfe.
    Die Frau erstarrte, gab dann aber zu: »Genau wie die Armee des Zaren.«
    Der junge Mann ging vor den Kindern lächelnd in die Hocke. Er fragte leise: »Ist es Hexerei, wenn sich das Laub verfärbt? Oder wenn ein Schnitt auf eurer Hand heilt? Ist es Hexerei, wenn Wasser auf dem Herd zu kochen beginnt?«
    Maljen machte große Augen und schüttelte den Kopf.
    Doch Alina runzelte die Stirn und sagte: »Jeder kann Wasser zum Kochen bringen.«
    Ana Kuja seufzte verzweifelt, aber die Frau in Purpur lachte nur und wandte sich dem Mädchen zu.
    »Sehr richtig. Jeder kann Wasser zum Kochen bringen. Aber nicht jeder kann lernen, die Kleinen Künste zu beherrschen. Deshalb sind wir hier: Wir sind gekommen, um euch auf die Probe zu stellen.« Sie sah Ana Kuja an und befahl: »Lassen Sie uns jetzt allein.«
    »Halt!«, rief Maljen. »Was, wenn wir Grischa wären? Was würde dann mit uns geschehen?«
    Die Frau sah auf die beiden Kinder hinab. »Falls einer von euch wider Erwarten tatsächlich ein Grischa sein sollte, werdet ihr das Glück haben, eine besondere Schule zu besuchen, wo die Grischa lernen, ihre Gaben zu nutzen.«
    »Ihr würdet die schönsten Kleider tragen und das beste Essen bekommen. Alles, was euer Herz begehrt«, fügte der Mann in Karmesinrot hinzu. »Würde euch das gefallen?«
    »Besser könntet ihr eurem Zaren nicht dienen«, sagte die in der Tür stehende Ana Kuja.
    »Das ist wahr«, erwiderte die Frau erfreut und etwas versöhnt.
    Da die Erwachsenen abgelenkt waren, bemerkten sie weder, dass Junge und Mädchen einen Blick tauschten, noch, dass das Mädchen nach der Hand des Jungen griff. Dem Herzog wäre dies nicht entgangen. Er hatte viele Jahre an der hart umkämpften Nordgrenze verbracht, wo die Dörfer ständig belagert wurden und die Bauern ihre Schlachten ohne große Unterstützung des Zaren oder anderer ausfochten. Er hatte eine Frau gesehen, die barfuß und vollkommen furchtlos in ihrer Tür vor einer ganzen Reihe von Bajonetten gestanden hatte. Er hatte erlebt, wie ein Mann sein Heim mit nichts als einem Stein in der Hand verteidigt hatte.

Ich stand am Rand einer überfüllten Straße und betrachtete die hügeligen Felder und verlassenen Bauernhöfe des Tula-Tals. Da erblickte ich sie zum ersten Mal: die Schattenflur. Mein Regiment war vor zwei Wochen aus dem Militärlager in Poliznaja abmarschiert und die Herbstsonne war warm, aber als ich den Dunst betrachtete, der wie eine schmutzige Schliere am Horizont wogte, zitterte ich trotz meines Mantels.
    Irgendwer rammte mir seine Schulter in den Rücken. Ich stolperte und wäre fast der Länge nach auf den matschigen Boden gestürzt.
    »He!«, schrie der Soldat. »Pass doch auf!«
    »Pass du lieber auf deine fetten Füße auf«, fauchte ich und merkte mit Befriedigung, dass ein verdutzter Ausdruck auf seinem breiten Gesicht erschien. Kaum jemand, vor allem kein schwerer Mann mit schwerer Waffe, rechnete damit, dass eine so kleine und schmächtige junge Frau wie ich zurückblaffte.
    Nachdem der Soldat seine Überraschung verdaut hatte, warf er mir einen bösen Blick zu, richtete seinen Tornister und

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