Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
Vom Netzwerk:
das Überleben der Rasse so gesichert wäre. Tragischerweise wurde dieser Traum heute nachmittag brutal zerstört.«
    »Mangowühlmäuse!« rief Jason Whelper. »Dad, hast du gehört? Vielleicht war es das, was in unserem Wagen gelandet ist. Vielleicht waren die beiden Typen im Pickup die Verbrecher!«
    Terry Whelper ergriff den Arm seines Sohnes und zog ihn mit sich hinüber zur Parkbahn und aus der Touristenschar heraus. Gerri und Jennifer folgten ihnen treuergeben.
    Gerri flüsterte ihrem Ehemann zu: »Was denkst du denn? Vielleicht hat Jason recht.«
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll. Du warst es doch, die in Florida Urlaub machen wollte.«
    Jason ergriff wieder das Wort: »Dad, es gab auf der ganzen weiten Welt nur noch diese beiden Mäuse. Und wir haben eine erschossen!«
    »Nein, das haben wir nicht. Das war der Polizist.«
    »Aber wir haben ihm gesagt, er soll es tun.«
    Terry Whelper sagte: »Sei still, Sohn. Wir hatten doch keine Ahnung.«
    »Dein Vater hat recht«, fügte Gerri hinzu. »Woher sollten wir das wissen?«
    Jennifer umarmte ihre Mutter heftig um die Taille und drückte sich an sie. »Ich hab solche Angst – können wir nicht statt dessen nach Epcot fahren?«
    »Eine hervorragende Idee«, sagte Terry Whelper. Wie ein Kavallerieoffizier reckte er den rechten Arm hoch und wies mit zwei Fingern in Richtung Parkplatz. »Alles zurück zum Wagen.«

2
    Sobald Charles Chelsea in die Presseabteilung zurückgekehrt war, veranstaltete er unter den Sekretärinnen eine Umfrage. »Wie war ich?« fragte er. »Wie habe ich mich verkauft? Wie war der Schlips?«
    Die Sekretärinnen versicherten Chelsea, daß er im Fernsehen phantastisch ausgesehen, daß die gelockerte Krawatte ihm etwas Verwegenes verliehen hätte, daß es insgesamt ein überzeugender Auftritt gewesen sei. Chelsea erkundigte sich, ob Mr. Kingsbury angerufen habe, aber die Sekretärinnen sagten, nein, hätte er nicht.
    »Ich frage mich, warum?« sagte Chelsea.
    »Er spielt oben in Ocean Reef Golf.«
    »Aber er hat ein mobiles Telefon. Er hätte sich doch melden können.« Chelsea bat eine der Sekretärinnen, Joe Winder zu suchen, zog sich dann in sein Privatbüro zurück und machte die Tür zu.
    Zehn Minuten später, als Joe Winder erschien, betrachtete Charles Chelsea sich auf dem Videorecorder und ließ die Pressekonferenz noch einmal ablaufen.
    »Was meinen Sie?« fragte er und wies auf den Fernsehschirm im Wandschrank.
    »Ich hab’s verpaßt«, sagte Joe Winder.
    »Sie haben’s verpaßt? Das war Ihre verdammte Rede – wie konnten Sie die verpassen?«
    »Wie ich höre, waren Sie absolute Spitze.«
    Charles Chelsea grinste. »Ja-a? Wer sagt das?«
    »Alle«, log Joe Winder. »Sie meinen, Sie seien der zweite Mario Cuomo.«
    »Na ja, Ihre Rede hat sicher dazu beigetragen.«
    Es war keine Rede, dachte Winder; es war eine Presseerklärung. Vierzig Zeilen, eigentlich ein Witz.
    »Es war eine gute Rede, Joe«, fuhr Chelsea fort, »bis auf eine Passage. Spezielles klimatisiertes Habitat. Das war ein bißchen viel. Vielleicht hätten wir etwas anderes nehmen sollen.« Mit geschürzten Lippen wiederholte er die beanstandete Wendung: »Klimatisiertes Habitat – als ich das auszusprechen versuchte, habe ich tatsächlich die Kleine von Kanal 10 angespuckt. Die süße Maus. Passen Sie das nächste Mal besser auf, klar? Schmuggeln Sie mir nicht mehr solche Zungenbrecher rein, ohne daß ich Bescheid weiß.«
    Joe Winder nickte. »Ich war in Eile.« Hinter seinen Augen begann es wieder zu pochen. Kopfschmerzen: die bekam er immer von Chelsea. Aber Winder mußte zugeben, der Typ sah in einem Oxfordhemd einfach riesig aus. Wie ein Vizedirektor, der die Presseabteilung leitet, was er auch tat.
    Chelsea sagte gerade: »Ich weiß noch nicht mal, was das heißt, klimatisiertes Habitat.«
    »Aber das ist doch gerade das Schöne«, sagte Winder.
    »Aber, aber.« Chelsea wackelte drohend mit einem sonnengebräunten Finger. »Das habe ich nicht gehört, Joey. Hier im Wunderland ist kein Platz für Zyniker. Sie wissen ja, was Kingsbury sagt.«
    »Jaja. Wir sind alle kleine Kinder.« Winder massierte seinen Schädel mit beiden Händen und versuchte, den Schmerz hinauszupressen.
    »Kinder«, sagte Charles Chelsea. Er schaltete den Videorecorder aus und drehte sich mit seinem Sessel zu Joe Winder um. »In dem Augenblick, in dem wir durch dieses Tor gehen, sind wir alle Kinder. Wir sehen die Welt durch die Augen von Kindern; wir weinen Kindertränen, wir lachen

Weitere Kostenlose Bücher