Große Tiere: Roman (German Edition)
der Ratte im gemieteten LeBaron an.
»Soll ich für Sie bei Avis anrufen?« fragte er. »Vielleicht schicken sie Ihnen einen anderen Wagen.«
»Eigentlich haben wir es eilig«, erklärte Gerri Whelper. »Wir haben in einem Motel in Key Largo reserviert. Sie haben gesagt, wir müßten bis fünf Uhr dort sein, sonst vermieten sie die Zimmer anderweitig.«
Jennifer, die fast aufgehört hatte zu weinen, sagte: »Das Motel interessiert mich nicht, ich will einen neuen Wagen.«
Terry Whelper sagte zu dem Polizisten: »Vielleicht würden Sie mir helfen, das Ding loszuwerden.«
»Die Ratte?«
»Sie ist groß«, sagte Terry.
»Na ja, ich könnte sie erschießen.«
»Ist das möglich?« fragte Gerri. »Bitte!«
Der Polizist wiegte den Kopf. »Eigentlich ist es ja gegen die Vorschriften. Aber da Sie von außerhalb sind...«
Er stieg aus dem Streifenwagen und öffnete den Halftergurt seines.357ers.
»Wow!« sagte Jason.
Jennifer schlang die Arme um die Taille ihrer Mutter. Terry Whelper gab mannhaft seiner Sippe Anweisungen, sich aus der Schußlinie zu begeben. Der Polizist näherte sich dem LeBaron mit der gemessenen Lässigkeit eines erfahrenen Gesetzeshüters.
»Sie hockt unter dem Sitz«, informierte Terry ihn.
»Ja, ich seh sie.«
Der Beamte feuerte dreimal. Dann verstaute er den Revolver im Halfter, reichte in das Kabrio hinein und zog das, was von dem Tier noch übrig war, am Schwanz heraus. Er schleuderte den deformierten braunen Klumpen in eine Gruppe Holunderbüsche.
»Vielen Dank«, sagte Gerri Whelper.
»Sie sagten, es war ein blauer Pickup? Haben Sie vielleicht auf das Nummernschild geachtet?«
»Nein«, sagte Terry. Er überlegte, was er den Leuten bei Avis über die Einschußlöcher im Wagenboden erzählen sollte. Als die Kinder wieder auf den Rücksitz des Mietwagens kletterten, sagte ihre Mutter: »Rührt ja nicht die Rosinen an! Wir kaufen Süßigkeiten, wenn wir im Königreich sind.«
»Prima! Ich will ein Petey-Possum-Eis«, sagte Jennifer, die sich von ihrem Trauma fast völlig erholt hatte. Jason bat den Polizisten um die leeren Patronenhülsen aus seinem Revolver.
Terry Whelper dachte mißgelaunt an die bevorstehende Fahrt in dem roten, rattenverseuchten LeBaron. Er fühlte sich leicht benebelt und emotional erschöpft. Dabei war er noch an diesem Morgen sicher und zufrieden in seinem Bett in Michigan aufgewacht.
»Vergessen Sie nicht, sich anzuschnallen«, sagte der Polizist, während er die Tür aufhielt.
»Ist so etwas schon mal vorgekommen?« erkundigte Terry sich.
»Was meinen Sie?«
»Diese Sache mit der Ratte.«
»Ganz bestimmt. Aber wir erfahren nicht alles, was passiert.« Der Polizist lächelte, während er Terry Whelpers Tür schloß. »Und jetzt genießen Sie Ihre Ferien.«
In dem blauen Pickup, der immer noch nach Norden unterwegs war, sagte Danny Pogue: »Das war das verdammteste Ding, das ich je gesehen hab.«
Bud Schwartz, der am Lenkrad saß, sagte: »Ja, das war ein Volltreffer. Da hast du recht.«
»In dem Wagen waren Kinder.«
»Es war doch nur eine Maus, verdammt noch mal.«
»Das war keine Maus, das war eine Ratte.« Danny Pogue stieß seinem Partner den Zeigefinger in die Schulter. »Und wenn das deine Kinder gewesen wären? Fändest du es gut, wenn jemand ihnen eine verdammte Ratte in den Schoß schmeißt?«
Bud Schwartz betrachtete die Stelle an seiner Schulter, wo Danny Pogue ihn berührt hatte. Dann sah er wieder auf den Highway. Seine nackten knochigen Arme am Lenkrad wurden steif. »Ich habe ja gar nicht auf die Kinder gezielt.«
»Hast du doch.«
Nach ein paar unbehaglichen Sekunden sagte Bud Schwartz: »So viele Kabrios sieht man heutzutage gar nicht mehr.«
»Und wenn dir endlich mal eins begegnet, dann mußt du gleich eine Ratte reinschmeißen? Ist das deine Masche?«
»Reden wir nicht mehr davon«, sagte Bud Schwartz.
Aber Danny Pogue konnte sich auf dem ganzen Weg bis nach Florida City nicht beruhigen. Er verlangte von Bud Schwartz, daß er ihn vor Long John Silver’s rausließ.
»Kommt nicht in Frage«, sagte Bud Schwartz.
»Dann springe ich aus der gottverdammten Karre raus.«
Bud Schwartz schüttelte den Kopf. »Hey, mach das ja nicht. Wir müssen doch noch dein Geld holen.«
»Ich werd schon allein weiterkommen.«
»Das sieht ziemlich mies aus, wenn wir nicht zusammen wieder antanzen.«
Danny Pogue erklärte: »Ich fahre nicht mit einem Typen, der Ratten auf kleine Kinder wirft. Klar?«
»Und wenn ich sage, daß es mir leid
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