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Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba

Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba

Titel: Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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engen Gang die knolligen Fäuste zwischen Tablett und Goglerbauch einzuklemmen und ihre Magie zu behindern. Skaggi schlüpfte derweil zwischen den Beinen des Steinungeheuers hindurch in die Freiheit. Ohne weiter auf seine Kameraden zu achten, rannte er los.
    Haru landete auf dem Gogler, und sein Schwung riss ihn gleich wieder halb herunter. Er presste Halt suchend die Finger in die zerfurchte Haut des Ungeheuers. Der Steinklumpen zerrte an seinem Bein. Haru rutschte beim Klettern weg und stürzte das letzte Stück. Er zog panisch den schweren Fuß mit dem Steinklumpen an, um das Gewicht besser zu verteilen. Geschafft! Skaggi verschwand hinter einer Ecke. Aber wo blieb Tirza?
    Sie tanzte wie eine Gewitterhexe auf dem Gogler herum. »Verdammter Kübelkopf«, schrie die Jägerin, und als er nach ihr schnappte, trat sie mit der Steinkugel kräftig gegen Svars Schädel.
    Haru biss die Zähne zusammen. Dieser Alleingang war nicht abgesprochen. Tirza verkraftete eindeutig keine Heldengeschichten.
    Svar war abgelenkt. Brinell sah seine Chance und drängte sich an ihm vorbei, das Tablett dabei wie einen Schild zwischen sich und Svar. Ein Schritt, noch einer. Da fuhr der tobende Gogler herum und holte nach dem Barden aus.
    »Nein!« Tief stieß Tirza das Federmesser ins glimmende Auge des Feindes. Dann kraxelte sie flink wie ein Eichhörnchen von ihm herunter. Svar schlug ungelenk mit der Faust nach ihr, doch Tirza überwand die fehlende Distanz mit einem Satz in Harus Arme. »Reblingen!«, jauchzte sie und kam ihm ganz nah. Haru fehlte die Luft für eine Erwiderung.
    Brinell schleuderte Svar das zerbeulte Tablett entgegen und eilte aus der Reichweite des Goglers. Aber Svar warf sich nun mit der Gewalt einer Steinlawine nach vorne und schloss die Arme um den Barden. Ein Teil des Ungeheuers wurde durchscheinend wie Quarz. Brinell erbleichte, und schon verschlang ihn die Goglerschale.
    Tirza riss vor Schreck die Hand an den Mund. »Nein«, stammelte sie. »Nein.«
    »Los«, drängte Haru und schob sie vor sich her. »Weg hier.«
    Einen Moment lang war Svar damit beschäftigt, Brinell zu schlucken. Seite an Seite humpelten die beiden los, ehe sie das gleiche Schicksal wie Brinell ereilte. Oder Schlimmeres.
    Sie verließen sich bei ihrer Flucht auf dreierlei Dinge: Erstens kannte Tirza den Grundriss der Festung aus ihrer Kinderzeit. Zweitens flohen sie getrennt, damit sie den schnelleren Skaggi nicht aufhielten. Und schließlich war Hiltarion eine Feste der Riesen, von Goglern wiedererrichtet. Es musste irgendwo ein Schlupfloch für kleine Leute geben.
    »Rechts, rechts, links«, gab Tirza im Laufen den Weg an. Sonnenlicht fasste nachlässig eingepasste Felsbrocken des Gewölbes über ihnen in ein Netz aus Gold.
    Aber was sie brauchten, war eine Lücke in Bodennähe.
    Es gab nicht eine einzige Tür im Gebäude, sodass sie gut vorankamen, aber das Gleiche galt für ihren Verfolger. Tirza hatte den Gogler halb geblendet, und die Verletzung verlangsamte ihn. Doch er holte auf. Sein Gebrüll ließ Harus Eingeweide erzittern. »Tumbuuu!« Svar rief Verstärkung herbei. Etwas Massiges stampfte über den Boden und mischte sich unter sein Getrampel.
    In der Festung war es kühl wie in einer Gruft, aber dennoch schwitzte Haru. Er suchte nach einem sprichwörtlichen Mauseloch. Das Licht würde ihnen den Fluchtweg weisen, aber dazu mussten sie erst einmal die Außenmauern erreichen. Und ihr Vorsprung schmolz dahin. Harus Bein war bereits schwer wie ein Trog. Die Muskeln im Oberschenkel verkrampften, das Knie schmerzte von der ungewohnten Drehbewegung.
    Wie ein Steinschlag rumpelten die Gogler hinter ihnen her und füllten die engen Gänge mit überlappenden Echos, als stürzte die Decke ein. An einer Ecke schaute Haru zurück und begegnete drei blauen Augen voller Mordlust.
    Als er nach vorne sah, war Tirza weg. Nein , sie steckte in einer Art Rinne im Boden, die unter einer Mauer durch in einen anderen Raum führte. Gerade noch vor den Verfolgern schaffte Haru es auf die Knie und robbte hindurch. Hier drinnen war es völlig dunkel – kein Ausgang.
    »Wir sitzen in der Falle«, flüsterte Haru, und sein Herz trommelte seine Angst hinaus. Wie schnell konnten die Gogler die Wand erweichen?
    Tirza half ihm auf. Sie drückte seine Hand und führte ihn durch das Zimmer. Nun, wo sich Harus Augen an das Dunkel gewöhnt hatten, sah er auch die Türöffnung. »Eine Abkürzung«, versprach Tirza und eilte weiter. Nach der nächsten Ecke verlor Haru

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