Groheim - Stadt der Magier (German Edition)
die er in einer nietenbeschlagenen Scheide auf den Rücken geschnallt trug. Warme Luft schlug ihnen entgegen, als die bronzene Barriere über ihre Gesichter zog. Seltsame Gerüche und Geräusche umhüllten sie.
Kapitel 4: Ishfashir
„Wäre das dann alles, Kelab?“, fragte Ishfashir Shan Kefakr müde seinen eifrigen jungen Adjutanten. Er hatte dunkelblaue Haut, die wohl erst im Alter etwas heller wurde. Sie beide gehörten zum Eisvolk, einer Gruppe von Menschen, die nach dem Untergang ihres Alten Reiches hier, weit oben im Norden, ihr neues Reich gegründet hatten.
Ishfashir und Kelab gehörten beide der Fog‘wa an, der Kaste, die sich um äußere und innere Sicherheit zu kümmern hatte. Alles in allem war es Ishfashirs Meinung nach ein schlechter Beruf, sowohl für den Geldbeutel als auch für das Ansehen. Tatsächlich war seine Position nicht einmal die allerschlechteste, doch hatte er es stets als Makel empfunden, dass er trotz aller Befehlsgewalt nur Befehlsempfänger des Magierrates war.
Wer hier landete, war magisch nur minder begabt oder hatte sich die falschen Leute zum Feind gemacht. Er hatte stets über die Magier gelästert, die von Geburt an aufgrund ihrer Fähigkeiten bevorzugt wurden. Diese Magier waren nicht nur die Führer ihrer ganzen Gesellschaft, sondern auch die Wächter des Schildes, der gigantischen bronzefarbenen Magiekuppel, die sie alle vor der Kälte des Nordens bewahrte. Angeblich verursachte sie auch die bläuliche Hautverfärbung, die alle Angehörigen des Eisvolkes gemein hatten, doch war das nie bewiesen worden.
„Ja, natürlich, Herr“, erwiderte Kelab und begann die Pergamentrollen zusammenzupacken, die er vor sich ausgebreitet hatte. Sie hatten Änderungen in den Wachmannschaften und Dienstzeiten besprochen. Ishfashir hasste diese Bürokratie und verfluchte wie schon so oft seinen Bruder dafür, dass er seinen Einfluss eingesetzt hatte, um Ishfashir von den Ortoh‘kar fernzuhalten. Er hatte das aus Angst getan, Ishfashir glaubte, dass er nur seine Macht nicht hatte teilen wollen.
Kelab verließ den Raum und wünschte Ishfashir eine angenehme Ruhe, was dieser mit einem Nicken zur Kenntnis nahm. Sie hatten die ganze Nacht hindurch gearbeitet und die Sonne begann bereits als schmales Band am Horizont sichtbar zu werden.
Ruhen, das würde er keinesfalls, nicht heute. Er ging zu seinem Schrank, der die gesamte Wand seines Büros einnahm, und entnahm aus einer kleinen Schublade eine Stoffmaske, die er sich über das Gesicht zog. Lediglich Augen und Mund waren frei. Dann warf er sich eine weite Lumpendecke über, die in der Mitte ein Loch besaß, durch das er seinen Kopf steckte. Die Hände und Beine waren so frei, dass sie ihn nicht behindern würden.
Er verließ sein Arbeitszimmer und betrat den Balkon, von dem aus er über einen schmalen Sims auf ein nahegelegenes Dach sprang. Das Hauptgebäude der Fog‘wa war etwas größer als die meisten umstehenden Wohnhäuser, wobei die meisten Gassen so schmal waren, dass Diebe oft die Wohnvierteldächer nutzten, um zu fliehen. Auch Bettler lebten hier oben, er würde in seinem Lumpengewand nicht auffallen.
In den letzten Schatten schlich er so zu einem Flachdach, das von den umliegenden Gebäuden nicht eingesehen werden konnte. Eine zusammengekauerte Gestalt saß dort, schwer atmend. Sie trug ein Gewand in braunen und schwarzen Farben, so dass sie ihm im Vorbeigehen sicher nicht aufgefallen wäre, wenn er nicht aufgepasst hätte.
„Wie ist es gelaufen?“, fragte Ishfashir den schwarz Gekleideten. Er war ein Dieb, wie Ishfashir wusste. Er hatte sich mit ihm in Verbindung gesetzt, um ihm ein ganz spezielles Angebot zu machen. Der Dieb, Frar, wusste hingegen nicht, mit wem er es zu tun hatte.
„Gut“, presste Frar zwischen den Zähnen hervor. Er schnaufte schwer und hielt sich die Seite. Sie war dunkel verfärbt. Er schien eine Stichverletzung in der Seite zu haben, die ihn extrem schmerzte. Er holte unter seinem Gewand einen kleinen Kasten hervor, der mit feinen Linien überzogen war.
„Hier drin sind die Vanthara-Steine, Herr, nun der Lohn.“
Ishfashir konnte die Kraft beinahe spüren, die vom Kästchen ausging, und leckte sich über die Lippen. Er zog einen Beutel Gold aus der Tasche und warf ihn dem Dieb hin.
„Die Hälfte vorher, die Hälfte hinterher, wir sind quitt.“
Während Frar den Geldbeutel nahm und die Kiste abstellte, fragte er: „Herr, wird tatsächlich der Kuppel nichts geschehen?“ Frar
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