Grün war die Hoffnung
ein wenig schwimmen konnte – sofern das Wasser warm genug war, natürlich. Dann dachte sie wieder an den alten Seemann und Mr. Parminter, der immer eine Fliege getragen und »Ode an eine griechische Urne« auswendig hatte rezitieren können. Und dann schlief sie ein.
Als sie zum zweitenmal erwachte, war es hell, und Tills Koje war leer. Sie versuchte, sich auf den Boden zu konzentrieren, aber der wollte nicht stillstehen. Eine wütende Faust schien den Rumpf des Bootes mit donnernden Schlägen zu bearbeiten, die die dünne Matratze und die Planken darunter erzittern ließen, und dieses Erbeben setzte sich in ihr fort, bis sie es in der Brust, im Kopf, in den Zähnen spüren konnte. Und obendrein stöhnte und ächzte jede Schraube, jede Mutter, jedes Stück Metall an Bord, und das alles zusammen erzeugte ein beständiges erregtes Summen, als wäre ein Hornissenschwarm in dem Boot gefangen. Und was war das für ein Geruch? Schimmel, versteckte Fäule, die säuerliche Ausdünstung ihres ungewaschenen Körpers. Ohne nachzudenken beugte sie sich über den Eimer, den sie für den Notfall neben die Koje gestellt hatte, und gab alles, was in ihrem Magen war, von sich – der letzte Rest, beißend scharf wie Essig, kam zusammen mit einem langen, zähflüssigen Strom von Speichel. Sie schüttelte den Kopf, um klarer denken zu können, und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Dann stand sie auf und zog ihre Bluejeans und einen Pullover an, Tills Pullover, rauh wie Sackleinen, aber das Wärmste, was sie finden konnte. Wie war es nur so kalt geworden?
Es dauerte eine Weile: Sie saß da und stellte sich trockenes Land vor, einen Strand auf der Insel, einen aus dem Meer ragenden Felsen, irgend etwas, das sich nicht bewegte – erst dann war sie imstande, aufzustehen und zur Kombüse zu gehen. Sie füllte Wasser in den Kaffeebereiter, schüttete Kaffeepulver direkt aus der Dose in den Filter, ohne sich die Mühe zu machen, es abzumessen – sie konnte kaum stehen, geschweige denn irgendwelche kleinlichen Regeln einhalten, und die Männer würden ihren Kaffee ohnehin stark trinken wollen –, und stellte dann alles auf den Gasbrenner. Doch das Ding schwankte und rutschte hin und her, bis sie auf den Gedanken kam, es mit dem großen Gusseisentopf einzukeilen, in dem sie, wenn sie angekommen waren, Fischsuppe kochen wollte. Wenn sie je ankamen. Was war eigentlich passiert? Spielte das Wetter auf einmal verrückt? War es ein Taifun? Oder ein Hurrikan?
Sie sah entsetzlich aus, das wusste sie, und sie musste irgendwas mit ihren Haaren machen, doch sie kämpfte sich die schwankenden Stufen zum Cockpit hinauf und ließ sich dort auf die Couch fallen – oder vielmehr die Bank, die sie in eine Couch umgewandelt hatte, indem sie Schnüre an ein paar alte, karierte Polster aus der Garage ihrer Eltern genäht hatte. Die Fenster waren beschlagen, es war stickig und roch nach Männerschweiß und Schlamm vom Meeresgrund. Till war da und saß ihr gegenüber auf seiner Bank am Steuer, so nah, dass sie ihn mit ausgestrecktem Arm hätte berühren können. Das Steuerrad bockte immer wieder, und er hielt es mit der Linken fest, während er mit der unbeholfenen, steifen Rechten den Gashebel vor- und zurückschob. Warren beugte sich mit grimmigem Gesicht über ihn. Keiner von beiden schien sie bemerkt zu haben.
Erst da wurde ihr bewusst, wie hoch die Wellen waren, die auf sie zurollten – aufragende schwarze, flüssige Vulkane, die das Boot ins Leere fallen ließen, um es gleich darauf wieder hochzureißen, während Wassermassen gegen die Fenster prallten, als wären dort draußen hundert aus allen Schläuchen spritzende Feuerwehrwagen aufgefahren. Es gab auch einen Rhythmus: auf, ab, auf, und jedesmal klatschte Wasser gegen die Scheiben. »Wo sind wir?« hörte sie sich fragen.
Till sah nicht auf. Er war wie erstarrt, nur seine Arme und Schultern bewegten sich. »Keine Ahnung«, sagte Warren und sah über seine Schulter. »Irgendwo zwischen Anacapa und Santa Cruz, aber wer weiß das schon genau bei diesem Sturm?«
»Was wir brauchen«, sagte Till zögernd und mit gepresster Stimme, als wollte er seine Gedanken eigentlich gar nicht laut äußern, »ist ein windgeschützter Ankerplatz.«
»Laut Karte wäre der nächste die Scorpion Bay, aber das –« Es krachte, als wäre das Boot frontal mit einem Lastwagen zusammengestoßen, und Warren mit seinen marinegestählten achtzig Kilo wurde wie ein leerer Sack gegen das Fenster
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