Groheim - Stadt der Magier (Fantasy-Roman) (German Edition)
schwarzen Bart, in dem bereits die ersten grauen Strähnen zu sehen waren, einen völlig kahlen Schädel.
„Wir haben einen Kranken, der deiner Hilfe bedarf“, erklärte Grogarda, der an der von Stug geöffneten Haustür stand.
Der missmutige Blick des Alten verschwand und wich einem neugierigen Funkeln in seinen Augen.
„Kommt, kommt“, sagte Stug und winkte sie hinein. Sie trugen den Blauhäutigen auf einer Bahre herein. Als der Blick von Stug auf den Blauhäutigen fiel, hob er die buschigen schwarzen Augenbrauen. „Wo hast du den denn aufgegriffen?“
„Er trieb in einem beschädigten Schiff herum“, erklärte Grogarda. „Er war bereits bewusstlos. Wir haben ihm einen Stärkungstrank verabreicht, aber bisher ist er nicht zu Bewusstsein gekommen.“
„Ich werde mich um ihn kümmern“, sagte Stug und zog dabei sein seltsames Gewand zurecht, das aus mehreren Bärenfellen zu bestehen schien. „Was die Kosten angeht ...“, fügte er noch hinzu, doch Grogarda unterbrach ihn, indem er die Hand hob.
„Das dürfte vorerst reichen“, sagte er und reichte Stug eine Goldmünze. „Meld dich, wenn er zu Bewusstsein kommt.“
Stug nickte und Grogarda verließ die seltsame Hütte mit Fyfta und Einar. Anschließend entließ er sie aus seinen Diensten. Sie hatten den Rest des Tages frei. Grogarda selbst wollte seine Familie besuchen.
Grogarda klopfte fest an die niedrige Holztür des Langhauses, das er mit seiner Frau und seinem Sohn bewohnte. Sein Sohn war gerade drei Winter alt geworden, als er zu seiner Fahrt aufgebrochen war. Seine Magd Vola öffnete ihm die Tür. Sie trug ein braunes Kleid und hatte eine fleckige Schürze umgebunden. Ihre dunkelblonden Haare waren hochgesteckt und mit einem Tuch zusammengeknotet, so dass sie sie nicht beim Arbeiten behinderten.
„Herr Branbar“, rief sie freudig aus. „Eure Frau wird überglücklich sein.“
Sie rief einmal laut in das Langhaus.
„Frau Branbar, Frau Branbar“, dröhnte sie erneut. Sie hatte eine laute Stimme, die nicht recht zu ihrer zierlichen Gestalt passte. Sie war etwas älter als Grogarda und erinnerte ihn mit ihrer Stimme immer an Hafenspelunken und grölende Männer. Er schüttelte den Kopf leicht, um die Vorstellung zu vertreiben, bevor er loslachen musste.
Vola verschwand in einem der Räume des Hauses, während Grogarda sich in das Esszimmer des Langhauses setzte. Es war eine kleine Halle, in der auch Feste gefeiert wurden. Es gab eine offene Feuerstelle, über der man Kessel und Fleischspieße aufhängen konnte und eine entsprechende Luke oben im Dach, die geöffnet wurde, um den Rauch abziehen zu lassen. Im Moment hing über dem leise prasselnden Feuer ein kleiner Kessel, in dem eine trübe Suppe vor sich hin blubberte.
„Papa“, quiekte eine Stimme an der Tür, die vom Lagerraum zur Festhalle führte. Sein Sohn, Wybren, stand im Eingang. Er hatte goldenes Haar und lächelte breit. Er trug eine braune Stoffhose voller Grasflecken an den Knien. Er ging mit tapsigen Schritten auf seinen Vater zu.
„Grogarda“, hörte selbiger nun erleichtert seine Frau sagen, die hinter ihrem Sohn den Raum betreten hatte. Sie hatte ihr rotbraunes Haar heute offen, was einen schönen Kontrast bildete zu ihrem moosgrünen Gewand. Auf dem Arm trug sie ein kleines Baby.
„Telsa“, rief er aus und setzte seinen Sohn, den er inzwischen auf dem Schoß hatte, auf den Stuhl neben sich. Er stand auf und umarmte seine Frau.
„Ich hatte befürchtet ...“, begann sie, doch er legte ihr den Finger auf den Mund. „Du weißt, ich kehre immer zu dir zurück.“
Eine Weile legte sie ihren Kopf auf seine Schulter und niemand sagte ein Wort.
Das Baby auf ihrem Arm begann vor sich hin zu brabbeln und griff in Grogardas Bart hinein.
„Und wer ist das?“, fragte Grogarda leise, während er versuchte seinen Bart den kleinen Händen zu entwinden. Das Baby begann daraufhin zu lachen. Es hatte einen festen Griff.
„Das ist deine Tochter“, erklärte Telsa. „Ich habe sie Nantie genannt, nach deiner Großmutter. Gefällt dir der Name?“
Grogarda blickte eine Weile in die blauen Augen seiner Tochter. „Ja, er ist perfekt“, stellte er fest und erwiderte ihr Lächeln.
*
Am nächsten Morgen verließ Grogarda früh das Haus und machte sich auf zum Haus seines ersten Maats, Trojus. Er wollte mit ihm zusammen nach dem Fremden sehen. Während er die breite gepflasterte Hauptstraße Groheims entlangging, nickte Grogarda einigen Leuten zu, die er bereits von
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