Große Tiere: Roman (German Edition)
Partner. »Ab damit und guten Flug.«
Nach dem Rattenangriff setzten die Whelpers die Reise in verbissenem Schweigen fort, bis sie das Wunderland der Abenteuer erreichten. Sie parkten den roten LeBaron auf dem Mr. Bump-a-Rump-Parkplatz, Abteilung Jellybean, und fuhren mit der Parkbahn zum Haupteingang. Dort platzten sie in eine chaotische Szene: Streifenwagen, ein Krankenwagen, Fernsehübertragungsfahrzeuge, Zeitungsreporter. Die Drehkreuze an den Kartenschaltern waren blockiert.
»Super«, sagte Terry Whelper. »Wundervoll.«
»Vielleicht drehen sie einen Film«, schlug seine Frau vor. »Vielleicht ist das alles gar nicht echt.«
Doch das war es. Im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit stand ein braungebrannter junger Mann in einem hellblauen Oxfordhemd mit einer dunkelroten Clubkrawatte, die modisch am Hals gelockert worden war. Sobald alle TV-Kameras liefen, begann der Mann etwas von einem maschinenbeschriebenen Blatt Papier abzulesen. Er begann mit der Information, daß er der Sprecher der Firma sei.
»Dies ist eine Nachricht für all unsere Freunde und Besucher des Wunderlands der Abenteuer«, fuhr der Mann fort. »Wir bedauern aufrichtig den Vorfall, der das heutige Sommerfest so unsanft gestört hat. Wir sind stolz auf unsere Sicherheitsarrangements im Park, und wir sind stolz auf unsere Sicherheitsstatistik. Bis heute wurden – und ich betone das mit besonderem Nachdruck – keinerlei ernsthafte Verbrechen in unserem Reich verübt.«
Im Gedränge spürte Terry Whelper, wie sich das Kinn seiner Frau in seine Schulter bohrte. »Was meinst du, wovon er spricht?« fragte sie.
Der Mann im Oxfordhemd fuhr fort: »Wir glauben, es war nicht damit zu rechnen, geschweige denn zu verhindern, was heute nachmittag im Pavillon der Seltenen Tiere geschah.«
Terry Whelper sagte: »Das ist ja ’ne tolle Geschichte.« Eine große Frau, die eine schweißfeuchte Baumwollbluse und um den Hals eine Nikkormat-Kamera trug, wandte sich um und musterte ihn mit einem strafenden Blick.
Der Mann hinter den Fernsehmikrophonen sagte: »Etwa gegen 14 Uhr 15 betraten zwei Männer die Anlage und attackierten mit einem Vorschlaghammer einen der Tierkäfige und zerschmetterten das Glas. Einer unserer Parkangestellten versuchte mutig, die Eindringlinge aufzuhalten, wurde jedoch überwältigt und zusammengeschlagen. Die beiden Männer nahmen eine Kiste mit Exponaten aus der Ausstellungszone und ergriffen die Flucht. In der einsetzenden Verwirrung gelang es den Verdächtigen, den Park zu verlassen, indem sie sich offenbar unter die Touristen mischten, die gerade an Jungle Jerrys Amazonasbootsfahrt teilnahmen.«
Jason Whelper fragte: »Exponate? Was für Exponate?«
Jennifer verkündete: »Ich will nicht mehr zu Jungle Jerry.«
Terry Whelper befahl den Kindern, still zu sein und zuzuhören. Der braungebrannte Mann im blauen Hemd erzählte gerade, daß der Parkangestellte, der so tapfer versucht hatte, das Verbrechen zu verhindern, zu Röntgenaufnahmen ins Krankenhaus gebracht worden sei.
»Hey, seht doch!« sagte Jason und streckte den Arm aus.
Jemand in einem überdimensionalen Tierkostüm aus Polyester wurde gerade in den Krankenwagen verladen.
»Das ist Robbie Raccoon!« schrie Jennifer Whelper. »Das ist der, der verletzt worden ist!«
Überall in der Menge begannen Touristenkinder zu wimmern und zu schniefen, als sie Robbie Raccoon auf der Tragbahre sahen. Jason schwor, er habe an Robbie Raccoons Nase sogar etwas Blut gesehen.
»Nein, dem geht’s bald wieder gut«, sagte Gerri Whelper. »Sieh doch, er winkt uns sogar zu!«
Und tatsächlich, wer immer in dem Robbie-Raccoon-Kostüm steckte, schaffte es, der Menge matt zuzuwinken, ehe die Krankenwagentüren sich schlossen.
Im grellen Schein der TV-Scheinwerfer enthüllte der braungebrannte junge Sprecher, was bei diesem dreisten Überfall gestohlen worden war.
»Wie Sie alle sicherlich wissen«, sagte er, »ist das Wunderland der Abenteuer die Heimat vieler vom Aussterben bedrohten Tierarten geworden. Unglücklicherweise gehören die Tiere, die heute nachmittag gestohlen wurden, zu den seltensten und wertvollsten in unserer Sammlung lebender Tiere. Tatsächlich galten sie als die letzten beiden Vertreter der Rasse der blauzüngigen Mangowühlmaus.« An dieser Stelle legte der Sprecher eine dramatische Pause ein. Dann: »Die Tiere wurden hier in einem speziell klimatisierten Habitat gehalten in der Hoffnung, daß sie irgendwann vielleicht Nachwuchs haben würden und
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