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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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deine Entscheidungen immer etwas überstürzt zu Stande kommen?“
    „Es tut mir Leid, Jackie. Aber freust du dich denn nicht auch etwas für mich? Wir sind wieder zusammen! Wir reden sogar darüber, ein paar Tage Urlaub zu machen, um die Entscheidung zu feiern. Vielleicht auf den Bahamas? Wir haben im Internet gestern mal nach billigen Tickets geguckt.“
    „Glückwunsch“, sage ich sarkastisch. Ich weiß, dass ich mich zickig verhalte, aber ich kann nicht anders. Oder? „Ich freue mich für dich“, ergänze ich noch und lege dann auf.
    Ich brauche eine Dusche. Ich bin eine Zumutung. Meine Augen sind verklebt. Ich hasse es, wenn ich mich abends vor dem Schlafengehen nicht wasche. Vermutlich hat sich das ganze Make-up ins Kissen geschmiert. Der AB flackert. Wie viele Anrufe habe ich eigentlich verschlafen? Iris. Iris. Wendy (Ruf mich zurück – es ist dringend.“). Iris. Iris. Mein Dad („Glückliches Neues Jahr, Fern!“). Iris.
    Zuerst durchsuche ich die Wohnung. Unter der Couch? Nein. Im Schrank? Nein. Wo zum Teufel ist mein Portemonnaie?
    Das ist das zweite Mal, dass ich es verliere. Das erste Mal war an der Uni. Es war während der Examen, als Wendy und ich zum Lernen in die Bibliothek gingen. Ich entschied, das Portemonnaie zu Hause zu lassen, weil überall auf den Bücherstapeln Zettelchen klebten: „Passt auf eure Sachen auf. Hier schleichen Diebe rum.“ So habe ich also, ausgesprochen verantwortungsbewusst, wie ich hinzufügen möchte, die Börse auf dem Küchentisch liegen lassen, und wir sind in die Bibliothek gegangen. Vier Stunden später fanden wir die Tür leicht angelehnt vor. Merkwürdig, ich bin zunächst gar nicht darauf gekommen, dass jemand eingebrochen sein könnte. Ich dachte, der Vermieter hätte unsere Schlösser ausgetauscht. Wendy drückte die Tür auf, und dann erst merkte ich, dass wir beklaut worden waren.
    Ich habe geschrien, sie soll da nicht reingehen. Was, wenn noch jemand da war? Aber Wendy sah sich bereits drin um. Der Fernseher stand noch. Der Videorekorder auch. Ich lief in mein Zimmer. Computer? Alles klar. Drucker? Alles klar. Anlage? Alles klar. Da haben wir angenommen, dass nichts weggekommen ist. Glück gehabt, dachten wir, bis ich zwei Stunden später meine CDs „Madonna: The Immaculate Collection“ vermisste. Der Idiot hatte nicht nur CDs geklaut, sondern sich auch noch die schlechteste Sammlung in ganz Philadelphia ausgesucht. Gemeinsam gehörten Wendy und mir zwei Scheiben von „Chicago Greatest Hits“, zwei „Air“-CDs, eine Hit-CD aus den Achtzigern (Funky-Mix), eine von „Pretty and Pink“ und eine von den „Spice Girls“. Unbegreiflich, warum sie „Cindy Lauper’s Greatest Hits“ nicht eingesteckt haben.
    Am nächsten Morgen merkte ich, dass der Musikdieb auch mein Portemonnaie vom Küchentisch mitgenommen hat. Als ich meinem Dad davon erzählte, antwortete er vertrauensvoll, dass es doch eine gute Sache von ihm war, mich anzuhalten, von allen Dokumenten in meiner Börse eine Kopie zu machen. Nur für den Fall …
    Eine gute Sache. Es war eine gute Sache, dass er mich dazu
angehalten
hatte.
    Und es ist eine gute Sache, dass ich aus der Erfahrung gelernt und damit angefangen hatte, von allem eine Kopie zu machen, falls so was noch mal passiert.
    Eine gute Sache.
    Verflixt.
    Mir geht das Lied „Time after Time“ durch den Kopf.
    Eine schlechte Sache.
    Ich rufe Wendy an.
    „Glückliches Neues Jahr!“ sagt sie beschwingt. „Ich bin froh, dass du es bist. Ich habe einen ganz festen Vorsatz fürs neue Jahr.“
    „Welchen?“
    „Ich schmeiß meinen Job hin.“
    „Was?“
    „Ich fahr nach Europa.“
    „Wendy … das bist so gar nicht du.“
    „Jetzt schon.“
    „Für wie lange?“
    „Ich weiß nicht. Ich habe ein One-Way-Ticket gekauft.“
    Ein One-Way-Ticket? Was, wenn sie gar nicht mehr zurückkommt? Was, wenn sie nach Paris zieht und ich Französischunterricht nehmen muss, nur um mit ihr zu sprechen? „Hast du es schon?“
    „Gestern Abend gekauft. Ich hab ein bisschen auf dem Computer rumgespielt und es im Internet gefunden.“
    Meine Güte, das Netz muss gestern ganz schön heiß gelaufen sein. Jeder hat irgendwelche Tickets gekauft. „Haben Sie dich über Neujahr arbeiten lassen?“
    „Mich lässt niemand mehr auch nur irgendwas tun“, sagt sie ein wenig zu zaghaft. „Ich wollte noch etwas fertig machen.“
    „Bist du wirklich sicher, dass du deinen Entschluss verpackt kriegst?“
    Zögern. „Ich bin nicht sicher. Aber ich

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