Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba
befahl den Goglern, ihn und Brinell zum ehemaligen Hünengrab zu tragen. Während Skaggi bei einer Reblinger Kräuterfrau Hilfe erbat, versetzten die Steinwesen sich auf Harus Gebot hin in einen Ruhezustand.
Haru seufzte. Die Gogler waren ein Problem, sein Problem. Sie konnten in dieser Form nicht ewig dort bleiben, und sie durch Magie zu versteinern, fiel für ihn auch aus.
Mit Grausen erinnerte er sich an Tulimas hochfahrende Pläne und seine Verachtung für das frühere Sklavenvolk.
»Woran denkst du?«, unterbrach ihn Tirza lachend. »Ich schwanke noch zwischen dem Schweinebraten und der Pilzplatte.«
»Vielleicht waren unsere Vorfahren doch nicht so dumm«, sprach er seine Überlegungen aus, »weil sie nahe vom Sumpf siedelten, wo das Gelände durch das viele Wasser den Goglern wenig zuträglich ist. Und auch wenn das genaue Wissen verloren ging, so haben sie doch die wertvollen Schwarzholzstäbe und den darin verborgenen Sternenkristall von einer Generation zur nächsten weitervererbt.«
Tirza nickte. »Brinell würde bestimmt sagen, dass dort noch viele Geheimnisse warten. Aber mein Magen kann nicht warten.«
»Ich für meinen Teil könnte noch eine Portion Pfifferlinge in Weinsoße verdrücken«, sagte Haru und lächelte.
»Pfifferlinge in Reblinger Weinsoße. Gut, ich bring dir welche mit«, bot sie an und verschwand in der Menge.
Erneut versank Haru in Gedanken. Würden die Gogler ihm bis zur Selbstvernichtung gehorchen, wenn er ihnen befehlen würde, in den Sumpf zu gehen? Wäre er überhaupt in der Lage, sie dazu zu zwingen, selbst wenn er das wollte? Er wusste einfach zu wenig über diese Wesen. Und das, obwohl Haru die Aufzeichnungen des Zauberers studiert hatte, in der Hoffnung, darin eine Antwort zu finden.
Schließlich durfte er die Steinwesen wegen ihres speziellen Appetits nicht einfach umherschweifen lassen. Doch das konnte bis nach der Feier warten. Und sobald Haru eine Lösung für die Gogler gefunden hatte, mit der sein Gewissen einverstanden war …
Skaggi machte sich von Reseli los und kehrte zu seinem Bier zurück. Er prostete einem Tanzenden zu. »Ich hätte nicht gedacht, dass meine Reblinger Freunde einmal in Broichhus feiern würden.«
Genauso wenig hätte Haru erwartet, sich in eine Reblingerin zu verlieben. Er räusperte sich. »Ich überlege, nächstes Frühjahr Richtung Gebirge zu wandern und nachzuschauen, ob irgendwo noch unsere Urahnen leben.«
Er war der dritte Sohn der Familie, seine älteren Brüder kamen mit der Herde gut klar, und die Schäferei hatte ihn nie besonders interessiert. Er brauchte eine Aufgabe.
Skaggi schob sich den neuen Hut in den Nacken, ein Hochzeitsgeschenk der Schäfers. »Wenn deine Schwester mich lässt, begleite ich dich gern.«
»Das freut mich. Es tut mir leid, dass du dein einzigartiges Geschenk für Reseli verloren hast.«
»Das macht nichts«, sagte Skaggi und hob den Humpen. »Immerhin habe ich dafür ja einen Schwager gewonnen. Und darauf stoßen wir an!«
Sie tranken.
»Weißt du was?« Haru zwinkerte und wischte sich den Bierschaum von der Oberlippe. »Als du unter der Brücke der Festung hervorkamst, habe ich dich im ersten Moment doch glatt für einen Brückentroll gehalten.«
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