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Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 2 (German Edition)

Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 2 (German Edition)

Titel: Große Geschichten vom kleinen Volk - Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Verrat an die Macht, und durch Gewalt und Verrat wird er wieder fallen. Das weiß er wohl.«
    »Trotzdem«, brummelte Otli. »Der große Schatz in einem einsamen Turm und unbewacht …«
    »Wer hat behauptet«, erwiderte Gulbert, »dass er unbewacht ist?«
    »Nein!« Maneas’ Stimme hallte scharf durch das Gestrüpp.
    Malangar zog die Hand zurück, die er nach der kirschroten Frucht ausgestreckt hatte, die so verführerisch zwischen den rostbraunen Ranken eines Dornbusches schimmerte. »Spielverderber«, quengelte er. »Ich wollte nur mal probieren. Ich verhungere!«
    »Wir sind im Reich der Finsternis«, erwiderte der Elf. »Hier gibt es nichts zu probieren.«
    »Alle Früchte in diesem Land sind giftig«, fügte Laetas hinzu. Lautlos war der zweite Elf wieder zu uns gestoßen. »Es liegt am Boden. Er ist unrein und verdirbt alles, was darauf wächst. Viele Soldaten aus Lukars Heer sind bereits gestorben, weil sie so unbedacht waren wie du, junger Wichtel. Dumme Menschen ohne Gespür. Wir müssen von unseren Vorräten zehren, solange wir auf diesem Boden wandeln.«
    »Vorräte nennst du das …?«, murrte Malangar, aber er behielt seine Hände bei sich und verzehrte die verbotene Frucht nur noch mit den Augen.
    »Wie sieht es vor uns aus?«, fragte Gulbert.
    Die beiden Elfen kundschafteten den Weg aus und wechselten sich dabei ab. Es gab Goblinpatrouillen hier im Hinterland, ganze Heerlager finsterer Menschen füllten weite Lichtungen, und zwischendrin lagen Dörfer und Festungen von allerlei Finstervolk. Die Elfen halfen uns, all diesen Gefahren aus dem Weg zu gehen.
    Mitunter aber hatten sie genug damit zu tun, überhaupt einen Weg zu finden. Inzwischen wanderten wir durch einen Hain, der wie eine Mischung zwischen den Wäldern und Hecken wirkte, die anderswo in diesem Land wuchsen: Er bestand aus ineinander verwachsenen Ranken, von armdick bis peitschendünn und mit klingenscharfen krummen Dornen bestückt. Die Pflanzen waren so zäh und holzig, dass wir nur vorsichtig um sie herumgehen konnten.
    Dieses Dickicht bedeckte eine Fläche, die sich nicht einmal abschätzen ließ. Wir liefen nun schon seit dem Morgengrauen im Schatten der Ranken, und inzwischen musste es bereits auf den Abend zugehen. Wir konnten das nur schätzen, denn die Pflanzendecke wucherte über unseren Köpfen zu einem viele Schritt dicken Baldachin zusammen, der keinen Flecken Himmel offenbarte und den die Sonne nicht durchdrang.
    Zum Glück war das wild wuchernde Gestrüpp von einem Labyrinth schmaler Pfade durchzogen, durch das wir uns ein Durchkommen auf die andere Seite suchten. Besser gesagt, die Elfen suchten, und wir anderen folgten ihnen vertrauensvoll durch das Zwielicht, in dem es so still und muffig anmutete wie in einem Grab.
    »Vor uns sind Nachtalben auf dem Pfad«, berichtete Laetas, der gerade von seinem Kundschaftergang zurückgekehrt war.
    »Dann müssen wir einen Bogen schlagen«, stellte Gulbert fest.
    Laetas schüttelte den Kopf. »Die Alben sitzen an einem Engpass. Wenn wir durch diesen Wald wollen, müssen wir an ihnen vorbei.«
    Gulbert runzelte die Stirn. »Könnt ihr uns unbemerkt vorbeiführen?«
    »Das ist nahezu unmöglich«, sagte der Elf. »Sogar den Wichten dürfte es schwerfallen, ungesehen über diese Lichtung zu gelangen. Und selbst wenn wir durch einen glücklichen Zufall zunächst unbemerkt blieben, sind wir doch so dicht bei ihrem Heim, dass die Albenspäher auf unsere Spuren stoßen könnten. Dann hätten wir einen gnadenlosen Feind in unserem Rücken.«
    »Niemand bemerkt die Spuren eines Wichtels«, warf Malangar ein.
    »Die Hybris des kleinen Volkes.« Laetas lächelte schmallippig. »Aber niemand weiß, über was für Magie diese Alben gebieten. Nein, wir sollten kämpfen, solange wir uns die Zeit und den Ort dafür aussuchen können.«
    Gulbert kraulte sich den Bart. »Ein Kampf ist nicht gerade das unauffälligste Vorgehen, und unauffällig müssen wir bleiben. Selbst wenn wir diese Alben bezwingen, locken wir damit erst recht die Feinde auf unsere Fährte.«
    »Es scheint nicht mehr zu sein als eine albische Familie«, erklärte Laetas, »und sie leben tief in einem einsamen Wald. Es kann lange dauern, bis jemand sie vermisst. Wir müssen nur hart und schnell zuschlagen, sodass niemand entkommt. Alben sind Geschöpfe der Nacht. Wenn wir gleich aufbrechen, überraschen wir sie vor Sonnenuntergang, wenn sie noch alle in ihrem Heim weilen. Bis das nächste Mal jemand diesen Weg einschlägt und sie

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