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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Ventura aufgegeben hat, wo er Flüche und Drohungen ausgestoßen hat und man ihn hinauswerfen musste. »Nazis, ihr seid Nazis! Alles umbringen – das ist eure Lösung. Töten, töten, töten!«
    Plötzlich steht Frieda neben ihr und hebt das Mikrofon an ihr empörtes Gesicht. »Das reicht jetzt. Wenn Sie sich nicht an die Regeln der Höflichkeit halten können –«
    Er fällt ihr ins Wort: »Wie können Sie von den Regeln der Höflichkeit sprechen, wenn unschuldige Tiere zu Tode gefoltert werden sollen? Höflich? Ich werde erst wieder höflich sein, wenn das Schlachten vorbei ist, und keine Minute früher. Diese Ratten –«
    Alma spürt, wie ihr das Herz sinkt. Sie steht an Friedas Seite, fühlt sich hilflos und ausgesetzt und versucht, die Schultern nicht hängen zu lassen. Sie hat das Mikrofon, ihr Zepter, ebenso verloren wie das Publikum. Frieda späht zum Ende des Saals und ruft: »Bill. Guillermo. Würden Sie diesen Herrn bitte aus dem Saal begleiten?«
    Und da kommen sie, Bill Braithwaite mit seinen vierzig Kilo Übergewicht und Guillermo Díaz, der Techniker, mit gesenktem Kopf und hundert Pfund leichter. Sie gehen mit entschlossenen Mienen durch den rechten Seitengang auf LaJoy zu. »Diese Ratten sind schon seit zweihundertfünfzig Jahren auf der Insel!« ruft LaJoy und schiebt sich weiter in die Mitte, um ihnen auszuweichen. »Welche Welt wollen Sie wiederherstellen? Die von vor hundert Jahren? Tausend? Zehntausend? Warum« – er steht jetzt im anderen Seitengang und wendet sich an das Publikum – »nicht gleich einen Zwergmammut klonen und auf der Insel aussetzen, wie in Jurassic Park ?«
    »Bill«, sagt Frieda und stößt einen langen, entnervten Seufzer aus, der aus den Lautsprechern rauscht wie das letzte Stoßgebet eines Märtyrers. »Bill!«
    Alle scheinen sich von ihren Plätzen erhoben zu haben, Stimmen hallen von dem offenen Gebälk der Decke wider, die Versammlung ist beendet, wieder ist ein Abend vertan – oder jedenfalls der nützlichste Teil davon. Warum hat sich niemand zu Wort gemeldet, der sich zuvor informiert hat? Oder Schulkinder, die etwas über die Gewohnheiten der Inselfüchse erfahren oder wissen wollen, was der Tüpfelskunk frisst und wieso er so klein ist? Warum dieser Streit? Warum diese Wut? Warum dieser Hass? Jurassic Park . Das war ein Tiefschlag, ein demagogischer Trick, um vom eigentlichen Thema abzulenken, und am liebsten würde sie das Mikrofon an sich reißen und ihm die Meinung sagen, aber das kann sie nicht, denn sie ist ein Profi, sie hält sich an die Regeln, sie hat Geschmack und Umgangsformen und die Wahrheit auf ihrer Seite, und sich auf einen lauthals geführten Wortwechsel mit einem Soziopathen einzulassen ist ihren Zielen nicht dienlich.
    Sie blickt in den Saal. LaJoy ist bereits beim Ausgang, zwischen ihm und Bill und Guillermo ist gut die Hälfte des Publikums, so dass ihr nicht mal die Befriedigung bleibt zu sehen, wie man ihn hinauswirft. Er lässt sich Zeit, wiegt sich in den Hüften, schiebt die Schultern, dreht den Kopf keck hin und her, er bewegt sich wie ein Catcher, der die Arena betritt. Er ist beinahe draußen, die Leute machen ihm Platz, wie sie es für jeden Krawallmacher, jeden Spinner tun würden, aber im letzten Augenblick richtet er sich noch einmal auf, dreht sich um, wirft einen erbitterten Blick zum Rednerpult, an dem sie und Frieda unbeachtet stehen, reckt das Kinn und verschießt einen letzten Pfeil. So laut, dass alle es hören können, ruft er: »Wer hat Ihnen eigentlich erlaubt, Gott zu spielen, Frau Doktor ?«
    Danach, bei dem Empfang, den das Museum für sie ausgerichtet hat und bei dem man warmen Weißwein und weiche Tortillachips reicht, kommen einige Leute zu ihr, um ihr zu sagen, wie anregend und informativ ihr Vortrag war, wie sehr sie das, was sie für die Inseln tut, befürworten und wie beklagenswert sie die Dummheit und Grobheit finden, deren Zeugen sie heute abend geworden sind. Sie meinen es gut, aber mehr als ein reflexartiges Lächeln und ein freundliches »Danke« bekommt Alma nicht zustande. Nach LaJoys Abgang – Anise Reed ist zusammen mit ihm hinausgeschlichen – ist es Frieda gelungen, die Leute zu beruhigen, so dass die Fragestunde wie geplant fortgesetzt werden konnte. Alma hat Fragen von Menschen beantwortet, die echtes Interesse gezeigt haben, und die Gelegenheit genutzt, sie zu informieren, mit all der Verbindlichkeit und Redegewandtheit, die ihr zu Gebote stehen. Und das war schon eine Leistung angesichts

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